13.08.2010, 12:26 Uhr

Die grössten CEO-Skandale der IT-Geschichte

Mark Hurd von Hewlett-Packard (HP) ist der letzte Hightech-CEO in einer ganzen Reihe von Firmenchefs, die wenig ehrenvoll das Feld räumen mussten.
Nach einer Anklage wegen sexueller Belästigung und wegen Unregelmässigkeiten bei der Spesenabrechnung musste HP-Chef Mark Hurd seinen Hut nehmen (siehe auch: «Ellision an HP: "Idiotischer Entscheid"»). Damit ist er nicht der einzige Firmenboss aus der Hightech-Branche, dessen Karriere mit einem Skandal jäh endete. Genau genommen steht Hurd mit seinem Vergehen vergleichsweise als Waisenknabe da. Computerworld.ch hat die skandalösesten Abgänge von IT- und Telekom-CEO zusammengetragen. Dabei fällt auf: Besonders bunt trieben es die Bosse während der Dotcom-Blase. Zudem ist es seither eher ruhig geworden in der Teppichetage der Hightech-Unternehmen.

Bernhard Ebbers, CEO von Worldcom: Der Telekom-Cowboy im Börsen-Rodeo

Der so genannte "Telekom-Cowboy" hatte durch Zukäufe - einschliesslich MCI und beinahe Sprint - die zweitgrösste Fernmeldefirma der USA aufgebaut. Doch wegen eines Finanzskandals musste er im April 2002 als CEO zurücktreten und danach zudem ins Gefängnis. Ebbers, der zunächst als Motel-Manager im US-Bundesstaat Mississippi seine Unternehmensführungssporen abverdiente, wurde schuldig gesprochen, die Umsätze und Kurse von Worldcom durch falsche Angaben in die Höhe getrieben zu haben. Der Finanzskandal hatte ein Volumen von sage und schreibe 11 Milliarden Dollar, die in den Bilanzen falsch verbucht waren. Mit 65 Jahren verschwand Ebbers deshalb im US-Bundesstaat Louisiana hinter Gittern, wo er seine 25-jährige Haftstrafe absitzen muss.

Joseph Nacchio, CEO von Qwest: Vom Wortakrobaten zum Insider-Trader

Nacchio begann seine Karriere als gewiefter und wortgewaltiger Verkäufer für den US-Fernmelderiesen AT&T in den 1980er Jahren. Als Qwest-CEO musste er 2002 den Chefsessel räumen, nachdem Aktionäre seinen jährlichen Bonus von 27 Millionen Dollar in Frage stellten. 2005 wurde er dann von der US-Börsenaufsicht des Betrugs bezichtigt und zwei Jahre später auch für schuldig erachtet sowie zu einer sechs-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Nacchio durch Insider-Geschäfte 52 Millionen Dollar erschwindelt hatte. Bis heute versucht Nacchio das Strafmass zu reduzieren. Anfang Jahr gewährte ihm ein Gericht einen Straferlass von zwei Monaten, sodass er nun offiziell zu fünf Jahren und zehn Monaten verbrummt worden ist.

Frank Dunn, CEO von Nortel: Mit geschönten Bilanzen in den Ruin

Dunn wollte beim kanadischen Fernmeldezuliefergiganten Nortel die Aktionäre, Investoren sowie Gläubiger an der Nase herumführen und schönte in diesem Zusammenhang die Bilanzen. Das ging bis 2004 gut. Danach erhielt Dunn zusammen mit CFO Douglas Beatty den Schuh. In der Folge musste Nortel die nach unten korrigierten Jahreszahlen für die Jahre 2000, 2001 und 2002 sowie für das erste Halbjahr 2003 nochmals veröffentlichen. Dunns Machenschaften waren zwar nicht der Grund, sie beschleunigten aber den Niedergang des einst stolzen Konzerns, der 2009 bankrott ging.

