29.08.2014, 13:21 Uhr

VMwares Supercloud-Pläne

Server- und Storage-Virtualisierung haben VMware gross gemacht. Aber das Unternehmen verfolgt ambitioniertere Pläne. VMware baut die eigene Supercloud.
VMware will vollumfänglicher Cloud-Anbieter werden - längerfristig. Und auf der VMworld in San Francisco unternahm das Unternehmen einige Riesenschritte in Richtung Zielvorgabe. Die allgemeine Marschdirektive gab Ex-VMware-Chef Paul Maritz mit seiner Vision vom Software-definierten Rechenzentrum (SDDC) aus. Zwei, drei Jahre ist das her. Das SDDC ist ein Mammutprojekt: Es vereint Server-Virtualisierung - VMwares Kernkompetenz und Hauptumsatztreiber - mit Storage- und Netzwerk-Virtualisierung (NSX), und der Fokus liegt auf der private Cloud. Wenn VMware ein 360-Grad-Cloudanbieter werden will, sind SDDCs aber nur ein Baustein unter dreien. Die beiden anderen Baustellen heissen hybride Cloud und mobile Cloud. Mobile (Windows-)Cloud Mit seiner Horizon-Suite stieg VMware in den Markt der Desktops-As-a-Service ein (DaaS) ein und positionierte sich damit als starker Konkurrent zu Citrix. Das war der erste Streich, und das Geschäft mit Horizon scheint gut zu laufen. Vmwares Sanjay Poonen sprach gegenüber Computerworld von Umsatzsteigerungen im Bereich 35 Prozent. Auf der VMworld folgte nun der zweite Streich: Dort stellte das Unternehmen mit seiner neuen "Workspace Suite" ein mobilisiertes Horizon vor, das virtualisierte Desktops auf mobile Geräte bringt. Damit bekommt Citrix nicht nur auf dem stationären, sondern auch auf dem mobilen Windows-as-a-Service-Markt Konkurrenz. In der "Workspace Suite" bündelt VMware die aktuelle Version 6 der DaaS-Lösung Horizon (Desktop-Virtualisierung), die Management-Lösung "Workspace Portal" sowie MDM- und Sicherheits-Software der Anfang des Jahres aufgekauften Firma AirWatch. Mit der Workspace Suite können Geschäftskunden mobil auf ihre Windows-Applikationen, auf Cloud-Services und Web-Applikationen zugreifen. Administratoren wiederum verwalten Suite und Benutzer über bekannte Management-Werkzeuge: das vCloud Automation Center und den vCloud Operations Manager. Hybride 360-Grad-Cloud Soweit VMwares Produktneuheiten für die mobile Cloud. Mit der neuen Produktbezeichnung "vRealize Suite" pusht das Unternehmen sein Lösungsportfolio in Richtung hybride Cloud. "Hybrid" heisst unter VMwares Perspektive dabei Zweierlei: Die Lösung unterstützt auch die HyperVisor anderer Anbieter wie etwa Microsoft Hyper-V und KVM. Sie integriert aber auch Dienste aus der Public Cloud wie etwa die Amazon Web Services (AWS). Allerdings: Fragt man VMware nach Public-Cloud-Services, kommt als Beispiel meist Amazon/AWS. Wie weit die Öffnung Richtung Public Cloud wirklich geht, bleibt noch unklar. Aber: Würde VMware diesen Ansatz ehrlich und konsequent weiter vorantreiben, dann käme das einer 360-Grad-Cloud schon recht nahe. Offiziell stellte Vmware seine neue vRealize-Suite auf der VMworld als eine Art Erweiterung von vSphere vor. Was heisst: vRealize macht vSphere durch zusätzlich unterstützte HyperVisor und Public-Cloud-Services fit für die hybride Cloud, und versorgt die hybride Cloud gleich mit den nötigen Management-Werkzeugen. Schaut man genauer hin, dann stecken hinter der vRealize Suite drei Produkte: Die vRealize "Cloud Management Platform" enthält vRealize "Operations", "Automation" und "Business". Die Produktnamen sprechen im Grossen und Ganzen für sich. Die vRealize-Suite ist ins restliche Lösungsportfolio integriert. Sie dockt an VMwares  Monster-Suite "vCloud" an, ein Cloud-Komplettangebot, das zusätzliche Managementwerkzeuge (vCloud Director u.a.), eine Sicherheitslösung (Site Recovery) und natürlich das Kernprodukt vSphere enthält. Die neue vRealize-Suite gibt es als On-premise- und als SaaS-Angebot aus der Cloud (Air). Fazit VMware öffnet sich, um zum Beispiel fremde HyperVisor und Public-Cloud-Dienste in die VMware-Welt hineinzulassen. Die entscheidende Frage ist aber: Kommen Sie auch wieder heraus? Beispiel OpenStack: Für Frühjahr 2015 kündigte der Virtualisierungsprimus eine eigene Distribution der offenen Plattform OpenStack an, mit der Kunden eigene private Clouds bauen können (Computerworld berichtete). Sicher wird es Mocifikationen geben, um den Software-Baukasten OpenStack in das eigene Lösungsportfolio zu integrieren. VMwares Version von OpenStack würde dann nicht mehr offen und kompatibel sein. VMware sagt, wo's lang geht... Beispiel: Migration von Virtuellen Maschinen und Workload, auch zwischen Rechenzentren. Generell funktioniert das gut, aber nur zwischen Rechenzentren, die unter VMware-Technologie laufen. Der Virtualisierungsmarktführer, der zur EMC Gruppe gehört, unterhält mittlerweile acht eigene Rechenzentren in den USA, Grossbritannien und Japan. Darüber hinaus gibt es eine strategische Partnerschaft mit China Telecom. Ein erstes Ziel soll der Aufbau hybrider Cloud Services in Peking sein. VMware baut an der eigenen Supercloud und öffnet die Tür für Fremdanbieter und Fremdtechnologien. Einmal in der VMware-Cloud gelandet gibt jedoch der Virtualisierungsmarktführer den Ton an.



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