Digital Acceleration Gap 28.06.2023, 06:15 Uhr

Wie man digitale Hürden überwindet

Bei der Überwindung der Kluft zwischen Digitalisierungsambitionen und dem Ist-Zustand von Firmen helfen unter anderem Investitionen in eine moderne Datenarchitektur sowie die Etablierung eines digitalen Mindsets.
Zur Überwindung des «Digital Acceleration Gaps» gibt es meh­rere Ansätze
(Quelle: Shutterstock/Ivan Guardino)
Die sich ständig verändernde Geschäftslandschaft führt dazu, dass CIOs und CTOs Schwierigkeiten haben, ihre Unternehmen technisch und organisatorisch so aufzustellen, dass sie sich den Anforderungen zeitnah anpassen. Stattdessen bildet sich ein «Digital Acceleration Gap», eine Kluft zwischen Digitalisierungsambitionen von Unternehmen und dem Status quo.
Dass sich hinsichtlich der Beschleunigung Unterschiede aufzeigen, belegt die Studie «Closing the Acceleration Gap», die von Longitude im Auftrag von Workday durchgeführt wurde. So bestätigen mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte (52 %), dass ihre Unternehmen sich weit weg vom Zielzustand befinden, der erforderlich ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie können Unternehmen diese Lücke schliessen? Empfehlenswert ist ein integrierter Ansatz, der sowohl die strategischen Prioritäten des Unternehmens berücksichtigt als auch Investitionen in Technologie und Mitarbeiter vorantreibt.

Digitale Ambitionen überprüfen

Zu Beginn der Covid-19-Krise haben viele Unternehmen ihre digitalen Strategien vorangetrieben, aber jetzt verlangsamt sich das Tempo der Digitalisierung. Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die digitalen Ambitionen nicht mehr so ehrgeizig verfolgt werden wie noch vor zwei Jahren. 2020 waren mehr als ein Drittel der Führungskräfte (36 %) davon überzeugt, dass die digitalen Umsatzquellen innerhalb von drei Jahren 75 Prozent oder mehr ihres Umsatzes ausmachen würden. In der aktuellen Studie sagten nur 13 Prozent der Befragten dasselbe – eine Zahl, die mit den digitalen Bestrebungen von vor der Pandemie übereinstimmt (12 % im Jahr 2019).

In die wichtigen Bereiche investieren

Selbst dort, wo der Ehrgeiz hoch bleibt, haben Führungskräfte Probleme, die Dynamik der Digitalisierung aufrechtzuerhalten. Für viele sind die kulturellen Faktoren und benötigten Qualifikationen eine Hürde. Die Studie ergab, dass fast vier von zehn Führungskräften (38 %) der Ansicht sind, dass ein Mangel an relevanten Mitarbeiterqualifikationen dem Fortschritt im Wege steht. Trotzdem sind Direktinvestitionen in Ausbildung und Unternehmenskultur selten. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 %) stimmte zu, dass Investitionen in Technologien Vorrang vor kulturellen und strukturellen Veränderungen haben. Diese Kurzsichtigkeit hält trotz der Erkenntnisse aus der Pandemie und der flächendeckenden und plötzlichen Umstellung auf Home Office an. Nach den Investitionen in Infrastruktur erkannten viele Unternehmen, dass eine Remote-Arbeitsumgebung auch einen völlig neuen kulturellen Ansatz erfordert.
Die Gestaltung einer digitalen Employee Experience ist auch ein wichtiger Aspekt für Führungskräfte, welche die Transformationsstrategie ihrer Unternehmen vorantreiben möchten. Damit sich Arbeitsweisen weiterentwickeln und anpassen, braucht es eine Unterstützung der Kommunikation über neue Tools, um die digitale Zusammenarbeit zu erleichtern. Remote-Arbeit sollte möglichst viele Vorteile eines persönlichen Kontakts darstellen, etwa Interaktivität und Kreativitätsförderung.
Vier Schritte zum Erfolg
Für CFOs und CIOs ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass der «Digital Acceleration Gap» ein globales Problem und eine natürliche Folge komplexer äusserer Umstände ist. Folgende Schritte können unternommen werden, um ihn überwinden zu können:
  • Verfolgen Sie einen integrierten Ansatz: Planen Sie gleichzeitig Investitionen in Technologie sowie Personal und bieten Sie Schulungen sowie Weiterbildungen an.
  • Schaffen Sie eine «veränderungsfreundliche» Firmenkultur.
  • Stellen Sie den Datenzugriff sicher und fördern Sie die Agilität auf allen Ebenen des Unternehmens.
  • Verwenden Sie die spezifischen strategischen Prioritäten Ihres Unternehmens als Grundlage für jede Entwicklung oder Initiative.
Erkennen Sie: Wenn Sie sich immer von Ihren konkreten Zielen leiten lassen – auch wenn es grosse ­Herausforderungen auf dem Weg gibt –, werden Sie sich verändern, ganz wie gewünscht und geplant.

