Exklusiv 19.08.2008, 15:29 Uhr

Wenn der Chip zum Arzt wird

Computerworld-Redaktor Michael Kurzidim berichtet live und exklusiv von Intels Entwicklerkonferenz IDF in San Francisco. Heute: Am Vorabend der Konferenz dreht sich alles um künftige Anwendungen von Chips wie dem vor Kurzem präsentierten Grafikprozessor Larrabee.
Am Vortag des Intel Developer Forums (IDF) in San Francisco startete der Chipkrösus eine imposante Aufwärmphase, die auch humoristische Akzente setzte. Denn Intels neuer Prozessor Larrabee führt dank seiner leistungsstarken "Vector processing unit" bildverarbeitende Operationen und Matrizenberechnungen viel schneller durch. Er glänzt also immer dann, wenn es um Grafik, Rendering und viel Rechenpower geht. Aber welche neuen Anwendungsbereiche erschliesst der neue Turbo-Chip denn eigentlich?

Medizinische Anwendungen

Andrew Chien, Chef der Forschungsabteilung und Vize-Präsident bei Intel, gab auf diese ganz pragmatische Frage drei schlüssige Antworten. In der Krebs- und Stammzellen-Forschung liessen sich die Entwicklungsstadien von erkrankten Stammzellen mit Verfahren, die Bilderserien analysieren, genauer erkennen und für die Diagnose nutzen, betonte Chien.
Bildanalysen sind sehr rechenintensiv und helfen auch bei Hautkrebserkrankungen weiter. Das "decision and support system" Dermfind hilft etwa bei der Früherkennung von Melanomen und unterstützt den Mediziner bei der Therapie. Die Universität von Pittsburgh testet Dermfind zur Zeit im Rahmen einer Pilotstudie.
Intel-Technik hat zudem das Zeug, die Videoüberwachung zu revolutionieren, was im Plenum auch gemischte Gefühle hervorrief. Heutige Systeme überwachen in Echtzeit etwa sieben Objekte unter wechselnden Lichtverhältnissen und bringen es auf eine Erkennungsquote von 70 bis 95 Prozent. Dank Larrabee kann diese Leistung merklich verbessert werden: Der Prozessor schafft es, hunderte von Objekten gleichzeitig zu überwachen und korrekt zu identifizieren.

Exklusiv: Wenn der Chip zum Arzt wird

Benutzeridentifikation durch Verhaltensmuster

Ein eher abstruses Beispiel demonstriert die Leistungsfähigkeit selbstlernender Systeme, die Fernsehzuschauer anhand der Art und Weise, wie sie die Fernbedienung benutzen, erkennen. Denn jeder glotzt anscheinend anders in die Flimmerkiste. Dabei kommen rechenintensive Bayessche Netze zum Einsatz. Das System hat seinen ersten Härtetest bereits bestanden und die Mitglieder von fünf Familien erfolgreich identifiziert. Bequemer Fernsehen dank Intel.

Proaktive Wellness

Mehr auf der Wellness-Schiene war Mary Smiley, Chefin der Intel-Forschungsabteilung für zukünftige Anwendungen (Emerging Platform Labs) unterwegs. Geht es nach der Intel-Abteilungschefin, dann sollen mobile Handhelds unser Alltagsleben besser organisieren und etwa Übergewichtigen dabei helfen, sich gesundheitsbewusster zu verhalten.
Abspecken ist angesagt, und die Intel-Chips machen es leichter. Die mit GPS und GPRS funkverbundenen Geräte behalten den Blutdruck, die Herzfrequenz und das Gewicht im Auge und führen auch eine Kalorien-Vebrennungsanalyse durch. Ein Kollege von Smiley führte augenfällig vor, wie das Ganze funktioniert: "Sie haben sich zu lange nicht bewegt", muffelte beispielsweise das Gerät. Verfiel der Proband daraufhin in wildes Joggen, reagierte das Gerät sofort und gab die Empfehlung: "Sachte, sachte!"



Das könnte Sie auch interessieren