24.02.2005, 00:00 Uhr
Vereinte Kräfte für die Forschung
In der Life Sciences Grid Conference von United Devices in Zürich haben Anwender aus den Lebenswissenschaften und der Pharmaindustrie ihre Erfahrungen mit der Grid-Rechnerei ausgetauscht.
Am Montag und Dienstag haben sich im Zürcher Hotel Marriot Vertreter der hiesigen Lebenswissenschaften und der internationalen Pharmabranche zusammengefunden. Sie sind dem Ruf der US-stämmigen Firma United Devices (UD) zur Life Sciences Grid Conference 2005 gefolgt, einer Veranstaltung mit dem unverkennbaren Ziel, die "entscheidende" Rolle herauszustreichen, die das Grid Computing für die Lebenswissenschaften spielen kann und welcher geschäftliche Nutzen sich damit erzielen lässt. UD, selbst Anbieterin von Unternehmens-Grid-Lösungen, nutzte den zweitägigen Event unter anderem auch dazu, den versammelten Branchenexperten ihre frisch gegründete helvetische Niederlassung vorzustellen.
Die Grid-Rechnerei hat im Geschäftsumfeld zwei wesentliche Anwendungsgebiete: Die Lebenswissenschaften und die Finanzdienstleistungen, etwa bei der Portfolio-Optimierung. Auf starkes Interesse stösst das vernetzte Rechnen jüngst jedoch vor allem in der Pharma- und Biotechindustrie. Spätestens seitdem Novartis im Jahr 2002 zur Simulation von molekularen Prozessen das erste Firmen-PC-Grid der Schweiz auf die Beine gestellt hat, ist bekannt, dass die gebündelten Ressourcen von Arbeitsplatzrechnern für die Industrie von Nutzen sein kann. So durfte die Basler Grid-Verfechterin und UD-Anwenderin denn auch nicht an der Life-Sciences-Grid-Konferenz fehlenÖgenausowenig wie weitere Firmenkunden der Veranstalterin, etwa Jonson&Jonson und Accelrys.
Auf eindrückliche Weise haben die Gastredner erklärt, wie Grids zur Verkürzung der präklinischen Laborstudien, zur Suche nach potenziellen Kandidaten für Medikamente oder zur Berechnung von Proteinstrukturen verwendet werdenkönnen. Generell lässt sich festhalten, dass die Stärken bei einem internen Grid bei rechen-, jedoch nicht datenintensiven Anwendungen liegen, die gut parallelisierbar sind. Novartis-Mann Dmitri Mikhailov ist gar überzeugt, dass sich die meisten Anwendungen Grid-befähigen lassen.
Doch auch kritische Stimmen waren zu hören. Carl Claunch, Research-Präsident bei Gartner, hielt fest, dass trotz des offensichtlichen Mehrwerts, den Forscher bereits heute durch den Grid-Einsatz erhalten, die Technik selbst alles andere als ausgereift sei. Oftmals sei die Kommunikation im Rechnerverbund schlecht, worunter insbesondere die Lastverteilung leide. Daneben würden Schwächen bei sicherheitstechnischen und rechtlichen Aspekten sichtbar, sobald das eigene Firmennetz verlassen wird, um über das Internet mit anderen Geschäften zusammenzuarbeiten. Die grösste Herausforderung für die unternehmerische Grid-Rechnerei sieht Claunch jedoch bei den Applikationen: Noch fehlten Paradigmen und Methoden, um Anwendungen effizient in Grid-taugliche Teilaufgaben aufzuspalten, sagt er.
Dass es noch viel zu tun gibt, weiss auch Ed Hubbard, Präsident und Gründungsmitglied von UD. Er freut sich diesbezüglich über die frische helvetische Zweigstelle, die er von gegenwärtig vier Mitarbeitern auf deren zehn aufstocken will. Die Schweiz habe man gewählt, um die User in Europa besser betreuen zu können, so Hubbard.