Greg Reyes, CEO von Brocade: Betrug oder Hexenverfolgung

Reyes musste 2005 als CEO von Brocade zurücktreten, nachdem ihm zu Last gelegt wurde, er habe die Unternehmenszahlen getürkt. 2008 wurde er zu 21 Monaten Gefängnis und 15 Millionen Dollar Strafe verurteilt. Allerdings erhielt Reyes vor dem Appelationsgericht Recht. Es wurde anerkannt, dass in seinem Fall die Staatsanwälte zu forsch gegen ihn vor gegangen waren. Die Strafe wurde vor Kurzem auf 18 Monate Gefängnis und 15 Millionen Dollar reduziert. Reyes hatte erstaunlich viele Unterstützer auf seiner Seite, die den Prozess gegen ihn als moderne Hexenverfolgung des Staates ansahen. Es ist gut möglich, dass Reyes nochmals in die Berufung geht.

Sanjay Kumar, CEO von Computer Associates (CA): 798 Millionen Dollar Schadensersatz

Kumar wurde 2004 aus der Chefetage von CA gekickt und gab zwei Jahre später zu, durch die Verbuchung von noch nicht abgeschlossenen Lizenzverträgen die Umsätze der Firma um hunderte Millionen Dollar "verbessert" zu haben. Neben Kumar waren zahlreiche andere CA-Oberen in den Betrugsskandal involviert. Im August 2007 trat Kumar seine zwölfjährige Gefängnisstrafe in einem US-Bundesgefängnis an. Kurz darauf ordnete ein US-Gericht darüber hinaus Schadensersatz für die Opfer der Machenschaften in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar an. CA ist bislang für 225 Millionen Dollar aufgekommen. Kumar wird der Restbetrag von 798 Millionen Dollar aufgebrummt.

John Rigas, CEO von Adelphia: Der nimmersatte Patron

Rigas war 1952 einer der Gründer von Adelphia, der während der Dotcom-Blase zu einem der grössten Kabelnetzbetreiber der USA und einem globalen Telekom-Player avancierte. 2002 musste Rigas als CEO zurücktreten. Kurz danach war sein als Familienbetrieb gestartetes Unternehmen bankrott. Rigas hatte die Unternehmenszahlen mächtig geschönt, um Investoren und Gläubiger bei der Stange zu halten. Rigas und sein Sohn Timothy Rigas, der als CFO fungierte, versteckten nicht nur gut 2,3 Milliarden Dollar Schulden. Die beiden lebten auch besonders luxuriös und gaben Unsummen für Autos sowie sonstige Güter und Dienstleistungen aller Art aus. Beide landeten dafür schlussendlich im Gefängnis. Die Unternehmenswerte gingen grösstenteils an Time Warner Cable und Comcast.

Stephen Gardner, CEO von Peregrine Systems: Vom Hochseilakt zum Bankrott

2002 platzte das 100 Millionen Dollar schwere Bilanzverschönerungsprogramm, das Gardner zusammen mit dem CFO Matt Gless aufgezogen hatte. Die Folge: acht Jahre Knast und eine Busse von 1,4 Millionen Dollar für Gardner. Peregrine selbst musste Insolvenz anmelden und Gläubigerschutz beantragen. Ein Teil des Geschäfts wurde in der Folge an BMC verkauft. 2003 war die Firma wieder solvent und wurde 2005 von HP aufgekauft.

Robert McCormick, CEO Savvis: 241'000-Dollar-Rechnung im Striplokal

McCormick ist einer der wenigen CEO der nicht über seine Geldgier, sondern über seine Vergnügungssucht gestrauchelt ist. 2005 muss er gehen, nachdem American Express ihn wegen einer offenen Rechnung verklagte. Das pikante daran: Die Quittung in Höhe von 241'000 $ war zwei Jahre zuvor vom berüchtigten New Yorker Strip-Lokal Scores ausgestellt gewesen. 2006 konnten sich McCormick und American Express aussergerichtlich einigen, seinen CEO-Posten erhielt McCormick aber nicht mehr zurück.



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