Praxis 21.09.2015, 15:00 Uhr

Datacenter im Fokus - die Rechenzentralschweiz

Die CKW Fiber Services AG betreibt seit Anfang Juli 2015 das grösste Rechenzentrum der Zentralschweiz. Die Herausforderung: Das neue RZ musste höchsten Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit und Effizienz genügen.
Wie kommt ein Energieversorger dazu, ein Rechenzentrum zu betreiben? Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) verlegt in ihren Stromtrassees laufend Glasfaserstränge und verfügt damit über ein leistungsfähiges Netz. Die 2011 gegründete Tochterfirma CKW Fiber Services AG, kurz CFS, konzentriert sich auf die Vermarktung dieses Netzes. Der Kundenstamm der CFS umfasst neben Geschäfts-und Wholesale-Kunden auch fast alle Gemeinden des Kantons Luzern. Rechenzentren sind daher ein wichtiger Bestandteil des Angebots der CFS, das erste wurde bereits Ende 2011 in Betrieb genommen. «Die Rechenzentren konzentrieren sich in der Deutschschweiz hauptsächlich auf den Raum Zürich», erläutert Dieter Moser, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CFS. «In der Zentralschweiz besteht jedoch auch ein Bedürfnis nach solchen Anlagen. Dies vor allem aus zwei Gründen: Zum einen bevorzugen lokale Kunden ein regionales Angebot. Zum andern interessieren sich auswärtige Kunden für ein zweites, geografisch getrenntes Zentrum, um ihre Daten zu spiegeln.» STANDORTSICHERHEIT: 92 KRITERIEN Um in diesem Marktumfeld möglichst schnell ein attraktives Angebot mit Rack Spaces, Rack Lounges und White Spaces zu schaffen, sollte die bestehende Kapazität mit einem grossen Rechenzentrum massiv erweitert werden. Die Sicherheit war dabei das Hauptkriterium. Einerseits wegen der Sensibilität der hier gelagerten Daten und andererseits aufgrund der unabsehbaren Folgen, die ein auch nur vorübergehend eingeschränkter Zugriff nach sich zöge. Die Sicherheit musste auf allen Ebenen gewährleistet sein. «Es begann schon mit der Standortfrage», sagt der Leiter Infrastruktur & Betrieb bei CFS, Werner Helfenstein. «So durften mögliche Standorte keine elementaren Risiken aufweisen. » Insgesamt wurden die ins Auge gefassten Standorte anhand von nicht weniger als 92 Kriterien untersucht, die in eine Beurteilungsmatrix einflossen. Berücksichtigt wurden unter anderem: - Äussere Ereignisse, zum Beispiel Vollbrand oder Gefahrengut-Transport in der Umgebung. Dazu gehören auch Naturereignisse wie Starkniederschlag, Überschwemmung, Erdrutsch und Erdbeben. - Innere Ereignisse wie ein Brand im Gebäude oder ein Wassereinbruch - Gebäude-Fehlfunktionen, etwa ein grossflächiger Stromausfall oder ein Ausfall der externenWasserversorgung - Betriebliche Ereignisse, etwa im Zusammenhang mit dem Personal, oder auch Vermögensdelikte und politisch motivierte Handlungen. Aus dieser gründlichen Analyse ergab sich letztlich ein Standort am Stadtrand von Luzern. Dieser weist eine hervorragende Risikobilanz auf. VERFÜGBARKEIT: TIER IV «Mit dem geeigneten Standort ging es ans konkrete Projekt und auf die Suche nach ersten Kunden », fährt Dieter Moser fort. Mit der Suva gewann man bald einen sehr grossen und wichtigen Kunden. Damit flossen auch deren äusserst hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit mit ins Design ein. «Die Tier-IV-Funktionalität mit einer Verfügbarkeit von 99,99 Prozent war damit Pflicht. Doch für uns als Tochter eines Stromversorgers war es ohnehin das Ziel, diesbezüglich auf dem höchsten Niveau zu sein», meint Moser. Daher verfügt