27.05.2008, 10:01 Uhr
Glasfasern für die gute Stube
Das Konzept «Fibre to the Home» gibts theoretisch schon länger. Mit Technik von 3M könnte es endlich Realität werden - auch in der Schweiz.
Ob hochauflösendes Fernsehen (High Definition TV), Telefonie über Datennetze oder Videos auf Abruf: Viele Endverbraucher haben bereits einen gewaltigen Bandbreitenhunger. Doch statt fette Leitungen erhalten sie relativ langsame Kupferverbindungen. «Viele Leute haben einen HDTV-Fernseher im Wohnzimmer stehen, aber er kann nicht mit genügend Daten versorgt und die Technik gar nicht ausgenützt werden», beschreibt Reginald Moser von der Schweizer 3M-Niederlassung die Situation.
Die Lage entschärfen liesse sich nur, wenn die Anbieter von Telekommunikationsdiensten Glasfasern bis in die gute Stube legen könnten. Aber dies ist mit herkömmlichen Techniken zu teuer und aufwendig. Deshalb hat 3M ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Erschliessungskosten Firmenangaben zufolge um bis zu 50 Prozent senken lassen. Der Trick besteht darin, dass die Glasfasern aus der Zentrale mit den für das Haus bestimmten Fibern nicht zusammengeschweisst werden. «Vielmehr werden sie mechanisch gespleisst», erklärt er.
3M hat nicht nur das Verfahren entwickelt, sondern auch schon entsprechende Verbindungselemente, Geräte und Stecker vorgestellt. Die Fasern werden dabei mit Hilfe eines Fibrlok genannten Versatzstücks und eines Geräts, das unter der Bezeichnung «No Polish SC Monomode»-Verbinder segelt, aneinandergefügt. Die Faserenden werden dabei durch den Installateur mit einer Vorrichtung gespalten und geschnitten. Danach spannt er die Enden in die Montagevorrichtung und verbindet die Fasern per Knopfdruck mechanisch und ohne externe Energiequelle. «Der Vorteil ist der, dass jeder Installateur so auch Glasfasern verlegen kann. Die Schulung hierzu dauert maximal zwei Stunden», sagt Moser.
Mit den einfach zu bedienenden Vorrichtungen und dem günstigen Montagematerial hofft 3M, dass auch hierzulande «Fibre to the Home» nun endlich Einzug hält. «Wir haben dabei einen riesigen Vorsprung Japans aufzuholen», erklärt Moser. Dort gibt es bereits zehn Millionen Anschlüsse. Der Preis des Geräts liegt bei 1950 Franken, während ein Fibrlok 10 und ein Stecker fürs Wohnzimmer 22 Franken kosten. Zum Vergleich: Das klassische Glasfaserschweissgerät wird ab etwa 10000 Franken gehandelt.