31.05.2017, 15:36 Uhr
Schweizer Handy-Preise im Europa-Vergleich
Ramschpreise in Polen und horrende Kosten in der Schweiz: Handy-Nutzer telefonieren und surfen hierzulande am teuersten, wie ein aufwendiger Vergleich zeigt.
In einem aufwendigen Vergleich hat das Konsumentenportal Verivox.ch die Schweizer Handy-Tarife mit zwölf europäischen Ländern verglichen. Bei der Analyse hat der Vergleichsdienst jeweils das günstigste Angebot (Prepaid oder Abo) in die Auswertung einfliessen lassen. Was aufhorchen lässt: In Polen erhält man schon für rund Fr. 6.50 eine Pauschalrate für Inlandanrufe und 10 GB Daten, während man in der Schweiz für 1,4 GB Daten satte 25 Franken pro Monat bezahlt. Gerechnet wurde bei diesem Beispiel mit 100 Gesprächsminuten und mindestens 1 GB Datenvolumen im Monat. «In Zürich gibt es für diesen Preis einen Cappucchino», sagt Ralf Beyeler, Telekom-Experte bei Verivox. Die Schweiz bildet in dieser Rangliste, weit abgeschlagen, mit Platz 25 das Schlusslicht.
In der Preislandschaft bestätigt sich jedenfalls kein Nord-Süd- oder Ost-West-Gefälle, wie dem Vergleichsexperten auffällt. «Viel mehr fallen die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten und die Konkurrenzsituation ins Gewicht», so Beyeler. «In einigen Ländern werben Anbieter mit Kampfpreisen um neue Kunden.» Ähnlich teuer ist nur noch Spanien mit knapp Fr. 20.70 für 1 GB Daten. Von den Nachbarländern ist Italien mit Fr. 8.80 für ein monatliches Surf-Kontingent von 8 GB noch am günstigsten. Nächste Seite: 220 Franken für unlimitiertes Surfen in Deutschland
220 Franken für unlimitiertes Surfen in Deutschland
Unser Schweizer Schweizer Surf-Modell mit den suggerierten unlimitierten «Flatrates» ist da bei bei Weitem nicht einzigartig. Bereits in sieben der dreizehn Länder gibt es demnach unlimitierte Surf-Abos, bei denen man nach einer bestimmten Datenmenge auch zur vollen Geschwindigkeit weitersurft: Auch hier ist man in Polen mit 14 Franken pro Monat offenbar am günstigsten unterwegs. In der Schweiz zahlt der Kunde für das günstigste Angebot mehr als viermal so viel pro Monat. Gar horrend teuer wird es in Deutschland: Im Berechnungsbeispiel kommt das Vergleichsportal auf einen monatlichen Betrag von rund 220 Franken!
Zum Schluss hat Verivox die Smartphone-Abos mit den grössten Datenpaketen unter die Lupe genommen. Gut haben es hier die Franzosen mit 100 GB für knapp 22 Franken. In Belgien erhält man demgegenüber nur schlappe 10 GB für 43 Franken. Wer sich in Deutschland die Surf-Flatrate für 220 Franken nicht leisten will, kann stattdessen höchstens ein Abo mit 25 GB Daten für 112 Franken im Monat buchen. Das ist happig! Nächste Seite: Fazit
Fazit
«Die Netzabdeckung ist natürlich immer so eine Sache, Deutschland hat da noch viel Nachholbedarf», sagt Ralf Beyeler gegnüber Computerworld.
«Wenn man realistisch bleibt, verbrauchen die allermeisten Konsumenten weniger als 1 GB im Monat», meint der Vergleichs-Experte. «Insbesondere Swisscom betont immer wieder, dass die Kunden mit einer Flatrate wesentlich mehr Daten übertragen. Das ist logisch, denn ohne eine Begrenzung der Datenmenge schaut sich der Konsument auch mal ein Video an oder hört Musik-Streaming und wählt sich nicht so oft in ein WLAN ein. Wenn es in einem Markt kein gutes unlimitiertes Angebot gibt, heisst es noch lange nicht, dass es dafür noch kein Bedürfnis gibt», folgert Beyeler.