10.09.2004, 00:00 Uhr

Manor macht Kasse mit Linux

Bei Manor steht Linux nicht nur im Regal, sondern auch hinter den neu entwickelten Kassensystemen. Zwei Gründe haben den Ausschlag gegeben.
Kassensysteme im Detailhandel sind heute genau genommen nichts anderes als Personal Computer mit etwas speziellen Anforderungen und daran angepassten Ein- und Ausgabegeräten. Die unverzichtbaren Helfer in jedem Laden sollten möglichst nie abstürzen und müssen dabei mit bescheidenen Systemressourcen auskommen. Zudem liegt die Lebensdauer deutlich höher als bei normalen PC, doch nach sechs bis acht Jahren ist auch hier Ersatz fällig.
Der Detailhandelskonzern Manor nahm die Eröffnung des Warenhauses im St. Jakob Park in Basel zum Anlass, eine neue Kassengeneration zu entwickeln. Die bisherigen DOS-basierten Systeme waren nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen: Heute müssen Kassen übers Rechnen hinaus auch mit Plastikgeld umgehen und für den Datenabgleich via Netzwerk kommunizieren.
Bei der Evaluation neuer Systeme entschied sich Manor aus Kostengründen gegen eine Windows-basierte Lösung. "Der Hardware-Ressourcenbedarf und die Lizenzkosten hätten die Kassen wesentlich verteuert", begründet Hans-Peter Steiner, Abteilungsleiter Informatik bei Manor, diesen Entscheid. Stattdessen entschied sich der Detailhändler für Linux als Betriebssystem, wobei ein handelsübliches Red Hat zum Zuge kam.
Erleichtert wurde der Entscheid für Linux dadurch, dass Manor die Kassensoftware für sich entwickeln lässt und diese sowieso neu geschrieben werden musste. Dadurch entfiel eine aufwendige Portierung bestehender Anwendungen auf eine neue Plattform. Die Kassensoftware selbst ist modular aufgebaut und lässt sich auf die jeweiligen Ein- und Ausgabegeräte einstellen. Dadurch können die unterschiedlichen Bedürfnisse eines Warenhauses für die Bereiche Non-Food, Supermärkte mit Lebensmitteln und Restaurants mit einer einzigen Lösung abgedeckt werden. Die Kassensoftware übernimmt auch die Kommunikation nach aussen: Zum einen gleicht sie mit der Serverumgebung Preise ab und liefert Verkaufszahlen an die Lagerbewirtschaftung. Zum anderen greift die Kassenanwendung via WAN (Wide Area Network) auf externe Autorisierungssysteme zu, wie etwa dasjenige für die Manorkundenkarte. Das Betriebssystem spielt hier nur insofern eine Rolle, als dessen Multitasking- und Netzwerkfähigkeiten beansprucht werden. Von der reinen Funktionalität her gesehen ergeben sich deshalb keine Vorteile durch den Einsatz von Linux.
Bis heute hat Manor 400 Kassen umgestellt. Geplant ist, die restlichen 1600 Systeme schrittweise über die nächsten drei Jahre auszutauschen. Die bisherigen Erfahrungen beschreibt Steiner als positiv: "Die Kassensysteme haben sich als stabil erwiesen, wir konnten jedenfalls immer einkassieren." Den Aufwand für Betrieb und Unterhalt schätzt Steiner als etwa gleich ein, obwohl der Funktionsumfang gestiegen ist. Nichts geändert hat sich für die Kunden: Sie erwarten, dass Kassen funktionieren, egal, welches Betriebssystem dahinter steckt.



Das könnte Sie auch interessieren