01.12.2005, 20:22 Uhr

Wenn das Krankenlager funkt

Das Berner Inselspital will seine Krankenhausbetten mit Funketiketten versehen und dadurch 200?000 Franken pro Jahr sparen.
Im nächsten Frühling soll im Inselspital in Bern auch in der Bettenbewirtschaftung Hightech einziehen. Dann will das Krankenhaus alle 1600 Betten und 1000 Matratzen mit Funk-etiketten ausstatten, sogenannten RFID-Chips (Radio-Frequency Identification). Dies nachdem ein Forschungsprojekt zusammen mit der ETH Zürich, Pom-Consulting und Siemens diesen Sommer erfolgreich verlaufen ist.
In dem Pilotversuch seien 20 Betten und Matratzen mit den RFID-Tags versehen worden, berichtet Bernhard Leu, Direktor Betrieb des Inselspitals. Zudem wurden 17 Lesegeräte installiert, und zwar in der Bettenzentrale, dem Zwischenlager und auf mehreren Stockwerken der Abteilung für Urologie. «Bereits nach den ersten Erfahrungen können wir wesentliche Verbesserungen in der Bettenbewirtschaftung nachweisen», meint Leu. Die Spitalleitung schätzt, mit der Funketiketteneinführung jährlich 200000 Franken einzusparen. Nach Berechnungen des Krankenhauses sollen sich die Investitionskosten nach zwei Jahren ausgezahlt haben. Zudem soll mit dem RFID-System einem weiteren Phänomen begegnet werden. So sei die Zahl der stationären Patienten in den letzten fünf Jahren um rund 35000 angestiegen. Gleichzeitig sei die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gesunken. Die Folge: Es müssen insgesamt mehr Betten bereitgestellt werden, die des weiteren öfters gereinigt werden müssen. Dieses Wachstum soll mit den Funketiketten bei gleich bleibender Personalstärke aufgefangen werden, hofft die Spitalleitung.

Wenn das Krankenlager funkt

Nicht nur Sparpotenzial konnte im Testlauf nachgewiesen werden. Auch von technischer Warte konnte grünes Licht für den Einsatz im Krankenhausbetrieb gegeben werden. «Die Technik funktioniert ohne Nebenwirkungen auf Menschen und Spitaltechnik», sagt Leu. Grund hierfür sei die geringe Leistung der Sender, die etwa ein Hundertstel eines Handys betrage, heisst es. Auch die Metallgestelle der Betten übernehmen für die RFID-Tags nicht die Funktion eines Faradayschen Käfigs. RFID scheint auch die Datenqualität zu steigern. Wo vorher Angaben zu den Betten zunächst von Hand in Listen eingetragen werden mussten, bevor sie ins Computersystem des Spitals gespeist wurden, werden die Informationen nun von den Funketikettenlesern automatisch an die Warenwirtschaft und die angeschlossene Buchhaltung weitergereicht. Die Fehlerquote sei auf 0,1 Prozent gedrückt worden.
Selbst bei internen Abläufen spricht man von einem positiven Effekt der RFID-Einführung. Durch die genaueren Informationen, kann etwa bei der Reinigung effizienter vorgegangen werden und neben Arbeitszeit auch Reinigungsmittel gespart werden. Aufgrund der Erfahrungen mit der Bettenwirtschaft erwägt das Inselspital nun den RFID-Einsatz auch in anderen Bereichen des Krankenhausbetriebs.



Das könnte Sie auch interessieren