Offline an Ostern
30.01.2018, 15:26 Uhr
PostFinance: Kernbank-Wechsel mit Unterbruch
An den Osterfeiertagen wechselt PostFinance sein veraltetes Kernbanken-System aus. Mit einem Unterbruch ist zu rechnen, informierte das Unternehmen im Vorfeld der Migration.
Wenn am letzten Märzwochenende der grösste Zahlungsdienstleister der Schweiz sein Kernbankensystem erneuert, werden einige Kunden weder per Karte bezahlen noch Geld überweisen können. Wie PostFinance-CEO Hansruedi Köng an einem Medienanlass in Bern ankündigte, wird das E-Finance beispielsweise fast vier Tage offline sein. Die PostFinance Card soll nur in der Nacht von Samstag auf Sonntag (31. März bis 1. April) eingeschränkt funktionieren.
An dem langen Osterwochenende, sprich 29. März bis 2. April, wagt PostFinance eine Operation am offenen Herzen. Das waren die Worte von CIO Markus Fuhrer über das langjährige Migrationsprojekt. Er ist nahezu von Anfang an dabei und sieht das Projekt nun auf die Zielgrade einbiegen. PostFinance hatte sich im Juni 2011 in einer Ausschreibung für die Kernbanken-Software BaNCS des indischen Lieferanten Tata Consultancy Services (TCS) entschieden. Schweizer Anbieter wie Avaloq, Finnova oder Temenos waren nicht in der engeren Auswahl, da sie weder bei der Performance noch bei der Skalierbarkeit mit BaNCS konkurrieren konnten, wie Fuhrer sagte.
Die TCS-Lösung wird unter anderem von der State Bank of India eingesetzt, dem grössten Finanzinstitut des Landes. Auch die indische Bank ist auf eine gute Performance angewiesen, verarbeitet sie doch zwischen 20 und 22 Milliarden Transaktionen pro Jahr. BaNCS überzeugte nach den Worten Fuhrers auch mit der offenen Architektur und den modernen Komponenten, die sich gut in die IT-Landschaft von PostFinance integrieren lassen.
PostFinance verarbeitet heute 1,07 Milliarden Transaktionen pro Jahr, Tendenz steigend. Von der Migration sind circa 60 Applikationen betroffen, etwa zwei Drittel aller IT-Systeme, wie Fuhrer sagte. In dem Projekt wird nicht nur das Kernbankensystem abgelöst, sondern gleichzeitig noch die Systemlandschaft aufgeräumt. Dafür müssen mehr als 1,2 Milliarden Datensätze migriert werden.
In den bisher zwei Generalproben (September und November 2017) sei alles glatt gelaufen, von den zwei weiteren Generalproben (in dieser Woche und im Februar) erwartet Fuhrer einen ähnlich reibungslosen Ablauf. Bei den Tests würde jeweils von 400 Mitarbeitern rund um die Uhr die komplette Umstellung mit circa 3000 Tasks geprobt, inklusive aller Systeme und Datensätze, sagte er auf Nachfrage der Computerworld.