IBM 27.02.2015, 10:00 Uhr

Die Zukunft von Supercomputer Watson

Der Supercomputer Watson hat eine Quiz-Show gewonnen und bewährt sich in der Medizin als Assistent. Künftig soll er sich auch an Diskussionen beteiligen.
Guruduth Banavar von IBM Research entwickelt Watson weiter
Als Berater für Ärzte, Forscher, Marketingassistent und Vermögensverwalter lässt sich der Supercomputer Watson heute einsetzen. IBM hat seine Software mit passenden Algorithmen und Schnittstellen ausgestattet. Die Systeme werden heute als fertige Pakete kommerziell angeboten. Parallel dazu arbeitet IBM Research an der zugrundeliegenden Watson-Technologie. Cognitive-Computing-Forschungsleiter Guruduth Banavar gab im Gespräch mit Computerworld einen Ausblick auf die nächste Version von Watson.
Computerworld: Worin wird sich die nächste Generation von Watson von der Jeopardy-Maschine unterscheiden?
Guruduth Banavar: Die erste Watson-Generation war gut im Beantworten von Fragen wie: Was?, Wann? oder Wer? Hier wurden Fakten abgefragt. Die Maschine konnte passende Termini heraussuchen und mit einer Wahrscheinlichkeit die richtige Antwort geben.
Die nächste Generation wird Fragen nach dem Warum und dem Wie beantworten können. IBM Research arbeitet daran, den Verarbeitungsweg bis hin zum logischen Schluss in Software abzubilden. Damit werden komplexere Recherchen und die Ergebnisse nachvollziehbar dargestellt. So wird Watson zum Beispiel in der Diskussion über den volkswirtschaftlichen Nutzen eines Gesetzesvorschlags relevante Argumente erkennen, darstellen und gewichten können.
Welche weiteren Entwicklungsfelder gibt es für Watson?
Die nächste Generation von Watson wird nicht mehr nur geschriebene und gesprochene Sprache verarbeiten können, sondern auch andere Medien wie Bilder und Filme. Der Computer bekommt sozusagen Augen.
In einem Überwachungsvideo wird die Technologie beispielsweise erkennen können, wenn ein Auto in der falschen Richtung auf die Autobahn fährt. Wegen des Geisterfahrers könnte die Maschine dann automatisch Alarm schlagen und die Polizei informieren.
Neben der «einfachen» Erkennung von Geschehen wird Watson auch lernen, menschliche Gesten zu verstehen. Die Maschine kann schon heute etwa Kopfnicken als Zustimmung interpretieren und Kopfschütteln als Ablehnung. Wenn die automatische Verarbeitung von Gesten mit derjenigen für das Erkennen verbaler Äusserungen kombiniert wird, können sehr leistungsfähige Systeme gebaut werden. Eine denkbare Anwendung sind Roboter für die Pflege.
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Jüngst kündigte das japanische Telekommunikationsunternehmen SoftBank an, Roboter mit Watson-Technologie bauen zu wollen. Was steckt hinter diesem Vorhaben?
Die Roboter sind ein Device vergleichbar mit einem Smartphone, das die Logik von Watson aus der Cloud bezieht. Wenn der Benutzer eine Frage stellt, gibt das Gerät sie an Watson weiter und gibt die Antwort in vom Menschen verständliche Sprache aus.
Der Roboter kann aber mehr, zum Beispiel Gegenstände transportieren. Hier sind diverse Anwendungen denkbar, beispielsweise der Kundendienst in Filialen. Watson muss dafür lernen, ob in einer bestimmten Situation eine Aktion passend ist. Wenn ein sichtlich verärgerter Kunde sich über einen nicht erbrachtes Vertragsversprechen beschweren will, ist es wenig passend, dem Filialbesucher eine Vertragsverlängerung anzubieten.
Wie ist IBM Research Zürich an der Watson-Entwicklung beteiligt?
Watson wird von einem globalen Team entwickelt, das über alle zwölf IBM-Labore weltweit verteilt ist. Das Ziel ist, keine monolithischen Systeme zu schaffen, sondern Services, die sich multipel kombinieren lassen.
Alessandro Curioni von IBM Research Zrichund sein Team arbeiten an der Skalierbarkeit der Verarbeitungslogiken für riesige Datenmengen, um Big-Data-Analysen möglichst schnell und effizient zu machen. Sie haben zum Beispiel eine Technologie entwickelt, die in einem riesigen Datenbestand die aussagekräftigsten Muster findet, welche den ganzen Datensatz am besten beschreibt und so wesentlich schneller analysierbar macht.
Was sind die Herausforderungen dabei?
Computersysteme haben heute schwere Zeiten, denn ihre Kapazität wächst weniger schnell als die zu verarbeitenden Daten. Um die Informationsmassen zu bewältigen, muss es auch möglich sein, verschiedene Computing-Ressourcen zusammenzuschliessen, etwa die Cloud, lokale Supercomputer sowie Smartphones oder Arbeitsplatz-Computer.
Mit welchen Anwendungsfragen treten Schweizer Kunden an die Watson-Entwickler heran?
Die Firmen wollen erfahren, wie die Watson-Software ihnen helfen kann, Probleme mit Big Data zu lösen. Denn viele Kunden sammeln zwar heute Daten, sind sich aber bewusst, dass sie das darin enthaltene Wissen noch zu wenig nutzen. Wir zeigen dann auf, welche Möglichkeiten sowie Grenzen die Watson-Technologie hat und wie sie in dem konkreten Anwendungsfall hilfreich sein kann. Diese Gespräche führen meine Kollegen und ich auch mit Unternehmen in der Schweiz, die grosses Interesse an der Technologie zeigen.



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