SAP Campus 2019 08.04.2019, 13:49 Uhr

Auf dem Weg zum intelligenten Unternehmen

SAP hat an seiner Hausmesse SAP Campus während zwei Tagen seine Strategie erklärt. Der Hersteller will Kunden unterstützen, ihre Unternehmen intelligent zu machen. Dies vor allem mit Machine Learning. Die Technik werde hierfür in immer mehr Produkte integriert.
SAPs Landeschef Michael Locher-Tjoa (r.) begrüsste die mehrheitlich technisch orientierten Fachbesucher am zweiten Tag der Hausmesse SAP Campus in Basel.
(Quelle: NMGZ/Computerworld)
Der Softwarehersteller SAP Schweiz hat in Basel Fachbesuchern seine Vision des intelligenten Unternehmens präsentiert.
An der zweitägigen Hausmesse SAP Campus 2019 erklärten Vertreter und Anwender am ersten Tag welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. «Wie man diese umsetzt», darum ging es am zweiten Tag, wie Michael Locher-Tjoa, Managing Director Schweiz, in seiner Begrüssungsrede sagte.

Machine Learning in allen Produkten

Sindhu Gangadharan, Leiterin Intelligent Enterprise Suite, SAP.
Quelle: NMGZ/Computerworld
Wesentlich für das intelligente Unternehmen sei neben dem IoT und Analytics das maschinelle Lernen. Schlaue Algorithmen sollen in den Kern von SAPs Produkten integriert werden und ihre Anwender bei der Arbeit unterstützen, kündigte Sindhu Gangadharan in ihrer Keynote an, Leiterin der Intelligent Enterprise Suite bei SAP. Kunden sollen auf diese Weise Machine Learning gleich nutzen können, anstatt Lösungen Dritter erst mühsam in ihre Systeme integrieren zu müssen.
SAPs Data-Intelligence-Lösungen tauchen in den verschiedenen Produktgruppen in unterschiedlichen Ausprägungen auf. SAP Leonardo ML Foundation bietet Deep Learning für die Auswertung von Texten, Bildern, Video- oder Audioaufnahmen. SAP Hana ML bietet In-Database Machine Learning. SAP Predictive Analytics unterstützt operative Abläufe, etwa in industriellen Umfeld. Anwender können verschiedene Open-Source-Libraries und Programmiersprachen nutzen wie Jupyter Notebooks, TensorFlow, R, Python oder Scikit. 

Zahlreiche Use Cases vorhanden

Derzeit gäbe es über 100 Use Cases, in denen Machine Learning helfen könne, was von rund 4000 Kunden genutzt werde, führte Gangadharan weiter aus. Ein Beispiel ist der Bereich Analytics, wo Machine Learning helfen soll, geschäftskritische Entscheide zu fällen. Etwa mit dem Digital Boardroom, ein Dashboard, das vordefinierte KPIs auf einen Blick anzeigt und mittels Machine Learning Vorhersagen trifft, etwa zu Bestellungen oder Umsätzen.
Ein anderes Beispiel ist Robot Process Automation, wo Machine Learning genutzt werden kann, um standardisierte Arbeitsabläufe zu automatisieren. Im Bankenumfeld habe ein Kunde das Onboarding neuer Klienten von einer halben Stunde auf 4 Minuten reduzieren können, wie Gangadharans Kollege Sean Kask, EMEA & MEE Head of Solution Management im Bereich SAP Machine Learning. Kask vertiefte das Thema Machine Learning in einer eigenen Session am Nachmittag.
Eine weitere Stossrichtung für SAP sind Chatbots für Natural Language Processing. Um sich in diesem Bereich zu verstärken kaufte das Unternemen den Spezialisten Recast AI.
Sean Kask, EMEA & MEE Head of Solution Management im Bereich SAP Machine Learning
Quelle: NMGZ/Computerworld
Kask verwies als Anwendungsbeispiel auf den Versicherer Groupe Mutuel: Im Herbst wenn viele Kunden ihre Krankenkasse wechseln können, steigen die Anfragen beim Versicherer um 400 Prozent an. Mit Chatbots könne man bereits einige Kundenanfragen beantworten. Das helfe Lastspitzen zu brechen und erhöhe die Kundenzufriedenheit, da Anfragen rascher beantwortet werden könnten.
Chatbots könnten auf Basis von FAQs, aufgezeichneten Konversationen mit Kunden oder auch von Grund auf neu mit SAP-Apps aufgebaut werden. Mit Desktop Studio können Chatbots entwickelt und über die Cloud Factory verwaltet werden.
«Starten Sie jetzt mit dem Machine Learning und beginnen Sie mit einfachen Projekten», sagte Kask abschliessend. Das soll Frustrationen vermeiden, wenn Projekte zu gross gedacht und dadurch zu komplex und evtl. zu teuer würden, um sich einfach umsetzen zu lassen.
Der Manager riet den Besuchern mit SAP gemeinsam Projekte zu lancieren. Darüber hinaus veranstalte SAP auch sogenannte Hackathons und Garagen-Events zum Thema. In den Garagen arbeiten SAP-Entwickler mit Kunden an Ideen und tüfteln an Prototypen. In der Schweiz unterhält der Softwarehersteller in Dübendorf eine solche Garage.

