Operation am offenen Herzen
Operation am offenen Herzen
Die Implementation wurde dann in viele kleine Lieferungen aufgeteilt, die unter anderem parallel entwickelt wurden. So wurden bis zu acht Sub-Releases pro Jahr in die Produktion eingespielt. Damit konnte die Auslastung der Analysten und Entwickler optimiert werden. Zudem wurden Klumpenrisiken vermieden. Zusätzlich wurden im Bereich des Projektmanagements regelmässige Riskmanagement-, Issue- und Status-Meetings sowie proaktiv qualitätssichernde Massnahmen wie Reviews von Planungen und Lösungsvorschlägen in enger Abstimmung mit den Endbenutzern durchgeführt. Alle Kernfunktionen hatten eine Fallback-Option implementiert, um das Order-Processing bei Bedarf wieder auf die alten Anwendungen zurückzusetzen. Dieses Vorgehen ermöglichte eine nahtlose Integration neuer Funktionen und garantierte gleichzeitig eine zuverlässige Auftragsverarbeitung in allen Phasen des Projekts.
«Damit wir die nötige Performance erreichen, wurden umfangreiche Load- und Performance-Tests durchgeführt. So konnten wir das System laufend optimieren. Am Schluss war dann die Performance mit dem neuen System auf Mainframe-Basis in allen Bereichen besser als mit dem alten System. Thüring: «Um die Performance sicherzustellen wurde bereits ein Jahr vor Einführung parallel zur Implementierung mit Tuning-Massnahmen gestartet.» Und Hug ergänzt: «Zudem arbeiteten wir mit Pilotbenutzern. Sie haben über mehrere Monate mit dem alten wie auch dem neuen System gearbeitet. Erst als diese zufrieden waren, wurde mit dem Rollout, der sich über fast fünf Monate hinzog, gestartet.»
«Es war eine Operation am offenen Herzen», erklärt Hug nochmals. «Der laufende Betrieb durfte nicht gestört werden und der Übergang sollte für die Beteiligten möglichst reibungslos sein». Dies sei gelungen, freut sich Thüring. «Die meisten der 10000 internen Benutzer sowie alle Benutzer des Internet Banking haben vom Wechsel gar nichts mitbekommen.»
Was hat sich für die User verändert? Thüring: «Die Daten im System stehen nun in Realtime zur Verfügung. Neue Instrumente, die von externen Providern wie der Telekurs geliefert werden, sind sofort verfügbar und es kann damit gehandelt werden.» Hug ergänzt: «Wir haben heute keine Redundanzen mehr, der Endbenutzer hat nur noch ein System, welches direkt die Originaldaten anzeigt. Der Wissenstransfer und die Projektübergabe an die Supportorganisation erfolgten im Rahmen von strukturierten, von Mitgliedern des Projektteams entwickelten Schulungskursen.» Thüring rechnet derweil die Einsparungen vor: «Das OTEx-Projekt generiert über einen Zeitraum von fünf Jahren einen positiven Net Present Value von 33 Millionen Franken, wobei der grösste Teil dieses Betrags auf Einsparungen bei den Wartungskosten von jährlich sechs Millionen Franken entfällt.»
Roger Huber