28.08.2008, 16:54 Uhr

Microsoft fördert ETH-Projekte

Im Rahmen der Initiative «Innovation Cluster for Embedded Software» (ICES) unterstützt Microsoft Schweiz sieben aktuelle Forschungsprojekte an den Eidgenössisch Technischen Hochschulen von Lausanne und Zürich im Bereich Embedded Systems. Am Donnerstag präsentierten die Wissenschaftler ihre konkreten Pläne.
Microsofts Schweiz-Chef Peter Waser stellte die sieben ICES-Projekte vor (Foto: David Küenzi)
Embedded Systems sind im Alltag bereits weit verbreitet. In vielen Lebensbereichen ist diese Technik im Einsatz, etwa im Auto, in Navigationssystemen, in medizinischen Implantaten, Unterhaltungselektronik wie Set-Top-Boxen und Videorecordern oder Messwerkzeugen.
Laut Schweiz-Chef Peter Waser will Microsoft mit der ICES-Initiative den Standort Schweiz stärken: «Wenn Innovationen stoppen, bremst das auch unser Wachstum. Der Förderung von lokalem Informatikernachwuchs soll deshalb höchste Priorität beigemessen werden». Die derzeit sieben Projekte sind auf Laufzeiten von ein bis drei Jahren ausgelegt, das ICES ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Waser stellte in Aussicht, dass weitere Projekte folgen - auch mit Unterstützung anderer Firmen. Microsoft als Initiator ist derzeit der einzige Förderer des Innovation Clusters.
Erfolgsmodell Logitech
Nach dem Wunsch von Microsoft, sollen aus den Projekten auf lange Sicht neue Firmen entstehen, die ihre Forschungsarbeiten kommerziell vermarkten. Das beste Beispiel hierzulande sei Logitech: Die Firmenmitbegründer Daniel Borel und Niklaus Wirth haben ihre Forschungskenntnisse von den Hochschulen von Lausanne sowie Zürich in die Praxis umgesetzt. Im Jahr 1981 gründeten sie den Hersteller von PC-Peripheriegeräten. Logitech ist heute einer der grössten Wettbewerber Microsofts im Bereich Computermäuse und Tastaturen.
Details zu den sieben Forschungsprojekten lesen Sie auf der nächsten Seite.

Microsoft fördert ETH-Projekte

Im Herbst starten an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) sowie der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich insgesamt sieben Forschungsprojekte. Sie sind in diesem Jahr mit einem Etat von rund einer Million Franken ausgestattet. Microsoft verspricht für die vier Folgejahre Investitionen in vergleichbarer Höhe.
Das Team von Professor Marc Pollefeys von der ETH Zürich forscht an Prototypen von Embedded Systemen mit Bewegungserkennung. Ein Beispiel sind Computer, die Fahrzeuge und ihre Bewegung erkennen. So sollen Verkehrströme auf Hauptstrassen optimiert oder rechnergesteuert umgeleitet werden können. Eine britische Bank nutzt vergleichbare Technologien bereits, um Besucherströme zu analysieren und mit den Erkenntnissen die Kundenflächen neu einzurichten.


Die von Microsoft entwickelte Programmiersprache C# wollen Professor Rachid Guerraoui und seine Kollegen von der EPFL fit für Embedded Systems machen. Dafür sollen die Sprache und ihre Laufzeitumgebung um Funktionen erweitert werden, die Zuverlässigkeit und die Echtzeitfähigkeit steigern.
Ebenfalls in Lausanne arbeiten Professor Martin Odersky und sein Team an Tests, die die Qualität und Zuverlässigkeit von Embedded Software ermitteln. Bei diesen Systemen - etwa medizinischen Implantaten - ist entscheidend, dass absolut zuverlässig funktionieren. Das ProgLab.NET aus Lausanne wird sich sowohl an Applikationsprogrammierer als auch an Entwickler von Prüfwerkzeugen wenden.
Die Beschränkung der OSGi (Open Service Gateway Initiative) auf Java wollen die Zürcher Wissenschaftler um Professor Gustavo Alonso aufheben. Dafür wird eine virtuelle OSGi-Infrastruktur entwickelt, die zum Beispiel auch mit dem .NET Compact Framework auf mobilen Geräten arbeitet.
Professor George Candea forscht mit seinen EPFL-Kollegen an Selbstheilungsmechanismen für Unterhaltungselektronik. Das bereits im Servermarkt verfügbare System identifiziert selbständig unvorhergesehene Fehler und speichert eine Signatur der Schadprozesse. Diese Information nutzt das Gerät, um künftig die fehlerhaften Schritte zu vermeiden - es wird quasi immun.
Mehr Sicherheit verspricht das Team des Lausanner Professors Arjen K. Lenstra von künftigen Embedded Systemen im Kleinstformat. Für Leichtbauprozessoren entwickeln sie Softwarebibliothek für die symmetrische Verschlüsselung, die wenig Leistung voraussetzt, kaum Energie verbraucht, kaum Speicherplatz benötigt und trotzdem schnell ist.
Das Forschungsanliegen von Professor Jürg Gutknecht an der ETH Zürich ist eine Hardware- und Softwarearchitektur für Parallelverarbeitung in Embedded Systems: Geplant ist der Prototyp eines Ultraschall-Herzmonitors, der automatisch Anomalien im Blutfluss und in der Bewegung des Herzens erkennt.



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