20.07.2017, 09:42 Uhr
SAP verzeichnet Umsatzplus
Der deutsche Software-Konzern SAP ist guter Dinge: Das Walldorfer Unternehmen verzeichnet im zweiten Quartal ein kräftiges Umsatzplus. Allerdings sackten Gewinn und Marge ab.
Europas grösster Softwarehersteller SAP wird nach einem unerwartet kräftigen Umsatzplus im zweiten Quartal etwas optimistischer. Weil der Erlös gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 5,78 Milliarden Euro anzog, traut sich der Dax-Konzern aus Walldorf nun auch auf Jahressicht etwas mehr zu, wie er am Donnerstag mitteilte. Das starke Wachstum von April bis Juni kam sowohl aus dem Cloud-Geschäft wie auch aus dem angestammten Lizenzverkauf. Wegen der guten Kassenlage will SAP im zweiten Halbjahr zudem einen Aktienrückkauf starten.
Die Walldorfer rechnen beim Produktumsatz aus Cloud- und Lizenzsoftware nun mit einem Wachstum um 6,5 bis 8,5 Prozent. Bisher hatten sie nur 6 bis 8 Prozent erwartet. Der Gesamtumsatz soll - wenn Wechselkurseffekte herausgerechnet werden - auf 23,3 bis 23,7 Milliarden Euro zulegen. Das sind jeweils rund 100 Millionen Euro mehr als zuletzt angekündigt. Am Finanzmarkt sorgten die Prognoseanhebung und der Aktienrückkauf aber für keine grosse Euphorie. Die Aktie lag auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich 1,1 Prozent im Minus.
Marge sackt ab
Die verhaltene Reaktion lag wohl auch daran, dass die Ergebnisse etwas zu wünschen übrig liessen. Ein Händler sprach am Morgen von einem durchwachsenen Zahlenwerk. Das um Sonderposten bereinigte Betriebsergebnis fiel mit einem Plus von vier Prozent auf 1,57 Milliarden Euro schwächer aus als von Analysten erwartet. Die operative Marge sackte gegenüber dem starken Wert aus dem Vorjahr um 1,7 Prozentpunkte auf 27,2 Prozent ab. SAP hat nach Angaben von Finanzchef Luka Mucic im ersten Halbjahr viel in neue Mitarbeiter in Entwicklung und Vertrieb investiert, um Kunden passgerechte Cloud-Software anbieten zu können. Im ersten Halbjahr allein habe SAP 3000 neue Mitarbeiter eingestellt, sagte Mucic. Er verwies auch auf die hohe Vergleichsbasis im Vorjahr, als der Konzern noch von einem Umbauprogramm aus 2015 profitierte. Unter dem Strich sank der Gewinn um 18 Prozent auf 666 Millionen Euro. Weil der SAP-Aktienkurs stark gestiegen ist, kostet die aktienbasierte Vergütung von Managern und Beschäftigten den Konzern mehr Geld. Zudem beschäftigt SAP deutlich mehr Mitarbeiter als vor einem Jahr. Nächste Seite: Cloud-Business weniger stark als erwartet Der Softwarehersteller will im zweiten Halbjahr die gute Kassenlage zu einem Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 500 Millionen Euro nutzen. Das Wachstum sei stark, und dem Konzern fliesse viel Geld zu, sagte Mucic. SAP hatte bereits mehrfach angedeutet, dass der Schuldenabbau nach der milliardenschweren Concur-Übernahme von 2014 vorankommt und der Konzern sich derzeit keine weiteren grossen Zukäufe leisten will. Analysten hatten daher schon länger mit einem kleineren Aktienrückkauf gerechnet.
Cloud nicht ganz so stark wie erhofft
In der wichtigen Wachstumssparte mit Cloudsoftware legt SAP zwar mit einem Anstieg der Erlöse von 29 Prozent auf 932 Millionen Euro weiterhin hohes Tempo an den Tag. Das war jedoch weniger, als Experten den Walldorfern zugetraut hatten. Vorstandschef Bill McDermott führte das in einer Telefonkonferenz auf zeitliche Verschiebungen zurück. Würden Deals auch innerhalb eines Quartals später eingetütet, dürfe sich das Unternehmen bei den ratierlichen Zahlungen weniger Umsatz anrechnen. Die Dynamik der Neuverträge sei aber nach wie vor intakt. Der angestammte Lizenzverkauf fiel besser aus als von Experten zuvor geschätzt. Aus den vergangene Woche begonnenen Untersuchungen um das Geschäftsgebaren in Südafrika gebe es noch keine neuen Erkenntnisse, sagte Mucic. Von der dortigen Tochter vergebene Aufträge werden derzeit vom Unternehmen auf die Einhaltung von Standards geprüft. Das bisherige Management-Team im Land wurde vorerst beurlaubt. Laut Presseberichten soll es bei der Auftragsvergabe durch SAP im Land zu Unregelmässigkeiten gekommen sein, durch die SAP seinerseits Aufträge durch staatliche Firmen bekommen haben soll.