Datensilos abbauen

Die Bereitstellung eines offenen Datenzugriffs – durch ein System, in dem Daten effektiv erfasst, gespeichert, verarbeitet und verwaltet werden und Mitarbeitern einen Selfservice-Zugriff auf aktuelle und zuverlässige Daten ermöglicht – ist der Schlüssel zum Aufbau von Innovation und Anpassungsfähigkeit. Laut Gartner übertreffen die Organisationen, die den Datenaustausch fördern, ihre Mitbewerber bei den meisten Geschäftswertmetriken.
Weniger als die Hälfte der in unserer Studie befragten Führungskräfte (46 %) gaben an, dass sie digital ausreichend gut gerüstet sind, um die Geschäftskontinuität in Krisenzeiten zu gewährleisten. In Unternehmen, in denen Daten vollständig zugänglich sind, stieg dieser Anteil auf 76 Prozent. Um die Prozesse in ihren Unternehmen zu verbessern, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, benötigen die Mitarbeiter Zugriff auf die aktuellsten Daten und Erkenntnisse.
Investitionen in eine moderne Datenarchitektur sind entscheidend. Die Betriebs- und Datensilos von Legacy-Systemen schränken das Wachstum ein. In Unternehmen, die eine zuverlässige Quelle für Finanz-, Personal- und Betriebsdaten haben, kann jeder Mitarbeiter auf Echtzeitdaten zugreifen, um fundierte Entscheidungen schnell und kompetent zu treffen.

Digitales Mindset aufbauen

Ein ausschlaggebender Aspekt bei der Förderung von Innovation und Flexibilität ist die Art und Weise, wie Entscheidungen in einem Unternehmen getroffen werden. Etwa die Hälfte der befragten Führungskräfte (52 %) gab an, dass die Organisationskultur es ihren Unternehmen ermöglicht, Veränderungen anzunehmen. Eine «Fail Fast»-Mentalität ist für effektive Innovation unerlässlich. Die Kultur des Experimentierens, die während der Pandemie an Fahrt gewonnen hat, ist jedoch zurückgegangen und viele Unternehmen vertrauen diesem Ansatz nicht mehr. Dies wird von unserer Studie bestätigt: 53 Prozent der Befragten gaben an, eine «Fail Fast»-Mentalität zu haben, verglichen mit 77 Prozent im Jahr 2020.
Während eine innovative Mentalität wichtig ist, ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, einen nachhaltigen Ansatz für Veränderungen zu finden. Die digitale Transformation muss eine kontinuierliche Anstrengung sein, von der Implementierung der Technologie bis zu ihrer fortlaufenden Nutzung und Entwicklung.
Durch eine bessere Ausrichtung der Transformation auf bestimmte unternehmensweite strategische Prioritäten können Organisationen einem massvollen Ansatz folgen, der das Unternehmen dabei unterstützt, seine langfristigen Ziele zu erreichen.
Der Autor
Jens Löhmar 
ist Chief Technology Officer Continental & DACH bei Workday. www.workday.com


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