08.04.2011, 10:16 Uhr
Cisco-Chef Chambers spricht über Fehler
Cisco-CEO John Chambers hat eingeräumt, dass seine Firma ihren Fokus vermissen lässt, zu wenig Disziplin hat und ihren Geschäftsbetrieb überarbeiten muss.
«Wir haben unsere Anleger enttäuscht und unsere Mitarbeiter verwirrt», so Chambersin einer Mail an die Belegschaft freimütig. An seine Strategie glaubt Chambers, der seit 1995 an der Spitze von Cisco Systems steht, allerdings auch weiterhin - obwohl der Aktienkurs des weltweit führenden Netzausrüsters dieser Tage auf dem Niveau von 1998 herumdümpelt. Cisco werde «eine Reihe gezielter Massnahmen» einleiten und «mit chirurgischer Präzision adressieren, was wir in unserem Portfolio ausbessern müssen», schreibt Chambers weiter - das klingt nach Änderungen im Tagesgeschäft und womöglich Kostensenkung (= Stellenabbau). Cisco hatte in den beiden zuletzt abgeschlossenen Quartalen enttäuscht und bereits verschiedene hochrangige Manager ausgetauscht. Im Kerngeschäft mit Netzausrüstung steht der Konzern zunehmend unter Druck durch Wettbewerber. Gleichzeitig sucht Cisco selbst in Dutzenden von neuen Märkten nach neuen Umsatzströmen - von Consumer-Camcordern bis hin zu Videoleinwänden für grosse Stadien. Im Februar hatte Cisco laut dem US-Wirtschaftsblatt «Wall Street Journal» trotz sechs Prozent mehr Umsatz einen Gewinnrückgang von 18 Prozent vermeldet. Noch im gleichen Monat beförderte das Unternehmen Gary Moore auf den neuen Posten des Chief Operating Officer (COO) und installierte damit erstmals seit 2007 wieder eine klare Nummer 2. In den zwei Monaten zuvor hatten mit dem Chef der Consumer-Produkte Jonathan Kaplan und Marketing-Leiterin Susan Bostrom zwei hochrangige Führungskräfte den Konzern verlassen. Auf der nächsten Seite: «Portfolio zu gross?»
Portfolio zu gross?
Die Cisco-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten über 30 Prozent an Wert verloren, wohingegen der Index Nasdaq Composite im gleichen Zeitraum um 15 Prozent zulegte. Brian Modoff von Deutsche Bank Securities sieht Cisco zu weit ab vom Kerngeschäft. Ciscos Portfolio «ist vielleicht zu gross geworden», sagt der Analyst. «Sie haben eingesehen, dass Wachstum um des Wachstums Willen bei ihnen nicht funktioniert. Sie müssen sich fokussieren.» Chambers sieht das in seinem Memo freilich anders. «Unsere Strategie [der Expansion in neue Marktsegmente] ist solide. Es sind Teile unserer operationalen Umsetzung, die das nicht sind», schreibt der CEO. «Wir haben für Entscheidungen zu lange gebraucht, wir hatten Überraschungen, wo es keine hätte geben sollen, und wir haben die Verantwortlichkeit eingebüsst, die für unsere Kunden und Investoren das Markenzeichen unserer Fähigkeit zur konsistenten Umsetzung war. Das ist nicht akzeptabel, und genau hier werden wir angreifen.» Chambers will nun zusammen mit Moore versuchen, Ciscos Organisation zu vereinfachen. Zuletzt hatte der CEO das Management-System im Jahr 2009 umgebaut und seinerzeit eine Reihe von Councils und Boards eingesetzt, die ihm dabei helfen sollten, das immer stärker diversifizierte Geschäft im Blick zu behalten.