22.05.2007, 08:26 Uhr
IBM lanciert "weltweit schnellsten Mikroprozessor"
Am 21. Mai liess IBM in London die lange gut gehütete Katze endlich aus dem Sack: Ab 10. Juni 2007 soll der neue Power6-Mikroprozessor in Servern der Linie p570 ausgeliefert werden - und die neue Messlatte in Sachen Performance und Energieverbrauch setzen.
Auf der internationalen Pressekonferenz in London rührte Bill Zeitler, Senior Vice President and Group Executive IBM Systems and Technology Group, mit der ganz grossen Kelle an
,,Mit dem Power 6 markieren wir den Rekord in vier wichtigen Standard-Benchmarks: TPC-C (Datenbank-Anwendungen), SPEC CPU2006 SPECint2006 und SPEC CPU2006 SPECfp2006 (Integer- und Gleitkomma-Leistung) sowie SPECjbb2005 (Java-Leistung)."Konkret ausgedrückt bedeutet dies, dass der Power 6 die doppelte Leistung des bekannten Power 5+ bringt - bei identischem Stromverbrauch.
Um diese Werte zu erreichen wurde die Taktrate des mit 790 Millionen Transistoren bestückten Prozessors auf 4,7 GHz erhöht und mit einer neuen Architektur ausgestattet. Jeder der beiden Kerne des im 65-nm-Verfahren hergestellten Prozessors kann zwei Threads parallel verarbeiten. Zudem verzichtet IBM auf die Out-of-Order-Verarbeitung. Das bedeutet: der Prozessor versucht nicht, die Reihenfolge der Befehle selbst neu anzuordnen, sondern überlässt diese Aufgabe dem Compiler. Um Strom zu sparen kann der Power6 Takt und Spannung selbst regeln und sogar kurzfristig völlige Pausen einlegen. Insgesamt stehen acht MByte L2-Cache (vier pro Kern, vier Mal mehr als beim Power5) zur Verfügung, zusätzlich bindet IBM externe 32 MByte L3-Cache an.
Beeindruckend sind die Zahlen, die IBM zur I/O-Leistung verspricht: Bis zu 300 Gbyte Daten pro Sekunde soll der Power6 bewegen können. ,,Mit dem Power 6 können Sie theoretisch den gesamten I-Tunes-Katalog, also immerhin 20 Tbyte Daten, in nur 66 Sekunden downloaden", protzt Bill Zeitler in London.
Und er stichelt heftig gegen die Mitbewerber von Sun und HP. ,,Mit seiner Bandbreite von bis zu 300 Gbyte/s ist unser Power6 30 Mal schneller als HPs Itanium. Und die Rechenleistung von 30 Sun-Servern der v890s-Linie konsolidiert sich in einem einzigen 16-Kern-Rack des IBM p570", verspricht Zeitler. Damit liessen sich, so Zeitler weiter, 100 000 Dollar Stromkosten jährlich einsparen.
Zudem, so verspricht er, biete der Power6 grosses Potenzial beim Bestreben der Unternehmen, ihre Serverlandschaft auf eine kleinere Anzahl physischer Maschinen im Rechenzentrum zu konsolidieren. Zeitler: ,,Der Power6 bietet mit den Funktionen ,,Live Partition Mobility" und ,,Live Application Mobility" als weltweit erster Server die Möglichkeit, eine virtuelle Maschine während des laufenden Betriebs auf eine andere physische Maschine im Netzwerk zu verschieben."
Diese Funktion des neuen, ab Juli als Beta-Version erhältlichen AIX-6-Betriebssystems, wird allerdings frühestens ab November 2007 zu haben sein. IBM will die p570-Server, welche wahlweise mit 4 bis 16 Power6-Prozessoren bestückt werden können, ab Juni zu Preisen zwischen 60 000 und 250 000 Dollar anbieten. Die Preise für die noch mindestens bis Ende 2007 im Angebot verbleibenden Power5-Server sollen um 20 bis 30 Prozent reduziert werden.
Jörg Rothweiler