03.03.2015, 18:00 Uhr

Aargauer Bildungsinstanzen wursteln bei IT-Projekt

Im Aargau soll ein IT-System Administrationsaufwände der Schulen verringern und Kosten sparen. Danach sieht es bislang aber nicht aus, das Projekt wird mindestens 30 Prozent teurer als angenommen. Entsprechend gereizt reagierte der Grosse Rat.
Bevor Schulen im Kanton Aargau neue Lehrpersonen anstellen dürfen, müssen sie heute diverse Formulare ausfüllen, die Daten manuell verarbeiten und Mutationen über verschiedene Kanäle melden. Da die Lohnsumme der Lehrpersonen derzeit 975 Millionen Franken - knapp 20 Prozent des gesamten kantonalen Aufwands – ausmacht, kein unwichtiger Prozess. Mit dem Projekt ALSA (Administration der Lehrpersonen Schule Aargau) sollte darum die Administration für Lehrer vereinfacht werden. Die Schaffung eines Informatiksystems hatte zum Ziel, durch direkten Zugriff auf die Daten die Papierformulare abzuschaffen, Kosten zu reduzieren und ein Controlling zu integrieren. Dafür wurde im September 2013 ein Kleinkredit von 2,6 Millionen Franken bewilligt. Das Bildungsdepartement versprach sich von ALSA jährliche Einsparungen in Höhe von 2 Millionen Franken – das Projekt wäre also schnell in die Gewinnzone gekommen. Den Zuschlag erhielt der Thuner IT-Dienstleister Nexplore, der sich gegen 6 Konkurrenten durchsetze.

30% teurer

Weil das Bildungsdepartement aber die Komplexität des Projekts völlig unterschätzte, musste der Regierungsrat im Dezember 2014 beim Grossen Rat weitere 770 000 Franken beantragen. Unter anderem war die Applikationsentwicklung mit 395 000 Franken veranschlagt, sollte neu aber 945 000 Franken kosten. Dazu fielen Schlüsselpersonen aus verschiedenen Gründen aus, die offenbar nicht ersetzt werden konnten.  Der Kredit wurde heute gutgeheissen und auch die mit den Problemen verbundene Tatsache, dass sich das Projekt um ein Jahr verzögert, nahm man im Grossen Rat hin. Allerdings nur sehr zähneknirschend und unter heftiger Kritik aller Parteien. Die Rede war von einem schlechten Kontrollsystem, von Salamitaktik der Regierung und von einem unfachmännischen Vorgehen.

Zustimmung unter Protest

Trotzdem blieb dem Grossen Rat keine andere Möglichkeit, als den Kredit zu bewilligen. Ein Nein und der damit verbundene Projektabbruch wäre für den Kanton noch teurer geworden. Der Regierungsrat machte klar, dass das heutige Personal nicht mehr ausreiche, um «den Herausforderungen im Schulbereich zeitgemäss entgegentreten zu können». Zudem könnten weiterhin keine Ist-Soll-Vergleiche vorgenommen werden und ein zeitgemässes, revisionstaugliches Arbeitsinstrument stünde ebenfalls nicht zur Verfügung. Bildungsdirektor Alex Hürzeler gab zu, dass die Sache unschön, ärgerlich und bemühend sei. Er ärgere sich selber über den notwendigen Zusatzkredit. Die Aufgabenstellung sei zu wenig detailliert ausgeschrieben worden. Damit in Zukunft mehr Sicherheit herrscht, wollen die Projektverantwortlichen nicht mehr die Scrum- sondern die Wasserfallmethode anwenden.



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