14.03.2012, 11:38 Uhr

Swisscom zockt WLAN-Nutzer ab

Die Sendung «Kassensturz» des Schweizer Fernsehens zeigte eine ziemlich dreiste Praxis von Swisscom auf. Nichtsahnende Nutzer, die über vermeintlich kostenlose, öffentliche WLAN-Netze surfen, werden kräftig zur Kasse gebeten.
Die WLAN-Netze von Swisscom kosten oft gleich viel wie die 3G-Netze
Öffentliche WLAN-Netze sind grundsätzlich gratis. Diese weitläufige Meinung muss offenbar gründlich revidiert werden. Denn das von Swisscom bereitgestellte öffentliche WLAN-Netz «Mobile Eapsim» verrechnet Datenverbindungen so, als würden sie über die Mobilfunkverbindung laufen. Dies enthüllte das SF-Konsumentenschutzmagazin «Kassensturz» in der gestrigen Sendung.

Verbindung erfolgt unbemerkt

An 1700 Standorten in der Schweiz stellt Swissscom seinen Kunden WLAN-Hotspots zur Verfügung. Um das Mobilfunknetz zu entlasten, wie Swisscom sagt. Nicht ent-, sondern belastet wird dafür das Portemonnaie der Kunden. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass sich Smartphones automatisch in WLAN-Netze einwählen, sobald ein freies und nicht gesichertes Netz verfügbar ist. Die Swisscom-Hotspots sind zwar gesichert, bei den «Mobile Eapsim»-Netzen erfolgt die Authentifizierung aber vollautomatisch über die SIM-Karte. Der Nutzer merkt also gar nicht, dass sein Smartphone eine Verbindung mit dem Netz herstellt, und vor allem wird er vorgängig nicht gefragt und auf die entstehenden Kosten hingewiesen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Studenten werden ausgenommen

Studenten werden abgezockt

An Orten, wo ohnehin kein Gratis-WLAN zur Verfügung steht, sind die kostenpflichtigen Swisscom-Hotspots freilich kein grosses Problem, denn im Endeffekt sind die Kosten ja gleich hoch, wie wenn man via Mobilfunk surfen würde. Umso problematischer ist die Situation dafür an Orten, wo Gratis-WLAN zur Verfügung steht. Prominentes Beispiel: Hochschulen wie die Universität Zürich. Studenten und Lehrer können hier eigentlich ein kostenloses WLAN für den Zugang zum Internet nutzen. Nur: iPhones verbinden sich automatisch mit dem «Mobile Eapsim»-Hotspot. Statt Gratis-WLAN könnte es also für die Nutzer teuer werden. Vor allem, weil viele Anwender sich der Problematik gar nicht bewusst sein dürften. Sie sehen lediglich, dass sie mit einem WLAN-Netz verbunden sind, und wiegen sich in finanzieller Sicherheit.

So auch der Student Matthias Zeller, der im Kassensturzbeitrag erzählte, wie er selbst Opfer der unfairen Swisscom-Praxis wurde. Er hatte mehrmals hintereinander sein monatliches Datenvolumen massiv überzogen, was zu Mehrkosten im dreistelligen Bereich führte. Der Ursache kam er aber nicht auf die Schliche, trotz mehrmaliger Rückfrage bei Swisscom konnte ihm nicht geholfen werden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Lösung wäre einfach

Die Lösung wäre einfach

Die automatische Verbindung für die Swisscom-Hotspots lässt sich auf iPhone und Co. einfach deaktivieren
Im Kassensturz-Bericht waren nur iPhones zu sehen, die von dem Problem betroffen waren. Das automatische Verbinden mit den Swisscom-Hotspots soll ab iOS-Version 5 auftreten. Laut Swisscom sollen sich aber auch Android-Smartphones und Nokia-Geräte automatisch mit den kostspieligen WLAN-Netzen verbinden.

Die Lösung ist aber auf allen Geräten einfach: in den WLAN-Einstellungen die Option «Automatisch verbinden» für das Netz «Mobile Eapsim» deaktivieren. Eigentlich keine grosse Sache. Nur nützt einem das nichts, wenn man sich der Problematik gar nicht bewusst ist. Klar stehen die Konditionen irgendwo im Kleingedruckten des Swisscom-Vertrags. Transparente Preispolitik und Kundeninformation sehen aber anders aus. Einen Handlungsbedarf sieht Swisscom aber laut Kassensturz nicht.

Im Gegensatz zu Swisscom betreiben Sunrise und Orange keine eigenen WLAN-Netze und kennen somit auch keine automatischen Anmeldeerfahren für solche.



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