Wenn der SAP-Migration der Business Case fehlt

Mehr Geld für mehr Kundennutzen

Die heute laufenden oder abgeschlossenen Migrationsprojekte basieren nach Meinung der IG SAP grösstenteils auf Greenfield-Projekten und dem Plan, die Software schon weit vor dem Support-Ende 2025 aktualisiert zu haben. «Einen wirklichen Business Case, bei dem die neue ERP-Version auch einen messbaren Kundennutzen mit sich bringt, haben wir bisher nicht gesehen», sagt Hartmann. «Wo kein Business Case ist, lassen die Anwender üblicherweise lieber den Status Quo stehen.»
Der Status Quo bedeutet bei vielen Unternehmen das vorläufige Festhalten an ECC 6.0. «Am Support-Ende 2025 müssen eine ganze Menge unserer Kunden migrieren», tönt es aus dem Hause Swisscom. Schon heute gäbe es einen Mangel an S/4-Hana-Know-how. Der Fachkräftemangel wird eher grösser als kleiner.

Weniger Geld für weniger Funktionen

Die Expertenknappheit ist die eine Herausforderung, die fehlende Weiterentwicklung von ECC 6.0 die andere. Denn natürlich legt SAP nicht mehr den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung des Altsystems. Sondern auf S/4Hana. Max Götschmann, SAP-Projektleiter bei Gia Informatik, sagt: «Je länger die Kunden warten mit der Migration auf S/4Hana, desto mehr muss umgebaut werden.» Nach seiner Einschätzung sind schon heute 30 Prozent der Funktionen modernisiert. Mit jedem Release von S/4Hana werden es mehr.
Max Götschmann von Gia Informatik sieht SAPs «Simplifizierungsliste» kritisch
Quelle: computerworld.ch
Götschmann führt beispielsweise die «Simplifizierungsliste» an, die SAP bei jedem neuen Release von S/4Hana aktualisiert. Der Hersteller führt darin einerseits auf, welche Funktionen im Vergleich mit ECC 6.0 wegfallen. Andererseits listet Walldorf diejenigen Features aus SAP-Modulen, die ins S/4 verlagert werden. In der jüngeren Vergangenheit sind Funktionen aus APO (Advanced Planning and Optimization), CRM (Customer Relationship Management), EWM (Extended Warehouse Management) und SRM (Supplier Relationship Management) betroffen gewesen, sagt der Gia-Projektleiter. Zuletzt hat er ausserdem registriert, dass Branchenlösungen in den «digitalen Kern» des SAP-Systems integriert wurden.
Sowohl Swisscom als auch Gia Informatik unterstützen die Forderungen der IG SAP, den Kunden eine nutzenstiftende und wirtschaftlich sinnvolle Migration auf S/4Hana zu ermöglichen. «Bei Nutzung gleicher Funktionalität darf SAP keine zusätzlichen Lizenzen für Migration von ECC 6.0 nach S/4Hana verlangen», sagt Hartmann. Wer sich vorerst gegen eine Umstellung entscheidet, sollte dafür weniger Wartungskosten bezahlen – da er auch im ECC 6.0 immer weniger Funktionalität und Wartungsleistung geboten bekommt.



Das könnte Sie auch interessieren