Avaloq
24.02.2011, 09:02 Uhr
Wachstumsfaktor Fachkräftemangel
Wenn ICT-Anbieter wachsen wollen, benötigen sie gut ausgebildete Fachkräfte. Laut Avaloq-CTO Klaus Rausch ist der Mangel zurzeit noch nicht akut, er könnte es aber werden.
Schweizer ICT-Anbieter sind in der komfortablen Situation, Absolventen und Fachkräfte aus dem Ausland mit attraktiven Arbeitsbedingungen, überdurchschnittlichem Salär und herausfordernden Aufgaben zu gewinnen. Allerdings holen die Wettbewerber jenseits der Grenzen auf. Auch sie wissen, dass Talente nicht mehr nur mit viel Geld und einem iPhone als Firmenhandy angelockt werden können. Vielmehr muss auch das Betriebsklima stimmen und der Job attraktiv sein. «Bei den heutigen Digital Natives haben Werte wie finanzielle Sicherheit und hohe Lebensqualität nicht mehr den überragenden Stellenwert wie früher», weiss Avaloq-CTO Klaus Rausch. Bei dem Zürcher Software-Unternehmen erarbeiteten das Managementteam eine Agenda für das Jahr 2015. Im Zentrum dieses Programms steht neben dem internationalen Wachstum, insbesondere das Fördern der Unternehmenskultur im Sinne der Mitarbeiter. «Wir wollen 2015 ein Employer of Choice sein», gibt Rausch als Ziel vor. Avaloq habe heute Prozesse implementiert, bei denen nicht nur die Führungsmannschaft, sondern ein Team aus leitenden Angestellten und Mitarbeitern über Innovationen entscheidet. «Die Kollegen tragen ein mögliches Risiko, profitieren aber auch von einem möglichen Gewinn», führt Rausch aus. Mit solchen Prozessen schaffe Avaloq aber auch eine viel stärkere Identifikation seiner Mitarbeiter mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen, als wenn die Führungsriege im Alleingang entscheide. Nächste Seite: «Informatiker sind noch oft Nerds»
Laut dem Cheftechnologen funktionieren Innovationsprozesse mit Beteiligung der Basis nur, wenn qualifiziertes und motiviertes Personal beteiligt ist. Hier sieht Rausch auf die gesamte Branche und damit auch Avaloq Probleme zukommen: «Zurzeit finden wir noch ausreichend Mitarbeiter, um mit den Kunden international zu expandieren», sagt Rausch. Avaloq war in den vergangenen Jahren gemeinsam mit DBS in den Markt in Singapur eingetreten, zusammen Nomura in den Markt in Hongkong und mit der RBS Coutts in den britischen Markt. «Das Wachstum ist aber endlich, wenn wir kein adäquates Personal mehr finden. Dieses Problem müssen und werden wir lösen», ist das Avaloq-Geschäftsleitungsmitglied zuversichtlich.
Informatik raus aus der Nerd-Ecke
Gegen den Fachkräftemangel werde hierzulande zu wenig getan. An den Schweizer Hochschulen seien heute die Studierendenzahlen in Fächern wie Informatik noch immer stagnierend bis sogar rückläufig, identifiziert Rausch eine Ursache. Von den Bildungseinrichtungen und auch der Industrie sei versäumt worden, die Informationstechnologie als attraktiven Studiengang zu positionieren. «Der IT-Mitarbeiter als Computer-Nerd ist noch immer das vorherrschende Berufsbild in der Informatik», manifestiert Rausch. Aber auch in der Ausbildung sieht der Avaloq-CTO Defizite. «Die ICT-Industrie macht rapide Fortschritte. An den Universitäten und Fachhochschulen wird auf diese Entwicklung aber noch zu selten reagiert», so Rausch. Dies sei allerdings nicht allein die Schuld der Bildungseinrichtungen, auch die Industrie engagiere sich zu wenig. Indem Industriekontakte in den Lehrstühlen institutionalisiert würden, könnten Wissenschaftler gemeinsam mit Praktikern sicherstellen, dass den Absolventen diejenigen Fähigkeiten vermittelt werden, die am Markt wirklich benötigt werden.