13.08.2012, 06:00 Uhr
Humor als betrieblicher Erfolgsfaktor
Führungskräfte mit Humor sind nicht nur beliebter, sondern meistens auch erfolgreicher im Geschäftsleben. Ein humorvolles Klima im Betrieb zu fördern, liegt im Interesse der gesamten Belegschaft. Doch wie geht das?
*Der Autor ist Journalist & Texter in Winterthur. Der Beitrag ist ein Auszug aus der Juni-Ausgabe des SKO-LEADER, dem Verbandsmagazin der Schweizer Kader Organisation. Computerworld und SKO sind Medienpartner. Lachen erzeugt ein gutes Gefühl. Aber nicht nur das: «Humor entspannt, macht kreativ und verbindet Menschen», bringt Emil Herzog die drei grossen Vorteile für Vorgesetzte und Mitarbeiter auf den Punkt. Der Mann spricht aus Erfahrung. Seit Jahren hält der frühere Marketingmanager zu diesem Thema Referate und Workshops in Unternehmen ab. So auch für die Schweizer Kader Organisation SKO, für die er in diesem Jahr insgesamt vier TrendShops zum Thema «Führen mit Humor» gestaltet (siehe Box). Für ihn ist klar, dass mehr Humor zu einer positiven Firmenkultur beiträgt und – gezielt eingesetzt – in jedem Fall ein besseres Klima schafft. Tatsächlich setzt sich auch bei uns, ausgehend von den USA und Grossbritannien, langsam die Erkenntnis durch, dass eine hohe Humorkompetenz von Vorgesetzten zu den wichtigsten Faktoren der emotionalen Intelligenz zählt. In den USA werden Führungskräfte vor der Anstellung nicht selten sogar auf ihren Humor getestet.
Humor ist nicht Sprüche klopfen
Wer hat es nicht schon selbst erlebt: Mit einer gesunden Portion Humor läufts auch im Arbeitsalltag meistens runder. Lachen macht die Arbeit vielleicht nicht leichter, aber sicher lebendiger und freudvoller. Der deutsche Psychologe und Theologe Thomas Holtbernd hat vor einigen Jahren im deutschsprachigen Europa die Auswirkungen von Humor auf die Unternehmenswelt untersucht und kam zum eindeutigen Schluss, dass sich die Effizienz in Organisationen steigern lässt, wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitenden mit Humor begegnen. «Humor ist die sanfte Methode, um anderen Wahrheiten zu sagen, durch Selbstironie das Selbstbewusstsein zu stärken und so Emotionalität und Sachlichkeit miteinander zu vereinbaren», schreibt er in seinem leider vergriffenen Buch «Führungsfaktor Humor». Dabei betont Holtbernd auch, dass sich Humor und Disziplin keineswegs ausschliessen. Ganz im Gegenteil: Humor ist vielmehr die Voraussetzung für Disziplin. Er kann Konflikte entschärfen, baut Stress ab und fördert den Teamgeist, eben weil er Beziehungen schafft und Menschen miteinander verbindet. Auf der nächsten Seite: Wie funktioniert Humor? Doch wie funktioniert Humor eigentlich? «Nehmt eure Arbeit ernst – aber nicht so sehr euch selbst» könnte man als Leitmotiv für das richtige Quäntchen Humor in der Führung nennen. In einer solchen Atmosphäre ist vieles offiziell erlaubt: spontan sein, lachen, offenes Reden, Ausprobieren von Neuem und auch mal Scheitern. Humor hat fast immer mit Überraschung zu tun. 90 Prozent der komischen Situationen, die wir erleben, sind ungeplante All-tagssituationen. Humor bedingt häufig einen Perspektivenwechsel, Lachen wird ausgelöst durch eine Über- oder Untertreibung. Andere Humortechniken sind Wortspiele, Metaphern, Absurditäten oder auch mal eine Provokation. Dabei ist ein humorvoller Umgang miteinander nicht zu verwechseln mit dem Erzählen von platten Witzen oder dem Sprücheklopfen am Stammtisch. Nicht selten ist es gerade der feine Humor, der von der Mehrheit bevorzugt und geschätzt wird. Es sind unter anderem diese Mechanismen, die Berater wie Emil Herzog in ihren Humor-Workshops aufzeigen.
