15.08.2017, 15:54 Uhr
Die Eigentumswohnung bereits in der virtuellen Realität besichtigen
Die Berner «Gauer Itten Messerli Architekten» und Zühlke haben für Architekten und Kunden eine Anwendung für die virtuelle Realität entwickelt. Computerworld war vor Ort.
Bei der Visualisierung von Bauplänen sind Architekten immer wieder aufs Äusserste gefordert. Die späteren Bewohner können sich eine Eigentumswohnung nur schwer vorstellen, wenn sie alles zuvor nur zweidimensional oder im Rohbau gesehen haben. Das Berner ArchitekturbüroGauer Itten Messerli Architekten AG hat mit dem Zürcher Software-Unternehmen Zühlke gemeinsam eine Anwendung entwickelt, die das virtuelle Begehen von Wohnungen ermöglicht. Kunden sowie Architekten erhalten dadurch bereits eine räumliche Vorstellung. Computerworld konnte bei Zühlke mit der HTC Vive auf einen kurzen VR-Spaziergang gehen.
Den Verlauf der Sonne beobachten
In der virtuellen Wohnungsbesichtigung konnte man zu unserem Erstaunen auch den Verlauf der Sonne beobachten und in gewohnter Ikea-VR-Manier Türen oder Möbeltüren auf Knopfdruck öffnen. Von der Bedienbarkeit her war die Software nach gängigen Interaktionsschemen realisiert, wie man sie aus vielen Experiences mit HTCs Vives-Roomscaling-Technik antrifft. Mit Roomscaling ist dabei die Fortbewegung im freien Raum von maximal 25 Quadratmetern gemeint, der von den zwei Lighthouse-Tracking-Einheiten aufgespannt wird. Man konnte sich in der 3D-Umgebung auch wie gehabt mit einer Standardknopfbewegung von einem Standpunkt zum nächsten fortbewegen. Allerdings war die Begehbarkeit von Grenzzonen noch ein wenig rudimentär realisiert. Womöglich wird der «Ghostwalk», bei dem man direkt durch die Wände spazieren konnte, noch überarbeitet. In der Anwendung waren zudem einige virtuelle Möbel platziert, um sich schon ein ungefähres Bild der Raumaufteilung z.B. bei grossen Küchentischen zu verschaffen. Im Test zeigte sich, dass die Lösung vor allem für Entwurfsphasen äusserst interessant ist. «Am Anfang der Zusammenarbeit stand das Bedürfnis, VR insbesondere für die Vermarktung von Eigentumswohnungen einzusetzen», sagt Daniel Messerli, Partner der Gauer Itten Messerli Architekten AG. Darum mache man das schon seit Jahren mit Modellen und Visualisierungen. Da man die Entwicklung der VR schon von Anfang an verfolgt habe, lag es nicht fern, auch eine virtuelle Begehung von Immobilien zu entwickeln. Diese soll nicht nur das Kaufinteresse fördern, sondern auch gleich die Gegebenheiten der Räume in einer Computergrafik simulieren. Wie uns ein Zühlke-Entwickler sagt, wurde die Software mit Unity Engine und den vorhandenen CAD-Modellen entwickelt.
Die Spezialisten des Zürcher Software-Innovationsunternehmens brachten dabei ihre Expertise vordergründig in den Bereichen Software-Entwicklung, User Experience Design und im Business Development ein. Man habe sich für die HTC Vive entschieden, weil die Taiwanesen die bislang am weitesten entwickelten VR-Brillen auf dem Markt haben. Noch handelt es sich um ein erstes Konzept ohne direkten Business Case.