Teure Notwendigkeit oder Business Value Creator?
IT: Teure Notwendigkeit oder Business Value Creator?
Selçuk Boydak:Interessanterweise konzentrieren sich die bestehenden Instrumente zum Ausweis des IT-Wertbeitrages sehr stark auf IT-Projekte. Dabei repräsentiert der IT-Betrieb rund zwei Drittel der IT-Ausgaben insgesamt. In punkto Betrieb wird kaum jemals eine echte Business-Nutzen-Dimension betrachtet, sondern es werden in erster Linie Kosten und technische Kenngrössen wie Ausfallzeiten und ähnliches gemessen.
Sylvia Steinmann: Solche traditionellen Kenngrössen sind tendenziell eher operativ belegt und daher kaum Top Management relevant. Hier besteht echter Handlungsbedarf, der allerdings auch eine intensive Auseinandersetzung mit den Erfolgsfaktoren der Business-Seite und deren Treibern für die Wertschöpfung voraussetzt. Diese Analyse und der Aufbau eines diesbezüglich effektiven Steuerungssystems können nur in enger Zusammenarbeit zwischen Business und IT entstehen. Ansätze davon finden sich heute bereits in modernen Service-Level-Agreements.
Dieter Bernauer: Das Top Management braucht als Entscheidungsgrundlage für IT-Investitionen bereits in der Projektphase belastbare 80:20-Informationen zu den wesentlichen Wert- und Kostentreibern im Betrieb. Hierauf muss mehr Augenmerk gelegt werden, statt nur die Projektkosten sophistifiziert zu steuern.
Selçuk Boydak: Die Einführung besserer Steuerungsinstrumente für die Messung und den Ausweis des IT-Wertbeitrages wäre doch ein gutes Feld für die intensivere Zusammenarbeit von CFO und CIO.
Dieter Bernauer: Hier besteht dringender Handlungsbedarf, da einerseits IT-Investitionen immer wichtiger für die Erzielung von Wertbewerbsvorteilen werden, andererseits die Investitionshorizonte immer kürzer und die technologische Entwicklung immer disruptiver und konvergenter werden. Die wirtschaftliche Beurteilung von IT-Investitionen wird dadurch immer herausfordernder.
Selçuk Boydak: Sicher gibt es noch weitere Themen, die CFOs und CIOs verbinden. Zum Beispiel Datawarehouses, MIS oder SOX-Compliance...
Sylvia Steinmann: ... die Schaffung von Kostentransparenz, IT-Planung und -Budgetierung, Transfer Pricing, Investitionssteuerung. Eine Menge Gründe, um als CIO eng und gut mit dem CFO zusammenzuarbeiten.
Dieter Bernauer: Wir haben die ganze Zeit darüber gesprochen, welche Erwartungen das Management an den CIO hat. Für eine wertorientierte Steuerung von IT-Entscheidungen braucht es auch den kompetenten CFO. Auch er ist gefordert, sich intensiver mit IT-Strategie, -architektur und diesbezüglichen Werttreibern zu befassen. Beide Seiten müssen aufeinander zugehen, sich für die Belange des anderen interessieren und über das «Gärtli» hinaus denken.
Zur Person
Dieter Bernauer, CFO Swisscom Mobile
Seit fast sechs Jahren amtet Dieter Bernauer als Chief Financial Officer bei Swisscom Mobile. Er verfügt über eine langjährige berufliche Erfahrung im Bereich Finanzen und Controlling des Maschinen- und Anlagenbaus sowie als CFO im Seriengeschäft des Maschinenbaus. Während seiner Karriere hat er nicht nur in Wachstumsbranchen gearbeitet, sondern auch Restrukturierungsaufgaben übernommen. Vor seinem Engagement bei Swisscom Mobile verantwortete Bernauer während rund fünf Jahren das Controlling und die betriebswirtschaftliche Regulierung beim Mobilfunkoperator Vodafone D2, Deutschland.
Zur Person
Sylvia Steinmann, CIO Swiss Re Financial Services
Sylvia Steinmann ist seit 1997 bei Swiss Re unter Vertrag. Anfänglich zeichnete sie für die globale IT-Strategie und -Planung verantwortlich, später leitete sie das Prozessengineering und die Entwicklung von gruppenweiten Anwendungen. Seit vier Jahren ist sie Chief Information Officer des Bereichs Financial Services der Swiss Re und Mitglied des Global IT Executive Teams.
Bevor Steinmann bei Swiss Re an Bord ging, war sie während gut fünf Jahren bei McKinsey als Consultant in den Sparten Financial und IT Services tätig.
Selçuk Boydak