30.04.2010, 08:44 Uhr

Das neue MacBook Pro im Test

Apple hat dem MacBook Pro vor kurzem neue Prozessoren und Grafikkarten spendiert. Wir haben uns das Flaggschiff unter den 15-Zoll-Modellen genau angesehen.
Das neue MacBook Pro sieht genauso aus wie sein Vorgänger, es ist lediglich 50 Gramm schwerer geworden und erreicht damit ein Kampfgewicht von 2,54 kg. Das edle Gehäuse, dessen Oberseite wie schon beim Vorgänger aus einem einzigen Stück Aluminium gefräst wird, vermittelt den Eindruck, als liessen sich damit Nägel einschlagen. Im Innern rotiert eine 500-GB-Festplatte, die sich optional durch eine SSD-Einheit ersetzen lässt. Die Aufpreise dafür sind gewohnt hoch, drei Modelle stehen zur Auswahl: 128 GB (+ Fr. 260.-), 256 GB (+ Fr. 845.-) und 512 GB (+ Fr. 1690.-).
Bei den Anschlüssen handelt es sich um die üblichen Verdächtigen: 2 USB-2.0-Anschlüsse, 1 FireWire-800-Anschluss (der mit dem passenden Kabel auch mit FireWire 400 kompatibel ist), 1 Schacht für SD-Karten sowie Gigabit-Ethernet.
Ausserdem steht für die Audio-Eingabe und -Ausgabe ein 3,5-mm-Klinkenstecker zur Verfügung, Dieser gibt den Ton analog und digital wieder, bei Verwendung einer optischen Toslink-Verbindung wird auch 5.1-Surroundsound unterstützt. Wenn ein Apple-Kopfhörer mit integrierter Mikrofonkapsel angeschlossen wird (also zum Beispiel der iPhone-Kopfhörer), überträgt die Buchse auch den Ton, sodass VoIP-Anwendungen wie Skype ohne sperriges Headset möglich sind. Bei unserem Test mit dem (iPhone-kompatiblen) Kopfhörer eines Drittanbieters funktionierte die Audio-Eingabe hingegen nicht. Auch wer ein gewöhnliches Headset verwenden will, muss dieses über USB verbinden. Ein zusätzlicher optischer Audioeingang qualifiziert das MacBook Pro für den Einsatz im Tonstudio.
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Auch beim Mini-Displayport hat sich viel Unsichtbares getan: Neu wird nicht nur die Bild-, sondern auch die Tonausgabe unterstützt, inklusive 5.1-Surroundsound. Damit lässt sich das neue MacBook Pro zu einem vollwertigen Mediacenter aufrüsten. Den dazu nötigen Adapter auf HDMI liefert zum Beispiel der Zubehörhersteller Belkin.
Dem Trackpad wurden ein neuer Trick beigebracht. Zusätzlich zu den frei definierbaren Gesten mit 1 bis 4 Fingern gesellt sich das «Scrollen mit Nachlauf». Dazu wird mit zwei Fingern über das Trackpad gestrichen, und wenn die Finger angehoben werden, gleitet die Seite noch ein wenig weiter, was den natürlichen Eindruck verstärkt. Wie beim Vorgänger agiert das ganze Trackpad auf Wunsch wie eine riesige Maustaste, die durch Herunterdrücken klickt. Allerdings ist der Kraftaufwand dafür so hoch, dass viele Anwender eine einfaches Antipppen der Oberfläche bevorzugen werden.
Kernige Sache: der neue Prozessor
Der Intel-Core-i7-Prozessor gehört natürlich zu den interessantesten Neuerungen. Der Hauptprozessor ist mit zwei physikalischen Kernen ausgestattet. Beide können zwei Threads parallel verarbeiten («Hyper-Threading»), sodass insgesamt vier virtuelle Kerne zur Verfügung stehen, die von Mac OS X automatisch erkannt und optimal ausgelastet werden.
Die zweite Eigenschaft nennt sich «Turbo Boost», und die erinnert nicht nur vom Namen her an die einst populäre Fernsehserie «Knight Rider». Dabei wird der Prozessor bei hohem Leistungsbedarf von 2,66 GHz auf 3,06 GHz hochgetaktet. Benötigt eine Anwendung jedoch nur einen der beiden Prozessorkerne, wird einer der beiden auf 3,33 GHz hochgetaktet und der andere auf Sparflamme gestellt. All dieses Prozesse laufen automatisch und vor dem Benutzer verborgen ab.
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Display in drei Geschmacksrichtungen
Das Display zeigt die selben Qualitäten wie der Vorgänger. Kontrast, Helligkeit und Brillanz sind hervorragend. Die LED-Hintergrundbeleuchtung sorgt bei geringem Strombedarf für eine helle und vor allem gleichmässige Ausleuchtung ohne Schleier oder Wolken.
Zum ersten Mal seit Langem bietet Apple den Kunden verschiedene Displays als Option an. Das Standard-Hochglanz-Display arbeitet mit einer Auflösung von 1440 x 900 Pixeln. Alternativ dazu gibt es zwei höher aufgelöste Varianten mit je 1680 x 1050 Pixeln - eine davon in Hochglanz (+ Fr. 130.-), die andere matt und entspiegelt (+ Fr. 195.-). Damit wird ein lange geäusserter Kritikpunkt über die stark spiegelnden Displays hinfällig.
