17.10.2007, 16:13 Uhr
Intel macht kräftig Kasse
Intel hat im dritten Quartal 2007 einen Rekordgewinn von 1,9 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Dies entspricht einer Steigerung von 43 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Auch beim Umsatz konnte die Chip-Herstellerin zulegen. Dieser erhöhte sich um 15 Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar. Der Europa-Umsatz stieg von 1,6 auf 1,8 Milliarden Dollar. Intel übertraf damit die Erwartungen der Wall Street erheblich. Das Unternehmen profitierte auch von seinen Restrukturierungs- und Kostensenkungsmassnahmen der vergangenen zwölf Monate. Der Konkurrenzkampf mit Hauptrivalin AMD brachte die Chip-Preise zum Stagnieren. Das höhere Absatzvolumen, ein beträchtlicher Stellenabbau und andere Sparmassnahmen brachten trotzdem einen deutlichen Anstieg der Bruttogewinnmarge auf 52,4 (46,9) Prozent. Intel-CEO Paul Otellini verwies auf die starke Produktpalette, die steigende Globalnachfrage und die Sparaktionen. Er erwartet für das Schlussquartal eine Fortsetzung dieser Trends.
Zudem verkündete Otellini, dass Andy Bryant als Chief Financial Officer (CFO) zurücktreten werde. Bryant verlässt die Chip-Herstellerin aber nicht, sondern übernimmt den neu geschaffenen Posten des Chief Administrative Officers. Seine Nachfolge tritt Stacy Smith an, die bislang als stellvertretender CFO tätig war.
Im Rahmen der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse hat Dario Bucci, Intel-Länderchef von Italien und seit Ende 2006 auch für die Schweiz verantwortlich, exklusiv mit Computerworld gesprochen.
«Die Schweiz ist eine Macht»
CW: Die Firma Intel macht kräftig Kasse. Sie hat fürs dritte Quartal einen Nettogewinn 1,86 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet, ihn im Vergleich zum Vorjahr sogar um 43 Prozent gesteigert. Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis?
Bucci: Das hervorragende Ergebnis hängt von insgesamt drei Punkten ab: Wir konnten einen Rekord-Profit bei Mikroprozessoren, Chipsätzen und Flash-Speichern erzielen, im Gegenzug die Herstellungskosten für die neuen 45-Nanometer-Architektur bei Prozessoren deutlich reduzieren. Zusätzlich haben wir von einem sehr starken Wachstum im Notebook-Bereich profitiert.
Das Ergebnis sollte eigentlich auch für die Mitarbeiter Vorteile bringen. Ihr Chef, Intel-CEO Paul Otellini hat aber nach Bekanntgabe der Zahlen einen weiteren Stellenabbau um 2000 Mitarbeiter bis Ende 2007 angekündigt. Wie lässt sich diese Aussage überhaupt noch vernünftig erklären?
Sehen Sie, der Stellenabbau ist Teil unseres Kostensenkungsplan, den wir schon vor über einem Jahr beschlossen haben. Nur durch diesen Entschluss konnten wir uns überhaupt in eine schlagkräftigere Firma verwandeln. Glauben Sie mir, über Stellenabbau ist keiner in unserer Firma glücklich, in diesem hartumkämpften Markt aber leider oft unausweichlich. Mit dem Stellenabbau wollen wir die Kosten in diesem Jahr um 2 Milliarden US-Dollar und 2008 um eine weitere Milliarde senken.
Welche Strategien verfolgt Intel zukünftig, und welche Technologien kommen 2008 auf uns zu?
Intel wird sein «Tick-Tock-Modell» beibehalten. Das bedeutet, dass wir abwechselnd, jedes Jahr die Strukturbreite unserer Chips verkleinern, im folgenden Jahr eine neue Chiparchitektur in die Produkte integrieren. Bezogen auf heute heisst das: Am 12. November stellen wir den ersten 45 Nanometer-Prozessor (Codename «Penryn», Anmerkung der Redaktion) weltweit vor, Anfang 2008 wird mit «Nehalem» eine komplett neue Chip-Architektur folgen. Bereits Penryn wird gegenüber unseren jetzigen Prozessoren 20 Prozent weniger Energie verbrauchen, aber rund 30 Prozent mehr Leistung bieten.
Zukünftig rücken für uns «Leistung pro Watt», effizientere Chip-Designs und höhere Funktionalität noch mehr in den Fokus. Diese werden den traditionellen Markt stärker und schneller verändern.
Und was denken Sie über Ihren Mitbewerb AMD? Was denken Sie, inwieweit Sie Ihrem Erzrivalen technologisch voraus sind?
Keine Frage, wir respektieren jede Konkurrenz, kämpfen aber ebenfalls mit harten Bandagen. Wenn Sie ein Statement von mir wollen...
Ja, sehr gerne.
Wir haben unsere ersten 65-Nanometer-CPUs vor einem Jahr eingeführt. Der Mitbewerb seine erst kürzlich, seit ein paar Tagen. Denn Rest kann sich jetzt jeder selbst denken... Daneben bietet unsere Architektur die deutlich höhe Leistung.
Ihr Wohnsitz liegt in Mailand, Italien. Wie will Intel eigentlich künftig die Schweiz optimal von Mailand aus betreuen? Verliert die Schweiz an Wichtigkeit für Intel?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil, der Schweizer Markt ist für uns äussert relevant. Nur zwei Beispiele: 50 Prozent unserer verkauften Server-Prozessoren in der Schweiz sind bereits heute Quad-Core-CPUs (Prozessoren mit vier Kernen). Daneben entwickelt sich hier vor allem unser Notebook-Geschäft hervorragend: Der Marktanteil unserer Mobil-Sparte liegt bei rund 60 Prozent, während er in europäischen Ländern wie Deutschland 50 Prozent beträgt.
Daneben nimmt Intel den Schweizer Markt vor allem aus Sicht von «Early Adopter» sehr ernst. Sie ist eine Macht für uns. Man könnte auch sagen: Schafft es unser Produkt hier, dann verkauft es sich mit Sicherheit in ganz Europa. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, in der Schweiz mit einer eigenen PR-Agentur («Jenni-Kommunikation», Anmerkung der Redaktion) direkt vor Ort zu sein, um noch unsere grosse Stärke, die engen Beziehungen zu Schweizer Geschäftspartnern, zu stärken.
Zur Person
Der Elektronik-Ingenieur Dario Bucci arbeitet seit 1983 für den weltgrössten Chip-Hersteller Intel. Der Intel Country Manager für Italien ist seit Ende 2006 auch für die Schweiz zuständig. Der Mitarbeiter Daniel Bader von Computerworld (CW) sprach mit dem Schweizer Intel-Chef.