12.06.2012, 09:01 Uhr
Oracle plant die «umfassendste Cloud des Planeten»
Oracle-Chef Lawrence «Larry» Ellison hat letzte Woche erklärt, seine Firma sei ab sofort bereit, «die umfassendste Cloud auf dem Planeten Erde» anzubieten.
Die Oracle Public Cloud sei «lange in der Mache» gewesen, erklärte Ellison in einem Webcast. Sie umfasst die «Fusion Applications» von Oracle, die als SaaS beziehungsweise PaaS (Software- / Platfom-as-a- Service) angeboten werden. Aus der Wolke stellt Oracle ausserdem das «Oracle Social Network» bereit, mit dem der Konzern etwa «Salesforce Chatter» Konkurrenz machen will. Wirklich überraschend kam die Ankündigung nicht, hatte Oracle doch bereits auf der Hausmesse OpenWorld im Oktober die Public Cloud erstmals angekündigt und seither auch eine Webseite mit Details wie Preisen und Verfügbarkeitsterminen ins Netz gestellt (Computerworld.ch berichtete). Die Cloud-Anwendungen werden pro Nutzer und Monat in Rechnung gestellt. Aber auch nach der aktuellen Präsentation war noch nicht klar, ob nun wirklich alle Komponenten auf breiter Front verfügbar sind. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Cloud-Plattformen im Einzelnen
Oracle will in seiner Public Cloud unter anderem folgende Plattform-Services anbieten:
Oracle will in seiner Public Cloud unter anderem folgende Plattform-Services anbieten:
- Database Cloud Services: Oracles Datenbank-Kernprodukt als sicherer Cloud-Dienst
- Java Services: Entwicklung, Deployment und Verwaltung von Java-Applikationen mit Oracle WebLogic
- Web Services: Schnelle Erstellung von Web-Anwendungen mit Skriptsprachen wie PHP, Ruby und Python
- Mobile Services: Entwicklung von mobilen Anwendungen für Smartphones und Tablets (cross-platform, nativ, HTML5)
- Document Services: Gemeinsames Bearbeiten und Teilen von Dokumenten in Online-Workspaces und Portalen für Projekt-Teams
- Sites Services: Entwicklung und Wartung optisch ansprechender .com-Webseiten durch Business-Nutzer ohne Programmierkenntnisse
- Analytics Services: Erstellung und Teilen von Analytics-Dashboards und Berichten
Auf der OpenWorld und im «Wall Street Journal» vor vier Jahren hatte Larry Ellison die Cloud noch geschmäht und unter anderem gelästert, da werde «Geschwafel» voller Hype auf längst bekannte Techniken appliziert. Bei Oracle ist das jetzt aber natürlich alles ganz anders und eine strategische Vision. «Wir haben uns vor fast sieben Jahren dazu entschlossen, all unsere Applikationen für die Cloud neu zu entwickeln», erklärte Ellison bei der Ankündigung. «Wir haben das ‹Project Fusion› genannt. Einige unserer Wettbewerber tauften es ‹Project Con-fusion›, was denkwürdig ist. Wir haben sieben Jahre Arbeit, tausende Menschen und Milliarden von Dollar gebraucht, um den Übergang von einem On-premise-Anwendungsanbieter zu einem Anbieter von Cloud-Anwendungen zu schaffen, der auch noch On-premise-Applikationen offeriert.» Oracle hofft, dass dieses duale Modell die Kundschaft besonders anspricht, weil der Anwender beim Deployment die freie Wahl hat und Anwendungen auch zwischen der Oracle Public Cloud und dem eigenen Rechenzentrum verschieben kann. Die mehr als 100 Cloud-Applikationen von Oracle decken unter anderem die Bereiche ERP, CRM und HCM ab. Daneben sieht Oracle-Chef Ellison aber noch weitere wichtige Alleinstellungsmerkmale für seine Cloud: Hohe Sicherheit durch unter anderem Virtualisierung, der konsequente Verzicht auf sogenannte Multitenancy (Software-Architektur, bei der sich mehrere Kunden eine einzige Instanz einer Anwendung teilen) und damit einhergehend variable Zeitfenster zum Umstieg auf neue Versionen der Cloud-Software sowie offene Standards, die Integration mit anderen Anwendungen erleichtern sollen. Last, but not least betreibt Oracle seine Cloud auf den hauseigenen Highend-Maschinen «Exadata» und «Exalogic» und nicht auf Farmen mit irgendwelcher Commodity-Hardware. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Breitseite gegen SAP Kein gutes Haar liess Ellison einmal mehr am deutschen Erzrivalen SAP. Der werde bis zum Jahr 2020 noch «nichts Wirkliches» in der Cloud zu bieten haben, lästerte der Oracle-Chef. «SuccessFactors ist alles was sie haben», sagte Ellison mit Blick auf den von SAP übernommenen HCM-Cloud-Anbieter. «Ich glaube nicht, dass das reicht.» Oracle selbst hatte mit Taleo eine ähnliche Firma erworben, aber auch noch andere Cloud-Spezialisten wie RightNow (CRM), Endeca (Data Management) und Vitrue. SAP seinerseits sieht sich durch Ellisons Lästereien eher bestätigt. «Wie üblich sieht man an den am meisten kritisierten Konkurrenten, vor was Oracle am meisten Angst hat», erklärte der Walldorfer Konzern in einer Stellungnahme gegenüber dem «IDG News Service». «Beim Aufbau eines profitablen Cloud-Dienstes kommt es auf die Grösse an - und SuccessFactors von SAP hat mit 17 Millionen Nutzern die grösste Nutzerbasis aller Cloud-Anwendungsanbieter.» Ausserdem, so SAP, biete man mit «Business ByDesign» schon heute eine komplette ERP-Suite für die Cloud an und habe noch jede Menge weitere «lose gekoppelte» Cloud-Anwendungen im Angebot. Ellison hatte aber vermutlich eher auf die Tatsache angespielt, dass die Flaggschiff-ERP-Lösung der Walldorfer, die «Business Suite», aktuell nur on-premise läuft, noch nicht für die Cloud umgeschrieben wurde und dies vermutlich auch noch einige Zeit nicht werden wird.