22.04.2015, 14:41 Uhr

Wie Swisscom das Land vor Einbrechern schützen will

Swisscom lanciert mit «SmartLife» ein Sicherheitssystem für Zuhause, das durch den Preis und die flexible Anwendbarkeit vor allem Mieter ansprechen soll. Was fehlt, sind die Lifestyle-Aspekte.
Jede 10. Minute wird in der Schweiz ein Einbruch verübt. 52 338 solcher Straftaten waren es letztes Jahr total, sagt die Polizeistatistik. 14 Prozent davon wurden aufgeklärt, heisst es weiter. Nicht gerade eine beruhigende Zahl. Hauptsächliches Ziel der Diebe: Private Haushalte. In über 50 Prozent der Fälle suchen sich die Verbrecher Mehr- oder Einfamilienhäuser aus. Eigentlich logisch, diese sind in aller Regel wesentlich schlechter geschützt als Banktresoren oder öffentliche Gebäude. Seit heute bietet die Swisscom mit «SmartLife» eine Lösung an, welche Private als Ziel von Einbrechern weniger attraktiv machen soll.  SmartLife ist ein Sicherungs- und Steuerungssystem für Zuhause. Kameras, Rauchmelder, Bewegungsmelder und andere Geräte lassen sich in «Do-it-yourself»-Manier installieren, via Webseite konfigurieren und per Smartphone bedienen. So erhält man beispielsweise eine Meldung aufs Handy, falls Türen oder Fenster offen sind, Wasser tropft oder sich das Kochfeld zur offenen Feuerstelle entwickelt. Günstiger aber nicht billig Im Gegensatz zu etablierten Systemen will Swisscom mit dem Preis punkten. 299 Franken fr die Grundausstattung (Box, 1 Tür/Fenster-Sensor, Fernbedienung) und 499 Franken fr ein Paket mit Kamera sind aber dennoch stolze Preise, zumal noch eine monatliche Gebühr dazukommt. Und wer mehr Geräte installieren will, zahlt für diese zusätzlich. Immerhin: Von diesen soll es Hunderte geben, sagte Frédéric Gastaldo, Swisscoms Leiter Connected Living, bei der Präsentation. Das System solle offen sein und diverse Anbieter zulassen. Der Offenheit werden allerdings Grenzen gesetzt. Die Basisstation von SmartLife erkennt nur Geräte, die auf dem 800MHz-Band kommunizieren. Wer also bereits alternative Sensoren besitzt, die beispielsweise über das Stromnetz funktionieren, kann diese nicht anbinden. Mieter im Fokus Swisscom will mit dem Produkt hauptsächlich Privatkunden ansprechen. Bis eine Lösung für Unternehmen erhältlich ist, müssen nicht zuletzt rechtliche Hürden übersprungen werden. Der Fokus dürfte bis dahin vor allem auf Mietern liegen, die keine Lust haben, sich für mehrere tausend Franken eine moderne Sicherheitsanlage installieren zu lassen. Mit SmartLife können sie ihr System beim Auszug mitnehmen und am neuen Ort wieder installieren. Als USP sieht Swisscom nebst der Flexibilität eine Zusammenarbeit mit Securitas. Der private Sicherheitsdienst kann für 15 Franken zusätzlich im Monat aufgeboten werden, wenn das System Alarm schlägt. Jede Intervention von Securitas kostet dann allerdings mindestens 250 Franken. Luc A. Sergy, Direktor von Securitas Direct, nennt Zahlen, welche den Verkauf solcher Smart-Home-Anwendungen ankurbeln sollen: «75 Prozent der Einbrecher werden verscheucht, wenn eine Alarmanlage erklingt. Und wir haben festgestellt, dass 80 Prozent weniger Schäden angerichtet werden, wenn ein Alarmsystem installiert ist.» Kein Lifestyle-Produkt Diese Zahlen klingen einleuchtend und den Polizeistatistiken ist auch zu entnehmen, dass gerade in den letzten paar Jahren die Zahl von Einbrüchen signifikant abgenommen hat, was nicht zuletzt an modernen Überwachungssystemen liegen dürfte. Ob sich die potenziellen Kunden von SmartLife überzeugen lassen, ist allerdings unklar. Swisscom hatte in diesem Bereich bisher mit Quing bereits ein Produkt am Start, das floppte - und nun eingestampft wird. Laut Blick gab es dafür nur 800 Kunden. Und Smart Homes können heute weit mehr als nur Security. Besonders die junge Zielgruppe, die Swisscom mit dem Produkt hauptsächlich anspricht, dürfte auch an Life-Style-Produkten interessiert sein. Beispielsweise individualisierte Wassertemperaturen in der Dusche oder Wunschmusik beim Betreten der Wohnung. Natürlich wird es auch Menschen geben, die dankbar sind für eine Lösung, die ihnen Videos eines Einbruchs aufs Handy übermittelt und gleichzeitig Alarm auslöst oder die ihnen mitteilt, wenn die Kinder sich nach der Nachtruhe noch bewegen. Doch wie viele das sind und nicht lieber warten, bis es auch andere Arten von Sensoren zu kaufen gibt, ist wohl auch für Swisscom eine grosse Unbekannte. Da der bisherige Entwicklungspartner, die französische Firma M2M Solution, bereits einige Life-Style-Lösungen im Portfolio hat, dürfte Swisscom aber ohnehin eher früher als später auch in diese Richtung denken. Disclaimer: Der Journalist erhielt von Swisscom das Einsteigerpaket plus auf Wunsch sämtliche verfügbaren Geräte, um SmartLife 1 Jahr lang gratis zu testen.



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