Weshalb SAP auf Start-ups setzt

Jungunternehmen gewinnen für SAP an strategischer Bedeutung. «Start-ups sind der Innovationsmotor unserer Wirtschaft», betonte Landeschef Locher-Tjoa in seiner Begrüssungsrede. Start-ups erweiterten das Ökosystem des Unternehmens. Deshalb investiert SAP in interne und externe Start-ups über den hauseigenen Investitionsfonds SAP IO.
Darüber hinaus richtet das Unternehmen auch eigene Wettbewerbe aus. Nach der Start-up Challenge im letzten Jahr, stellten sich dieses Jahr sechs Unternehmen einem Start-up Battle. Dem «Kampf» stellten sich:
  • 4tiitoo: Natural User Interfaces für bestehende Software.
  • Andjaro: Einsatzplanung für Mitarbeiter.
  • Arkite: AR-Lösung für Arbeitsplätze in der Fertigung.
  • BigID: Verwaltungslösung für den Datenschutz.
  • Modum: Supply-Chain-Lösung auf Blockchain-Basis.
  • Shippeo: Logisitk-System mit Machine Learning
Die Besucher des SAP Campus bildeten zugleich die Jury. Als solche konnten sie sich im Ausstellungsbereich unmittelbar vor dem Keynote-Saal ein Bild über die Jungunternehmen machen und sich mit den Gründern über Ideen, Ziele und Nutzwert der jeweiligen Lösungen austauschen.
Shippeo hat gemäss dem Publikums-Voting das grösste Potenzial ein Unicorn zu werden. Das Start-up gewann somit den Start-up Battle am zweiten Tag des SAP Campus 2019. Martin Casaulta von HPE (l.), ein Team-Mitglied von Shippeo und Moderator Tobias Müller.
Quelle: NMGZ/Computerworld
Über die Event-App von SAP konnten die Gäste anschliessend dem Start-up ihrer Wahl zum Sieg verhelfen. Zum Gewinner wurde Shippeo gekürt.

Wohin geht die Reise für SAP?

Zum Abschluss liess Landeschef Locher-Tjoa mit Hartmut Thomsen, verantwortlich für Mittel- und Osteuropa beim Hersteller, die beiden Campus-Tage Revue passieren.
Die Megatrends seien Machine Learning und Natural Language Processing, resümierte Thomsen. Das führe etwa dazu, dass man beim Hersteller beispielsweise über die Möglichkeiten eines Handfree-ERP-Systems nachdenke.
All diese Trendtechnologien würden für die Kunden in die Produkte eingebettet und dadurch verfügbar gemacht. Das unterscheide SAP von anderen Anbietern, die zwar die gleiche Technik feil bieten würden, allerdings müssten Kunden dort die Integration selbst übernehmen, sagte Thomsen.

«Nutzen Sie die Migration auf S/4 Hana, um aufzuräumen»

Michael Locher-Tjoa, Managing Director Schweiz, SAP und Hartmut Thomsen, verantwortlich für Mittel- und Osteuropa bei SAP.
Quelle: NMGZ/Computerworld
SAP-Kunden beschäftigt die Migragtion auf S/4 Hana. Viele dürften vor der Frage stehen, wo sie anfangen sollen. Kunden sollten die Migration als Chance sehen, ihr Unternehmen fit für die nächsten zehn Jahre zu machen. Das beginne mit dem aufräumen der Applikationslandschaft.
Manche Kunden hätten ihre Systeme über die Jahre und Jahrzehnte mit zusätzlichem Code ergänzt. Manches brauche es aber nicht mehr, da es bereits im neuen System integriert sei. «Zügeln sie nicht den Keller mit», versinnbildlichte Thomsen seine Aussage.
An die IT-Leiter gerichtet, betonte der Manager dass man unbedingt die Anwender mit in das Migrationsprojekt einbeziehen sollte. «Die Migration ist ein IT-Projekt, aber wenn die Fachabteilung nicht mit am Tisch sitzt, wird es schwierig.»

Neuer Markt Customer Experience

SAP gibt Gas im Geschäft mit Customer Experience. Hierfür hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren verschiedene Zukäufe getätigt, wie etwa Hybris oder im letzten Jahr Coresystems von Gründer Manuel Grenacher. Aus den übernommenen Lösungen will SAP eine Produkte-Suite formen und Kunden anbieten. «Dieser Markt ist grösser als der klassische ERP-Markt, in dem SAP seit 45 Jahren erfolgreich ist», verdeutlichte Thomsen die strategische Bedeutung des Geschäftszweigs.