Zusätzlich kann am Mini-DisplayPort ein externer Monitor angeschlossen werden, der das Bild des internen Monitors wahlweise dupliziert oder erweitert. Externe Displays werden bis zu einer Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln unterstützt, während das interne weiterhin mit der vollen Auflösung betrieben wird. Zum Vergleich: Das Display des 27-Zoll-iMacs bringt es auf eine Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln, also knapp darunter. Der Adapter für den Anschluss eines externen Displays ist nicht im Lieferumfang enthalten.
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Die Grafik: mehr für weniger
Mindestens genauso wichtig wie die Leistung des Hauptprozessors ist diejenige der Grafikkarte - vor allem für Spieler. Um den Akku nicht übermässig mit einer überkandidelten Grafikkarte zu belasten, wurden derer gleich zwei eingebaut.
Die integrierte HD-Grafikkarte von Intel arbeitet mit 256 MB RAM, das vom Arbeitsspeicher abgezwackt wird. Diese Karte bewältigt Office-Arbeiten, das Surfen im Internet und dergleichen mehr, und das bei geringem Stromverbrauch. Wird plötzlich mehr Leistung für aufwendige 3D-Berechnungen angefordert, fährt gröberes Geschütz auf, und zwar in Form der dedizierten nVidia GeForce GT330M. Sie arbeitet mit 512 MB eigenem RAM und 48 Prozessorkernen - damit sind auch anspruchsvolle 3D-Spieletitel problemlos spielbar. Trotzdem verbraucht die neue Grafikkarte laut Apple 30 % weniger Strom als die Vorgängerin.
Der Einsatz der jeweiligen Grafikkarte ist üblicherweise Mac OS X selbst überlassen. In der Systemeinstellung «Energie sparen» lässt sich dieser Schalter jedoch umlegen, sodass immer die dedizierte Karte verwendet wird - auch wenn dafür unterwegs der Akku schneller leer ist. Die Änderung erfolgt sofort, ein Abmelden oder sogar Neustart des Rechners ist nicht nötig.
Infos über die Akkuleistung und das Fazit unseres Tests finden Sie auf der nächsten Seite.
Lang lebe der Akku!
Das Motto der neuen MacBook Pro lautet unmissverständlich: mehr Leistungsfähigkeit bei längerer Batterielaufzeit. Damit dieser Spagat gelingt, wurde einerseits die Technik auf den neusten Stand gebracht und andererseits der Leistungshunger durch Software-Tricks reduziert. Die Grafikkarte für den Alltagsgebrauch, der reduzierte Strombedarf der dedizierten nVidia-Karte und das intelligente Prozessormanagement sorgen für eine geringere Leistungsaufnahme. Gleichzeitig wurde aber auch das Speichervermögen des Akkus verbessert. So erstreckt sich die Unabhängigkeit von der Steckdose laut Apple auf 8 bis 9 Stunden, in unserem Test waren es aber eher 7 bis 8 Stunden - allerdings sind solche Werte wie immer mit Vorsicht zu geniessen, weil jeder Anwender andere Tätigkeiten ausführt.
Der Akku kann nach wie vor nicht vom Anwender selbst getauscht werden. Er soll laut Apple jedoch bei normaler Benutzung rund 5 Jahre halten. 1000 Ladezyklen vergehen, bis eine Verschlechterung für den Anwender spürbar wird, und wenn der Akku wirklich seine Lebensspanne erreicht hat, wird er von Apple getauscht.
Fazit: Wenn man dem MacBook Pro nur ein Adjektiv anhängen dürfte, dann wäre «kompromisslos» eine gute Wahl. Weder bei der Ausstattung noch bei der Qualität lässt irgendetwas zu wünschen übrig. Dass nun auch ein mattes, entspiegeltes Display angeboten wird, zeigt, dass man in Cupertino auf die Anwender hört - auch wenn es manchmal ein wenig länger dauert.
Kritikpunkte gleichen dem Jammern auf hohem Niveau: Für einen echten Klick auf dem Trackpad ist zu viel Kraft nötig. Der eine oder andere möchte vielleicht den Akku selbst tauschen können, und wer nur den letzten Stand der Technik sucht, vermisst einen USB-3.0-Anschluss. Doch unter dem Strich bleibt ein Notebook, das schlicht und einfach in seiner eigenen Liga spielt.
Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 2799 Franken. Weitere Infos finden sich unter Apple.com.



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