03.03.2014, 15:22 Uhr

«Zwischenmenschliche Inkompabilität» ist Top-Kündigungsgrund in der Schweiz

In Schweizer Unternehmen wird am häufigsten wegen zwischenmenschlicher Inkompatibilität oder Reorganisation gekündigt. Ungenügende Leistung ist selten ein Grund.
«Je höher die Hierarchiestufe, desto weniger kann ich auf Opportunitäten hoffen», Brigitte Reemts, Partner, Nadig + Partner (Foto: Nadig + Partner)
Wenn die Chemie zwischen Mitarbeitern nicht stimmt, wird hierzulande, besonders in den oberen Etagen, gern gekündigt. Zu diesem Schluss kommt die Statistik 2013 des Zürcher Outplacement- und Consulting-Spezialisten Dr. Nadig + Partner. Outplacement ist eine von Unternehmen finanzierte Dienstleistung für ausscheidende Mitarbeiter als professionelle Hilfe zur beruflichen Neuorientierung. Kündigungen sind natürlich meist multikausal, doch in nur 5 Prozent aller Fälle führte ungenügende Leistung zur Entlassung.

Immer mehr Fachkräfte betroffen

Nach Branchen betrachtet kam zutage, dass 2013 besonders viele Personen aus der Finanzbranche und der Industrie Unterstützung eines Outplacements in Anspruch genommen haben, was auf Reorganisationen bei Banken und Versicherungen zurückzuführen sein dürfte und die Branchenverteilung im Wirtschaftsraum Zürich widerspiegelt. Der immer schnellere konjunkturelle, strukturelle und technologische Wandel führt vor allem im oberen Kader zu einer kürzeren Verweildauer pro Position. Zunehmend erhalten aber auch immer mehr Fachkräfte Hilfe durch Outplacement, sagt Brigitte Reemts, Partner bei Dr. Nadig + Partner, gegenüber Computerworld. Der Anteil der Frauen hat 2013 leicht zugenommen und entspricht der relativen Verteilung auf Führungs- und Spezialistenebene in den Unternehmen.

Der Grossteil der Klienten hat einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss und damit einen höheren Bildungslevel als der schweizerische Durchschnitt. «Eine Berufslehre allein reicht nicht mehr, um ein Leben lang erfolgreich tätig sein zu können», so Reemts. Lebenslanges Lernen wird also immer wichtiger. Die durchschnittliche Suchzeit, bis eine neue Stelle gefunden wurde, lag bei 4,9 Monaten. Die Suchdauer hängt dabei weniger vom Alter ab als viel mehr mit der Hierarchiestufe zusammen: «Die Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt steigt proportional zur angestrebten Hierarchiestufe», sagt Reemts. Fachspezialisten und unteres Kader suchten im Schnitt 4 Monate, Abteilungs- und Bereichsleiter bereits 5, in C-Level-Positionen dauerte es bis zu 7 Monate. An der Spitze sind die Positionen natürlich auch dünner gesät. «Je höher die Hierarchiestufe, desto weniger kann ich auf Opportunitäten hoffen und muss mich umso mehr gezielt und aktiv positionieren», so die Expertin.

Networking ist alles

Das aufgebaute Netzwerk ist dabei entscheidend. Professionelles Networking ist der mit Abstand wichtigste Suchkanal bei der Stellensuche. Denn nur rund 25 Prozent der Positionen sind sichtbar, der Rest wird über den verdeckten Stellenmarkt besetzt. Die Bedeutung von Personalberatern hingegen schwindet zunehmend. Über die Hälfte der Kandidaten blieb übrigens ihrem Beruf und ihrer Branche treu. Und auch hinsichtlich Gehalt gibt es gute Nachrichten: Rund 40 Prozent verdienen an der neuen Stelle mehr, 12 Prozent konnten den Salärlevel immerhin halten.



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