Smart Energy Party
01.11.2013, 10:45 Uhr
Die ICT-Branche mischt mit
Die Smart Energy Party vom gestrigen 31. Oktober soll zum wichtigsten Treffen der Schweizer Energiebranche werden. Geburtshilfe leistete eine Grösse aus der ICT-Branche.
Ghackets und Hörnli, Chief Beverage Officer, Selbstbedienung und ein rappelvoller Saal: Dreister Ideendiebstahl der betulichen Energiebranche bei der innovativen ICT-Branche, umgesetzt gestern Donnerstag in der Umweltarena in Spreitenbach? Nein, schon sehr viel eher freundschaftliche Entwicklungshilfe. Kurt Lüscher, CEO von Erdgas Zürich und Fritz Sutter, Initiant und langjähriger Organisator der legendären ICT Networking Party sind alte Freunde. «Als ich Fritz Sutter vor gut eineinhalb Jahren von einer Idee eines Branchenevents erzählte, hatte ich eine Woche später ein fertiges Projekt auf dem Pult», erinnert sich Lüscher. Lang hielt es Fritz Sutter nicht im Ruhestand aus. Erst vor gut zwei Jahren erklärte er seinen Rücktritt aus dem OK der ICT Networking Party, dem mit Abstand wichtigsten Branchenevent. Jetzt ist er wieder mitten drin: Rund 750 Teilnehmer konnte die erste Smart Energy Party verzeichnen. Die Grössen der Energiebranche waren allesamt vertreten: die CEOs der wichtigsten Energiehersteller wurden ebenso gesichtet wie sämtliche Verbandspräsidenten sowie rund 20 Nationalräte.
Prominent vertreten war aber auch die ICT-Branche. Spielte hier einfach Sutters Netzwerk? Marcel Borgo, Managing Director HP Schweiz mag das so nicht bestätigen: «Klar, Fritz Sutter konnte uns schnell begeistern für die Idee, hier präsent zu sein. Doch das Thema Smart Energy ist in unserem Angebot hoch aktuell. Und die Energiebranche befindet sich in einem auch für uns sehr interessanten Umbruch.»
Das Interesse von IT-Firmen wie IBM, HP, Cisco oder Zühlke an diesem Event ist nachvollziehbar. Die Energiebranche sieht sich an mehreren Fronten mit massiven Veränderungen konfrontiert: Liberalisierung, Energiewende, Effizienzsteigerung. Ohne IT ist da nicht viel zu machen Das zeigen auch die Zahlen des Schweizer Marktforschers IDG Analytics: Die Energiebranche weist von allen Branchen die am stärksten wachsenden IT-Investitionen der Schweiz auf. Unbestritten Platzhirsch an der Veranstaltung war übrigens Swisscom mit nicht weniger als fünf eigenen Tischen für Gäste und Kunden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Keine Ahnung und kein Geld
Die Vorteile: Kein Ahnung und kein Geld
Drei kurze Referate unterhielten das Publikum bestens. André Borschberg, CEO und – gemeinsam mit Betrand Piccard – Mitbegründer von Solar Impulse erzählte vom Abenteuer, mit einem solargetriebenen Flugzeug die Welt zu umrunden. Ein Projekt, das 2015 Tatsache werden soll. «Wir hatten zwei entscheidende Vorteile: Keine Ahnung und kein Geld» erklärte er dem amüsierten Publikum. Aus diesem Grund hätten sie vieles ausprobiert, was von erfahrenen Flugzeugbauern als unmöglich abgelehnt worden wäre und sie seien nie unter Zeitdruck von Geldgebern gestanden. «Die Lösung fand ein Bootsbauer – er wusste nicht, dass er vor einer unmöglichen Aufgabe stand.» Kurt Lüscher relativierte Borschbergs Erfolgsrezept mit einem Grinsen: «Leider haben wir in unserer Branche nicht den Vorteil, zu wenig Geld zu haben.» Das Erfolgsrezept von Gold-Triathletin Nicola Spirig war demgegenüber eher konventionell: Leistung, Wille und harte Arbeit kombiniert, unterstützt durch ein wohlwollendes Umfeld und im entscheidenden Moment mentale Überlegenheit. Das Video des legendären Endspurts in London untermauerte diese These eindrücklich - ein Hühnerhautmoment vom Feinsten, vom Publikum mit frenetischem Applaus belohnt. Was an der ICT-Networking Party schon fast von selbst funktionierte, kam auch an der Smart Energy Party schnell in Schwung: Die Tischorganisation und die Selbstbedienung. Die interessanten Gespräche in der Warteschlange – immer ein besonders spannender Moment am ICT-Anlass – entfielen mangels Schlangen leider praktisch gänzlich. Zu viel Effizient kann manchmal auch hinderlich sein.