Die SAP Quality Awards 2019 gehen an…

Die Schweizer Preisträger der SAP Quality Awards 2019.
Quelle: SAP Schweiz
SAP nutzt seine Kundenveranstaltung als Bühne, um einmal im Jahr herausragende Projekte auszuzeichnen. Die SAP Quality Awards werden in Gold, Silber und Bronze in den Kategorien Business Transformation, Fast Delievery und Innovation verliehen.
Die Kategorie «Business Transformation» umfasst laut SAP Grossprojekte mit mehr als 500 Anwendern, einer Projektdauer von über 6 Monaten und einem Aufwand von mehr als 900 Personentagen.
Unter die Kategorie «Fast Delivery» fallen kleine und mittlere Projekte mit weniger als 600 Anwendern, einer Projektdauer von maximal 7 Monaten und einem Projektaufwand von weniger als 1000 Personentagen.
In der Kategorie «Innovation» werden Projekte unterschiedlicher Grössen prämiert, die durch innovative Verwendung von SAP-Software charakterisiert sind – beispielsweise durch den Einsatz neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, Machine Learning, Data Intelligence, Big Data, Analytics, Robotic Process Automation und Blockchain. Im folgenden sind die Gewinner mit Platzierungen und der Begründung der Jury aufgeführt.
Die diesjährigen Gewinner der SAP Quality Awards in der Kategorie «Business Transformation» sind:
  • Gold: Finanzdepartement Kanton Luzern für die Implementierung einer integrativen Planungs-, Konsolidierungs- und Reporting-Plattform für alle kantonalen Departemente, Dienststellen und diversen Tochtergesellschaften, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu sparen. Unter anderem werden dazu die SAP-Produkte BPC Embedded (weltweit erster Anwender), Business Warehouse on Hana und Disclosure Management eingesetzt.
  • Silber: Das Chemieunternehmen Bachem für die unternehmensweite Einführung von SAP ECC. Damit einhergehend erfolgte eine weltweite Prozess-Harmonisierung und die Schaffung einer digitalen Plattform, die dem in der Biochemie tätigen Technologieunternehmen als Grundlage für eine geplante «Smart Factory»-Initiative dient.
  • Bronze: Idorsia Pharmaceuticals für die gruppenweite Einführung von S/4 Hana (Enterprise Cloud), Success Factors und Concur. Die 2017 aus der Actelion herausgelösten Firma, die neue Medikamente erforscht und entwickelt, hatte dafür lediglich neun Monate Zeit.
Die Gewinner der SAP Quality Awards 2019 in der Kategorie «Fast Delivery» sind:
  • Gold: Burckhardt Compression für die Einführung von SAPs HR-Software Success Factors. Implementiert hat die Herstellerin von Kompressoren die Module Employee Central, Recruiting und Onboarding in allen ihren 17 Niederlassungen. Gerade mal ein halbes Jahr dauerte die Implementierung - dank eines vorkonfigurierten Template des Beratungspartners Gaius HR.
  • Silber: Lebensmittelproduzent Hero für die Einführung von Success Factors für die Bereiche Goals and Performance. Auch in diesem Projekt verhalf ein vom Partner Gaius HR geliefertes vorkonfiguriertes System zu einer schnellen Einführung in 18 Ländergesellschaften.
  • Bronze: Ypsomed, ein weltweit führendes Medizinaltechnik-Unternehmen, wurde ausgezeichnet für eine der weltweit ersten Einführungen von SAPs Business Warehouse / 4 Hana. Das in vier Monaten erfolgreich beendete Projekt wurde unterstützt von der Novo Business Consultants.
Die Award-Gewinner in der Kategorie «Innovation» sind:
  • Gold ging an die in der Vermögensverwaltung tätigen Partners Group für die Einführung von SAPs S/4 Hana Cloud, Success Factors, Concur und Analytics Cloud. Auf der Basis einer konsequenten «Cloud First»-Strategie hat sie damit die Vision einer erstklassigen Unternehmensausrichtung umgesetzt, die nachhaltigen Erfolg zum Ziel hat.
  • Silber ging erneut an Migros für eine innovative Lösung, die auf SAP Commerce basiert. Migros-Kunden können damit in ausgesuchten Migros-Märkten auf Bestellterminals Produkte aus diversen Migros Fachmärkten wie etwa M-Electronics, Micasa oder SportXX bestellen und an der Kasse bezahlen. Die Fachmärkte liefern das bestellte Produkt dann direkt nach Hause. Projektpartner war Netconomy.
  • Bronze: SBB für eine eigenentwickelte Geodata-Lösung, die auf den SAP-Produkten Hana, Hybris Marketing und Lumira aufbaut. Dadurch können die SBB die Zielgruppen-Definition für Marketingaktivitäten verbessern. Beratungspartner war Itelligence.
Die Gold-Gewinner aus der Schweiz nehmen automatisch am SAP Quality Award Europe teil. Die Gewinner der Quality Awards auf europäischer Ebene werden im ersten Quartal 2020 bestimmt.
Der nächste SAP Campus wird am 10. Und 11. März 2020 stattfinden.



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