Sensation 25.09.2009, 10:07 Uhr

CPUs mit Grafikkern noch 2009

Preishammer: Ab 200 Franken bringt Intel die neue Mittelklasse-CPU «Clarkdale» auf den Schweizer Markt. PCtipp hat erste Messwerte und sagt, für wen sich die Wunder-CPU mit integrierter Grafik lohnt.
Wie weit Intels 32-Nanometer-Technik bereits fortgeschritten ist, wurde am IDF (Intel Developer Forum) in San Francisco deutlich. In der für Redakteure anberaumten Sitzung wurden erste Benchmark-Ergebnisse für Intels zukünftige Mainstream-CPU (Codename «Clarkdale») gezeigt. Clarkdale gehört der nächten Chiparchitektur «Westmere» an, ist der erste Chip, der sowohl eine CPU wie auch Grafikeinheit (siehe Bild) vereint. Bei der CPU handelt es sich um einen Zweikern-Prozessor, der via Hyper-Threading gleichzeitig vier Threads (Rechenprozesse, um die Effizienz zu steigern) mithilfe seiner zwei zusätzlichen virtuellen Chipkerne abarbeiten kann.
Doppelpack: CPU und Grafik
Die beiden Recheneinheiten, CPU und 3D-Grafik, sind nicht ineinander integriert, sondern liegen auf der Chipfläche nebeneinander (siehe Bild). Während die CPU in 32 Nanometer hergestellt ist, wird der Grafikchip noch in 45 Nanometer, also einer grösseren, platzraubenden Strukturbreite hergestellt. Erst bei der darauf folgenden Chipgeneration «Sandy Bridge» wird die CPU und GPU (Graphic Processing Unit) in einem einzigen Kern vereint. Neben diesem Doppelpack ist in der CPU ein Memory-Controller integriert, der Speicherzugriffe beschleunigen soll. Maximal lassen sich auf entsprechenden Mainboards zwei DDR3-Module bis zu einer Frequenz von 1333 MHz ansteuern. Zudem sollen von dem neu in die CPU integrierten Befehlssatz AES (Advanced Encryption Standard) Multimedia-Applikationen und Spiele profitieren.
Turbo: Kontrollierte Offensive
Die wohl wichtigste Besonderheit des Chipdesigns ist die «Turbo Boost-Technology». Diese erlaubt es, die einzelnen CPU-Kerne, die nicht für eine Anwendung benutzt werden, abzuschalten, um die Übrigen zu übertakten. Die Besonderheit bei der Clarkdale-CPU: Abhängig von der spezifizierten, maximalen Verlustleistung des Chips (TPD) und der zulässigen Kern-Temperatur (also CPU plus 3D-Chip) lassen sich bei Clarkdale-Prozessoren beide Recheneinheiten, also CPU und GPU, variabel über-, respektive untertakten. Daneben unterstützt die DirectX-10-GPU hardwareseitig die Wiedergabe von Blu-ray, so dass die CPU entlastet wird.
Lesen Sie auf der nächsten Seite Modelle, Preise und Benchmarks.
Drei Modelle ab 200 Franken
Nach unseren Informationen wird Intel drei Clarkdale-Modelle lancieren - noch im November 2009. Dies sind die Modelle Core i5-670 (3,46 GHz, ca. 300 Franken), Core i5-660 (3,33 GHz, ca. 260 Franken) und Core i5-650 (3,20 GHz, ca. 200 Franken). Alle drei Modelle besitzen einen 4 MB grossen L3-Cache und passen in den Sockel LGA1156. Damit ist die Kompatibilität zu Core-i5/-i7/-Mainboards sichergestellt. Entsprechende Mainboards wird es mit und ohne separaten PCI-Express-Steckplatz für diskrete Grafikkarten geben. In den folgenden Benchmarks wurde ein 3,33-GHz-Modell gegen ein Core 2 Quad Q9400 (2,67 GHz) und Core 2 Duo E8500 (3,16 GHz) getestet.
Zu den Benchmarks: Beim SPEC CPU2006 erreicht die Clarkdale-CPU bei der Floating-Point-Berechnung den besten Wert. Hier profitiert die CPU von seiner Chiparchitektur, dem integrierten Memory-Controller und seiner 3,33 GHz hohen Taktfrequenz. Bei der Integer-Berechnung ist das Vierkern-Modell, der Core 2 Quad Q9400, auf der Pole-Position - vor allem wegen seiner vier physikalisch vorhandenen CPU-Kerne.
Beim Spielebenchmark 3DMark Vantage unterliegt die neue Mittelklasse-CPU ebenfalls bei der CPU-Messung, kann aber in den Sparten Grafik und Overall (Gesamt) den Core 2 Quad Q9400 in Schach halten. Interessant ist bei der Messung «Grafik», dass die integrierte 3D-Einheit gegenüber dem Vorgänger X4500HD deutlich leistungsstärker ist. Hier bleibt allerdings die Frage offen, in wie weit sich die CPU auch gegenüber einer Einsteigerlösung von nVidia oder ATI/AMD behaupten kann.
Bei SiSoft Sandra überzeugt die Core i5-CPU aufgrund des im Prozessor integrierten Speichercontrollers. Hier liegt die LGA1156-Sockel-CPU deutlich in Führung - sowohl bei der Integer- wie auch Floating-Point-Berechnung.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch beim Gesamtbenchmark PCMark Vantage ab. Auch hier profitiert die neue Zweikern-CPU von seinen architektonischen Verbesserungen: Im Einzelnen sind das der Speicherkontroller, die Hyper-Threading-Funktion und der neue Befehlssatz AES (Advanced Encryption Standard).
Lesen Sie auf der nächsten Seite der Stromverbrauch und Fazit.
Stromsparer: Selbst beim Stromverbrauch (siehe Bild) hat der Core-i5 positive Eigenschaften. So verbraucht der Prozessor (Desktop-Modus) gerademal 24 Watt - mehr nicht. Unter Volllast hat der PCtipp eine Leistungsaufnahme von rund 70 Watt messen können. Damit können leise PC-Systeme mit sehr sparsamen 100- bis 200-Watt-Netzteilen verwirklicht werden. Übrigens hat Intel wohl nicht umsonst auch HiFi- und Multimedia-Systeme mit dieser Prozessorarchitektur währende des IDFs gezeigt.
Fazit: Leise und günstig
Intel zielt mit der neuen Clarkdale-CPU-Riege, und dem von Microsoft recht zeitnahen Launch zu Windows 7 (22. Oktober) auf Mittelklasse-PCs. Das ist sinnvoll. Viele Unternehmen haben noch einen relativ alten PC, und die Investition eines neuen Computers bis dato verschoben. Mit den neuen Core-i5-CPUs bietet der CPU-Hersteller eine preiswerte, fürs Business mehr als ausreichende Komplettlösung an, die zudem sehr sparsam mit dem Energieverbrauch umgeht. Genau dort, wo nicht Hochleistung, sondern der Preis und Stabilität gewünscht sind, will sich Clarkdale einnisten - die Chancen dazu stehen nicht schlecht.



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