30.05.2012, 11:58 Uhr

RIMs Waterloo

RIM muss erneut eine Verlustwarnung herausgeben. Wie lange kann sich das einstige Erfolgsunternehmen noch im Markt behaupten?
Erlebt RIM sein eigenes Waterloo? (Bild: Schlacht von Waterloo 1815, William Sadler / Wikipedia)
Research in Motion war einst Marktführer bei Smartphones, nun ist der Blackberry-Hersteller bloss noch das grösste IT-Unternehmen Kanadas. Und glaubt man Markt-Auguren, bleibt wohl nicht einmal mehr diese Auszeichnung. Oder wie es die Credit Suisse in einer kürzlich verfassten Analyse treffend beschreibt: «Das Unternehmen fällt rasch auseinander».  Dabei sah RIM zuerst wie eine Erfolgsgeschichte aus. Mit dem Blackberry wurde eine Marktlücke entdeckt, das eigenständige E-Mail-System war überall anzutreffen. 2008 wurde die Aktie entsprechend hoch gehandelt (150 Dollar), doch dann kam die iPhone-Generation: Apple und Samsung entwickelten Smartphones, die innovativer, bedienungsfreundlicher und stylischer waren als der Blackberry, die Jugend rannte diesen Unternehmen die Läden ein und strafte RIM mit Verachtung. Und was machten die Sitzengelassenen? Die nahmen die Konkurrenz nicht ernst und wollten den Hype aussitzen. Denn bei Managern blieb der Blackberry nach wie vor beliebt, war ihr Argument. Nur gewann man keine Neukunden mehr. Mit der Zeit sprangen jedoch auch immer mehr Geschäftskunden ab und in zwei Jahren soll RIMs Anteil am globalen Smartphone-Markt noch vier Prozent betragen, wie die Credit Suisse voraussagt. Heute zahlt man an der Wallstreet dementsprechend noch knapp 11 Dollar für die Aktie, ein Kursverlust von über 90 Prozent. Passend dazu der Name der Stadt, in der die Firma ihren Hauptsitz hat: Waterloo. 

Alle Änderungen bringen nichts 

Um dem Schicksal Napoleons zu entgehen, wagten sich die Kanadier an die Radikalkur: Die Firmengründer nahmen zu Beginn des Jahres den Hut, ein neuer CEO sollte es richten (Computerworld.ch berichtete). Doch der Erfolg stellte sich auch mit Thorsten Heins nicht ein, das vierte Quartal 2011, welches am 3. März endete, steht mit einem Verlust von 125 Millionen Dollar zu Buche. Und gerade gestern gab das Unternehmen eine Verlustwarnung für Q1 heraus, Schuld daran seien «die grossen Preiskämpfe im Markt».   Nun werden zwar tausende Mitarbeiter entlassen, über ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"59733","page":0,"text":"neue Innovationen","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#! nachgedacht und Spitzenbanker eingestellt, die verschiedene Unternehmensstrategien bewerten sollen.  

Facebook als Retter in der Not? 

Doch für neue Pläne dürfte es mittlerweile zu spät sei, es ist nicht mehr kurz vor, sondern wohl schon nach zwölf für den Blackberry-Hersteller. Oder wie anders ist es zu erklären, dass auf dem Mobile World Congress 2012 RIM zwar mit einem Stand vertreten war, mit Ausnahme des Blackberry OS 2.0 für das Tablet aber keine einzige Neuerung gezeigt hat? Eine ums Überleben kämpfende Firma hätte wohl mehr Innovation an den Tag gelegt. Hilfe für die Aktionäre scheint nun aber von unerwarteter Seite zu kommen: Weil auch Facebook seit seinem Börsengang dringend Impulse braucht, überlegt sich Mark Zuckerberg, ein eigenes Telefon zu lancieren. Gut möglich, dass dies in Zusammenarbeit mit RIM geschieht, was aber wohl nichts anders als die Übernahme des einstigen Smartphone-Weltmarktführers bedeuten würde. Doch wie heisst es so treffend: besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.



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