Humor braucht Gelassenheit
Humorwissenschaftler Thomas Holtbernd erinnert gerne an die Funktion des Hofnarren an den früheren Königshäusern. «Im Unternehmen steht der Narr als Projektionsfläche für das Nichtgelungene, Unvollständige, das Missgeschick. Führungskräfte, die eine Humorkultur fördern, ermöglichen den Mitarbeitenden, ihr eigenes Scheitern zu bewältigen», sagt Holtbernd. Der Perspektivenwechsel oder eben die radikal andere Sicht des Narren kann selbst in schwierigen Momenten – wie etwa einem Change-Prozess im Betrieb – entkrampfen oder einen solchen sogar positiv beeinflussen. Eine der grössten Gefahren beim Humoreinsatz lauert beim missverstanden werden und darin, jemand anderen zu verletzen. Humor erfordert Taktgefühl und setzt Respekt fürs Gegenüber voraus. Nötig ist auch eine nicht zu knappe Portion Souveränität. So werden sich unsichere Chefinnen und Chefs hüten, den Humor regelmässig einzusetzen. Viel zu gross ist deren Angst, sich bei den Mitarbeitenden lächerlich zu machen und ihre Autorität zu verlieren. «Humor braucht Grösse, Gelassenheit und innere Distanz. Nur wer wirklich top ist, kann sich gelassene Heiterkeit leisten und setzt die Werkzeuge des Humors sparsam, aber gezielt und treffsicher ein», sagt Emil Herzog und ergänzt: «Es erfordert die Bereitschaft, das Gefälle oder sogar die Abgründe zwischen unseren Idealen und Zielen klar zu sehen und auch zu akzeptieren.» Oder, wie es Charlie Chaplin, einer der grössten Komiker aller Zeiten, ausdrückte: «Humor regt unseren Sinn für Proportionen an und lehrt uns, dass in der Überbetonung des Ernstes das Absurde lauert.»
Sieben Humor-Kompetenzen für Kader
- Einen humorvollen Rahmen schaffen. Lernen Sie, Ihren eigenen Humor zu verstehen und zu vertiefen.
- Eine spielerische Haltung kultivieren. Erkunden Sie Ihre «dumme», komische Seite.
- Die Sprache des Humors erlernen. Füllen Sie Ihren Humor-Werkzeugkasten mit Wortspielen, lustigen Geschichten, Umdeutungen und Übertreibungen.
- Humor mit Emotion rüberbringen. Lachen Sie öfter und improvisieren Sie.
- Humor-Ressourcen im Alltag finden. Fragen Sie sich, was Sie eigentlich lustig finden und wo der Humor im Alltag steckt.
- Über sich selbst lachen. Sie sind nicht der Mittelpunkt des Universums.
- Eine spielerische innere Haltung kultivieren. Humor und Lachen baut Stress ab.
Humor-Workshop
Emil Herzog führt für die SKO drei weitere Seminare zum Thema «Führen mit Humor: Mehr Erfolg – weniger Stress» durch.
In den Workshops werden die Mechanismen des Humors erklärt und anhand verschiedener Übungen und Spiele die eigene Humorkompetenz geübt und
direkt erfahrbar gemacht. Daten und Kursorte 2012:
In den Workshops werden die Mechanismen des Humors erklärt und anhand verschiedener Übungen und Spiele die eigene Humorkompetenz geübt und
direkt erfahrbar gemacht. Daten und Kursorte 2012:
- Dienstag, 11. September, Parkhotel, Zug
- Mittwoch, 19. September, Hof zu Wil, Wil
- Donnerstag, 8. November, IWAZ, Wetzikon
Infos und Anmeldung: www.sko.ch/trendshops