das Rechenzentrum nicht nur bei den Servern und der dafür notwendigen Kühlung, sondern auch bei der Stromversorgung eine vollständige Redundanz. Sollte es entgegen aller Wahrscheinlichkeit zu einem Stromausfall kommen, würde die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) verzögerungsfrei übernehmen. Auch diese ist samt ihren Batterieräumen redundant ausgelegt. Schliesslich überbrücken zwei grosse Notstromaggregate, falls ein Stromunterbruch die Batterien erschöpfen sollte. Das Rechenzentrum könnte sich im Notfall auf Wochen hinaus autonom mit Strom versorgen. Die Infrastruktur für die Sicherheit belegt weit über die Hälfte der Nutzfläche. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ökonomisch & Ökologisch Firmenfachbeitrag als PDF downloaden ÖKONOMISCH & ÖKOLOGISCH In den Serverräumen bedeuten über 10 kW pro Rack eine hoch verdichtete Leistung. Die Server benötigen trotz Warmgang-Einhausung viel Energie zur Kühlung. Eine weitere Hauptanforderung des Projekts war damit die Energieeffizienz. Nur schon aus finanziellen Gründen müssen die Stromkosten tief gehalten werden – sie machen rund die Hälfte der Betriebskosten eines Rechenzentrums aus. Doch auch abgesehen von den Kosten will Dieter Moser die Energie effizient nutzen und im Jahresmittel einen PUE-Wert von unter 1,2 erreichen. Mit einer effizienten RZ-Infrastruktur, einer Solaranlage, der neue Multi-Free-Cooling-Methode und vorinstallierten effizienten Kundenbereichen sind die Voraussetzungen dafür vorhanden. Eine stetige Optimierung setzt aber auch voraus, dass der PUE-Wert laufend überprüft wird. Dazu dient die Software StruxureWare for Building and DCIM von Schneider Electric. Das On-line-Monitoring-Tool bezieht die gesamte Infrastruktur in die Messung ein. Erstmals in der Schweiz wird das Kühlmittel RE1234ze eingesetzt. Es ist im Gegensatz zu anderen Kühlmitteln wie Ammoniak nicht toxisch. Zudem stellt es einen grossen ökologischen Fortschritt dar: Das Treibhauspotential, auch GWP (Global Warming Potential) genannt, liegt bei 0,8. Zum Vergleich: Das herkömmliche Kühlmittel RE134a hat einen GWP-Wert von rund 1800. GESAMTLÖSUNG AUS EINER HAND Die Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit und Energieeffizienz machen ein Projekt sehr komplex – vor allem wenn mehrere Partner beteiligt sind. Die CFS legte grossen Wert darauf, mit möglichst wenigen Lieferanten zusammen zu arbeiten, um die Menge der Schnittstellen und die daraus entstehenden Risiken zu minimieren. Gesucht waren Anbieter, denen die Verantwortung für eine in sich abgeschlossene Teillösung zugewiesen werden konnte. Die Infrastruktur-Gesamtlösung von Schneider Electric entsprach diesen Wünschen. Das Unternehmen lässt seine Business Units immer objektspezifisch zusammenarbeiten und bietet die ganze Palette von der Warmgang-Einhausung über die USV bis zum Energie-Monitoring. Die eigene Software erlaubt zudem, sämtliche Gebäude- und Infrastrukturdaten gebündelt auf einem Bildschirm zusammenzufassen und den PUE-Wert des Rechenzentrums laufend abzubilden.Zusammen mit dem Installationspartner Elektro Stoll konnte Schneider Electric auch die Niederspannungs-Hauptverteilung in die Lösung integrieren und so die Forderung nach möglichst wenigen Anbietern erfüllen. Das Projekt ! KASTEN ! Über den Autor ! KASTEN ! Weitere Informationen zum Thema Datacenter finden Sie auf der Schneider Electric-Website Firmenfachbeitrag als PDF downloaden


Das könnte Sie auch interessieren