802.11ac 17.02.2012, 11:26 Uhr

Die neue WLAN-Generation verspricht einiges

Der Nachfolger des WLAN-Übermittlungsstandards 802.11n heisst 802.11ac. Dieser ist wesentlich schneller, höher, und weiter – aber auch komplizierter.
Die nächste Generation der IEEE-802.11-Familie läutet die Zukunft der WLAN-Übertragung ein: Mit 802.11ac werden Übertragungsgeschwindigkeiten von 3.47Gbps möglich sein, die Gesamtkapazität wird bei 6.93GBps liegen. Ein Traum für das Digitale Heimnetzwerk. Denn damit ist es einer Familie beispielsweise möglich, ihren HD-Content in verschiedene Räume zu streamen, während gleichzeitig der 16-jährige Sohn sein neustes HD-Video auf Youtube lädt. 

Der Vorgänger als Vorbild

Das im Herbst 2009 durch die IEEE ratifizierte 802.11n war bereits ein Quantensprung für die drahtlose Verbindungswelt: Neue Kanaleinteilungen gegenüber den Vorgängerstandards und eine Frequenzbanderweiterung von 2.4-GHz auf 5 GhZ pushten den Datentransfer auf 600MBit/s, dazu kamen zwei weitere grosse Änderungen: Erstmals wurde die sogenannte MIMO-Technik (multiple-input, multiple-output) eingesetzt, die mehrere Antennen nutzt und dadurch mehrere simultane Datenübertragungen ermöglicht. Das andere Key-Feature war das sogenannte Channel-Bonding, welches gleichzeitig zwei separate nicht überlappende Kanäle (20GhZ und 40GhZ) zum Datentransfer nutzbar machte und dadurch die Störungsanfälligkeit drastisch reduzierte.Diese Vorteile übernimmt 802.11ac direkt, wendet sie aber wesentlich effektiver an als der Vorgänger. Denn während man bei 802.11n die 5GhZ-Frequenz als netten Zusatz bekam, aber eigentlich meistens auf 2.4GhZ unterwegs war, ist 802.11ac speziell für das 5GhZ-Band gemacht. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Vorteile der neuen Übertragungsart

Eine andere Frequenz, unzählige neue Möglichkeiten

Das 5GhZ-Band hat den Vorteil, dass in diesem Frequenzbereich fast nichts anderes angesiedelt ist.. Während WLAN die alte Frequenz mit Babyphones, Bluetooth und Mikrowelle teilen musste, ist bei 5GhZ ein störungsfreier Betrieb darum fast immer möglich. Auch Channel Bonding wird nochmals effizienter, mit dem neuen Übermittlungsstandard sollen – unter bestimmten Voraussetzungen – bis zu 160MhZ möglich sein. Das neue Frequenzband ist aber nur einer von vielen grossen Vorteilen, den 802.11ac gegenüber all seinen Vorgängern hat. Ein anderer: Obwohl die Datengeschwindigkeit markant zunimmt, wird vermutlich weniger Strom verbraucht als mit vergleichbarer 11n Kapazität. Denn während die N-Spezifikation die Batterien der mobilen Geräte schnell ausreizt, wendet 11ac effizientere Datenenkodierungsmechanismen an. Zudem ist Videoübermittlung oftmals «one way», was bedeutet, dass  ein PC oder DVR das Video übermittelt und mehr Power braucht, während TV oder iPad das hohe Bandbreitensignal abbekommen, welches weniger Power braucht. Zu guter Letzt bietet 11ac auch noch die Möglichkeit, dass eine Übertragungsmethode – zum Beispiel Videostreaming – gleichzeitig bei mehreren Empfängern ankommt. Bisher ist der Verkehr fast ausschliesslich point-to-point von statten gegangen, was nichts anderes heisst, als das es die dreifache Bandbreite gebraucht hat, wenn der gleiche Videostream an drei Orte gesendet wurde.  Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Nachteile und Ausblicke

Die Kehrseite

Bei allen Vorteilen hat aber auch 802.11ac seine Schattenseiten:
  • Die Komplexität: Wie so oft kommt mit technologischem Fortschritt ein verständnistechnischer Rückschritt. 11ac ist sehr komplex, was es für den Heimanwender schwer macht, Wlan 802.11ac richtig zu installieren. 
  • Die Leistungsfähigkeit: Sie wurde als grosses Plus genannt, das auch zu recht. Trotzdem bleibt sie auch eines der Hauptprobleme von 11ac, vor allem für Geräte, die als Quelle für die hohen Bandbreiten gedacht sind. Denn um die höchsten Datenraten erreichen zu können, braucht es bis zu acht Radiofrequenzübertragungstransmitter (RF). Zum Vergleich: 11n erlaubt heute vier solcher Sender, aber die Nummer von Geräten die es unterstützen, bleibt extrem klein. 
Überhaupt ist zu sagen, dass es vermutlich noch eine lange Zeit dauern wird, bevor die Fähigkeiten von 11ac ganz ausgeschöpft werden können. Da stört es auch nicht, dass es noch eine Weile dauern wird, bis 802.11ac erhältlich sein wird. Ratifiziert wird der neue Standard zwar schon in ungefähr zwei Jahren, doch die Hersteller werden bis dahin noch diverse technologische Probleme zu lösen haben. Darum: Wer sich gerade erst 11n zugelegt hat, keine Sorge. Und auch wenn dann die neue Technologie an die Tür klopfen sollte, sollte sie nicht sofort hereingelassen werden. Denn bevor das getan wird, sollte sichergestellt sein, dass man auch über die benötigten Anforderungen und Geräte verfügt, um 802.11ac auch optimal ausnutzen zu können.
Der Originaltext stammt von Jay Botello, Network World (US)



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