Swisscom 04.02.2016, 08:01 Uhr

Stellenabbau nach Gewinneinbussen

Swisscom hat die Jahreszahlen bekanntgegeben. Während der Umsatz stagnierte, drückte eine Busse auf den Gewinn. Die Firma fährt nun einen Sparkurs und streicht zahlreiche Stellen.
Swisscom hat im vergangenen Jahr eine Gewinneinbusse hinnehmen müssen. Beim grössten Schweizer Telekomkonzern schlug eine Busse der Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) zu Buche, die den Gewinn um 186 Millionen Franken nach unten zog. Swisscom soll bis im Jahre 2007 ihre ADSL-Leitungen zu teuer an die Konkurrenz vermietet haben. Dadurch hätten die Konkurrenten Sunrise, Green oder VTX zu wenig Gewinn machen können. Die Weko befand, dass Swisscom ihre marktbeherrschende Position missbraucht habe und verdonnerte den Konzern zu einer happigen Busse. Das Bundesverwaltungsgericht hatte diesen Befund im Oktober grundsätzlich gestützt. Swisscom hält die Sanktion für nicht gerechtfertigt und will das Urteil vor Bundesgericht anfechten, hat aber dennoch eine Rückstellung für die Busse von 186 Millionen Franken gebildet. Diese schlug auf das Resultat. Zudem hätten Preissenkungen für die Roamingtarife und Währungseinflüsse das Ergebnis nach unten gezogen, teilte die Swisscom am Donnerstag in einem Communiqué mit.

Weniger Gewinn

Der Umsatz stagnierte zwar bei 11,678 Milliarden Franken (-0,2 Prozent). Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank aber um 7,1 Prozent auf 4,098 Milliarden Franken. Unter dem Strich verdiente die Swisscom noch 1,362 Milliarden Franken. Das ist ein Fünftel weniger als vor einem Jahr. Nächste Seite: Sparmassnahmen und geplanter Stellenabbau
Damit hat der Schweizer Telekomriese die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz zwar erfüllt, beim Gewinn aber etwas verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Durchschnitt mit einem Umsatz von 11,647 Milliarden Franken, einem EBITDA von 4,156 Milliarden Franken und einem Reingewinn von 1,469 Milliarden Franken gerechnet. Die eigenen Erwartungen hat die Swisscom dagegen erfüllt. Der Konzern hatte einen Umsatz von über 11,5 Milliarden Franken und einen EBITDA von über 4 Milliarden Franken als Ziel fürs Gesamtjahr angepeilt.

Stellenabbau und -aufbau geplant

Die Swisscom will die Kosten bis 2020 um 300 Millionen Franken gegenüber 2015 senken. Dies soll mit Organisationsanpassungen, Stellenreduktionen, Prozessoptimierungen und der Umstellung auf die Internettechnologie erreicht werden. Insgesamt würden mehrere hundert Stellen vor allem in den unterstützenden Bereichen gestrichen, hiess es weiter. Auf der anderen Seite würden im laufenden Jahr in Wachstumsbereichen in der Schweiz bis zu 500 Arbeitsplätze geschaffen. Für die betroffen Mitarbeiter stehe ein gut ausgebauter Sozialplan bereit. Die «Swisscom geht davon aus, dass im laufenden Jahr rund 700 Mitarbeiter als Folge der Reduktionen vor allem bei unterstützenden Bereichen den Sozialplan beanspruchen werden.» Die Kosten für den Sozialplan beliefen sich auf 70 Mio. Franken. Insgesamt rechnet die Swisscom per Ende Jahr mit einem leicht tieferen Stellenbestand in der Schweiz als im Vorjahr. Insgesamt hatte die Swisscom hierzulande am 31. Dezember 2015 einen Bestand von knapp 19'000 Vollzeitstellen. Das sind 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Nächste Seite: Diese Stellen werden gestrichen

Weniger Call-Center

Die Swisscom werde die Zahl der Call-Center von 14 auf 8 reduzieren. Die Mitarbeiter der Standorte Zürich, Bern, Basel, Genf, Luzern und Rapperswil würden auf die verbleibenden acht Standorte Lausanne, Neuenburg, Biel, Olten, Sion, St. Gallen, Chur und Bellinzona konzentriert. «Für den grössten Teil der Mitarbeitenden ist der Wechsel an einen neuen Standort aufgrund des Arbeitsweges zumutbar», schrieb die Swisscom. Das Personal an den Standorten Olten, St. Gallen und Biel werde teilweise um mehr als die Hälfte zunehmen. Um die Flexibilität zu erhöhen und Spitzenbelastungen besser abdecken zu können, intensiviere die Swisscom die Zusammenarbeit mit Call-Center-Partnerunternehmen in der Schweiz. Tätigkeiten, die nicht zum Kerngeschäft gehörten und deren Inhalte weniger komplex seien, würden künftig verstärkt von den Partnern übernommen, hiess es weiter. Die Call-Center-Dienstleistungen würden weiterhin von der Schweiz aus betrieben.

Reaktion der Gewerkschaft

Die Um- und Abbaumassnahmen der Swisscom sind nach Ansicht der Gewerkschaft Syndicom für die Betroffenen ein harter Schlag. Syndicom fordert die Swisscom auf, die Betroffenen in den Aufbaubereichen weiter zu beschäftigen sowie den Sozialplan grosszügig anzuwenden. Die Gewerkschaft verlangt zudem, die Betroffenen soweit als möglich umzuschulen und in den Wachstumsbereichen des Unternehmens weiterzubeschäftigen. Für Mitarbeitende, die trotz Umschulungs- und Weiterbildungsmassnahmen nicht mehr weiterbeschäftigt werden könnten, fordert Syndicom eine grosszügige Anwendung des Sozialplans. Für den Auskunftsdienst 1811 (vormals 111) und seine langjährigen Mitarbeitenden solle eine zukünftige Betriebsform garantieren, dass möglichst viele Stellen dauerhaft erhalten blieben, hiess es weiter.



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