«Yes, we gähhnn» 23.09.2009, 11:01 Uhr

Schlapper IDF-Auftakt

In der Höhepunkt-armen IDF-Eröffnungsrede zeigte Intel-Chef Paul S. Otellini einen leistungsstarken PC, der CPU und Grafik in einem Baustein vereint. «Larrebee» enttäuschte.
Intel-CEO Paul S. Otellini
Gleich zu Beginn der IDF-Eröffnungsrede (Intel Developer Forum) zeigte Intel-CEO Paul S. Otellini eine fertiggestellte Wafer-Scheibe, die in 22-nm-Strukturbreite gefertigt wurde. Ein wichtiger Schritt, wenn man bedenkt, dass Intels aktuelle Chips derzeit noch in 45 Nanometer verkauft werden. Die nachfolgende neue CPU-Chip-Architektur (Codename «Westmere») wird in 32 Nanometer gefertigt, und soll noch im 4.Quartal 2009 erscheinen. Einer der wichtigsten Pfeiler von Intels zukünftiger Strategie: Der Halbleiterhersteller entwickelt CPUs wie auch soc-Versionen (system-on-chip) der jeweiligen neuen Technologie-Generation gemeinsam. Das lässt sich mit zunehmender Verkleinerung einfacher realisieren. Zudem können immer mehr Funktionseinheiten in eine CPU hinein gepackt werden.
Otellini zeigte im Anschluss Intels zukünftiges-Produktportfolio in der Desktop- und Mobil-Sparte. Gewürzt wurde das Ganze mit einer Live-Demo, in der er eine verschlüsselte Winzip-Datei parallel von einem alten P4- und mobilen «Arandale»-Zweikern-System (Arandale = mobile Westmere-Architektur, die in 32 Nanometer hergestellt wird) entschlüsseln liess. Natürlich gewann der Laptop. Ein Tipp mit dem Fingerzeig, was wohl anwesende Unternehmen dazu animieren sollte, ihre in die Jahre gekommenen PCs gegen neue Rechner auszutauschen.
Live-Demo von Sandy Bridge
Den wohl spannendsten Moment gab es, als Otellini einen Desktop-Prototyp mit der, so Intel, «next-next-generation»-CPU zeigte. Dabei handelte es sich um einen Desktop-PC, der eine Sandy Bridge-CPU inklusive Grafikeinheit im CPU-Kern beherbergte. Hintergrund: Sandy Bridge-CPUs ist eine komplett neue Chip-Architektur und hat einen Grafikkern der 6-ten Grafikgeneration auf dem CPU-Chip. Vor allem mit AVX (Advanced Vector Extension), einem neuen Befehlssatz, sollen Floating-Point-, Media- und CPU-intensive Berechnungen beschleunigt werden.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Intel zeigt erste lauffähige Spiele-Demo mit Larrabee.
Intel mit Atom Developer Programm
Neue Wege will Intel bei der Vermarktung der Atom-CPU-getriebenen Mobilgeräte gehen. Hier kündigte man im Rahmen des neu geschaffenen «Developer Program» an, dass man eine Framework-Architektur in die zukünftigen Netbooks und Handhelds implementiere, die es Firmen gestatte, ihre Applikationen Kunden anzubieten - ähnlich wie es bei Apple in itunes, respektive dem App-Store geschieht. Ob das Ganze ein Erfolg wird, und wann es in der Schweiz erste Geräte und Firmen gibt, die diesen Webshop anbieten, hängt davon ab, inwieweit gesetzliche Richtlinien eine schnelle Umsetzung zulassen.
Intel führte zudem verschiedene Designs neuer MIDs (Mobile Internet Devices) vor, die auf Microsofts Windows-7-Betriebssystem und der von Intel angepassten Linux-Version (Moblin, V. 2.1) liefen. Bei einem ersten Live-Check vor Ort fiel Computerworld die Gerätedicke und Grösse auf, was nicht förderlich für ein handliches Mobilgerät sein dürfte.
Interessant ist dagegen die Strategie, die Intel mit der Atom-Architektur verfolgt: So habe man, liess Otellini verlauten, mittlerweile 460 erfolgreiche Atom-Designs, die in den verschiedensten Sparten zum Einsatz kommen: Vor allem bei Infotainment-Systemen in Autos, Industrie- und Militär-Applikationen sieht Intel viel Potenzial für die Minis.
Enttäuschende Larrabee-Demo
In der zweiten Keynote zeigte Sean Maloney Senior Vice President und Gelsinger-Nachfolger die erste lauffähige Spiele-Demo von Larrabee, Intels kommendem Grafikchip. Meloney sprach von «early silicon». Gezeigt wurde ein Demo des Shooters «Quake Wars: Enemy Territory». In dem Desktop-PC lief der Chip in Kombination mit Intels 6-Kern-CPU «Gulftown» (Architekturfamilie Westmere), die im ersten Quartal 2010 gelauncht wird. Zwei Dinge sind uns während der Präsentation negativ aufgefallen: Zum einen konnte Intel nicht den Nachweis erbringen, wie gut Larrabee Open-GL- respektive Direct-X-Spiele emulieren kann. Und zweitens sahen wir bei der dargestellten 3D-Szene, die per Ray-Tracing auf den Bildschirm berechnet wurde, leichte aber sichtbare Ruckler.
Intel sieht Larrabee dabei nicht nur als diskrete, eigenständige Grafikkarte, sondern auch als Co-Prozessor, der in die CPU als Unterstützung integriert wird. Nach uns vorliegenden Informationen sollen bereits wichtige Spieleentwickler mit entsprechenden Systemen versorgt worden sein.



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