30 Jahre Opacc 19.11.2018, 10:37 Uhr

Opacc-Gründer Bussmann: «Für den Erfolg bin ich nur dankbar»

Opacc-Firmengründer Beat Bussmann blickt auf 30 erfolgreiche Jahre zurück. Was hat ihn besonders gefreut, und wo will er noch nachbessern?
Opacc-Firmengründer Beat Bussmann liess auf der Hausmesse seines Softwarehauses 30 Jahre Revue passieren
(Quelle: Michael Kurzidim)
30-jähriges Jubiläum beim Schweizer Softwarehaus Opacc. Die Party steigt und Firmengründer Beat Bussmann lässt Revue passieren. 1988 kam Bussmann von PricewaterhouseCoopers und hatte die Nase gestrichen voll vom dort praktizierten «Financial Accounting». Etwas Neues, Frisches sollte her. Mit der Gründung vom Opacc – der Name steht für Operational Accounting – war ihm schon klar, dass er da eine langfristige Unternehmung losgetreten hatte. Dass aber Opacc einmal so erfolgreich werden würde, hat wohl auch Bussmann überrascht. «Es ist ein Privileg, so etwas in der Schweiz aufbauen zu dürfen, und dafür bin ich nur dankbar», sagte der Firmengründer sichtlich bewegt und immer wieder unterbrochen von begeistertem Applaus im neuen Firmensitz in Rothenburg.
Bussmann sprach vom «digitalen Kraftzentrum», das Opacc für seine Kunden bereitstelle. Und wie auf jeder Opacc Conncect, die im zweijährigen Tournus stattfindet, erwartete die Gäste ein Tour-de-Force-Ritt durch die Neuheiten des breit aufgestellten Lösungsportfolios. «Kleine Optimierungen mit grosser Wirkung» heisst das im Opacc-typischen Understatement. Eine glatte Untertreibung: Viel getan hat sich zum Beispiel bei den auf Touch-Screen-Devices optimierten mobilen Services. Davon profitieren Geschäftsabteilungen wie der technische Aussendienst durch schnellere Durchlaufzeiten, einer fixeren, mobilen Rechnungserstellung kombiniert mit einer intuitiven Bedienung.
Reinhard Duregger, Projektleiter ERP bei electrosuisse, hat Opaccs mobile Services bereits implementiert. 20 seiner Inspektoren arbeiten damit. Im Januar 2019 sollen weitere 80 hinzukommen, dann erledigt electrosuisse über 4000 Aufträge pro Monat digital. «Positiv überrascht hat mich die Kreativität des Opacc-Teams, dem es gelang, jedes Problem im Standard zu lösen, so dass kein individuelles Customizing nötig war», lobt Duregger. Denn Customizing kann beim nächsten Software-Update Probleme bereiten. Aber: Digitalisierung bekomme man nicht geschenkt. Die Umstellung von Papier auf Digital stelle jeden einzelnen Mitarbeiter im Unternehmen vor neue Herausforderungen, ist sich Duregger bewusst.
Opacc unterhält sein primäres Cloud-Rechenzentrum in Luzern und ein zweites in Rothenburg. Georedundant, wie es so schön heisst, damit bei Katastrophen gleich welcher Art nicht beide Cloud-RZs gleichzeitig in Mitleidenschaft gezogen werden und dann wohlmöglich Services komplett ausfallen. Luzern und Rothenburg sind eng miteinander vernetzt und gegen die berüchtigten DDoS-Attacken besonders geschützt. OpaccERP hostet der Anbieter aus Sicherheitsgründen dediziert, also in einer für jeden Kunden gesonderten Umgebung. OpaccCRM, das mobile Office und Bussmanns Lieblingskind, der E-Commerce-Shop, werden dagegen im Shared-Modus offeriert.

B2B-Invests: 50 Prozent übers Web

Für Viele eine Überraschung: E-Commerce sei auch im B2B-Kundenmarkt stark im Aufwind. 2016 wurden die Hälfte alles B2B-Invests übers Web abgewickelt, bis 2020 prognostizierten Branchenkenner 70 Prozent, betonte der Opacc-Chef in seinem Marktüberblick. Mit E-Shops verhalte es sich dabei so wie mit einem Eisberg. 80 Prozent spiele sich unter der Wasseroberfläche, bei E-Shops also im Backend, ab. Der Kunde bekommt davon nichts mit. Er nimmt nur die 20 Prozent im Frontend wahr und tätigt Einkäufe, oder eben nicht.
Die neue Version 5 seines Shops hat der Software-Anbieter im August dieses Jahres ausgespielt. Sie basiert auf dem Datenlayer OpaccOXAS, benutzt das gleiche Framework wie das EnterpriseCRM des Herstellers und glänzt mit responsiven Benutzeroberflächen, die agil entwickelt werden und die direkten Einfluss auf das Kaufverhalten haben sollen. Ein sogenanntes Template-Kit, das alle wichtigen Komponenten eines E-Shops enthält, sorgen bei Kunden, die ihre eigene Online-Präsenz zusammenbauen, für eine schnelle Time-to-Market.
Lorenz Zellweger, Inhaber des auf Industrienähmaschinen spezialisierten Unternehmens Zellweger, hat den OpaccEnterpriseShop im Einsatz und lobt: «Wir haben immer den Überblick, was und wieviel zur Verfügung steht und können mit aktuellen Beständen kalkulieren». In der neuen Version verbesserte Opacc unter anderem den Freigabeprozess, den Produktkonfigurator, das News-Management, das Etiketten- und Bestell-Management und das digitale Marketing. Mithilfe sogenannter «Punchouts» lassen sich zudem Lieferantenseiten in den eigenen Shop integrieren.

Stärken und Schwächen: So zufrieden sind die Kunden

Opacc hat über 90 Kunden gefragt, was sie denn von der Funktionalität und Technologie des Lösungsportfolios halten. Wie zufrieden sind die Kunden? Zählt man alles zusammen, dann hat sich die Kundenzufriedenheit im Vergleich zur Vorgängerumfrage vor zwei Jahren gesteigert und liegt bei einem vollen «gut», oft sogar darüber.
Besonders hervorgehoben wurden auf einen Notenskala von 1 (=sehr schlecht) bis 5 (=sehr gut) der Hotline-Support (Note 4.58), die Systemplattform (4,41) und die Do-it-yourself-Möglichkeiten (4,51). Schlechter weg kamen das Management Information System (3,82), der Beitrag des Lösungsportfolios zur Unternehmensentwicklung auf Kundenseite (3,95) und die Antwortzeiten im Batch-Betrieb (3,44). «Da werden wir noch nachbessern», versprach Jürg Merz, Leiter Neukunden & Partner bei Opacc. Das Ziel sei, in allen Bewertungskategorien mindestens ein glattes Gut zu erreichen.

Technische Roadmap vorgestellt

Opacc-CTO Christian Reiter warf auf der Hausmesse des Unternehmens in Rothenburg einen Blick in die nahe Zukunft. Wie geht es weiter mit den Lösungen? Laut Reiter sehen sich Kunden, Partner und Hersteller fünf Herausforderungen gegenüber:
  1. Cloud & Integration: Mit Cloud-Diensten, die immer häufiger zum Einsatz kommen, und hybdriden Szenarien nimmt die Komplexität der gesamten IT-Landschaft zu.
  2. Anforderungsinflation: Anwender fordern immer mehr von ihren Applikationen. 24x7-Verfügbarkeit und schwankende Lasten fordern die IT-Systeme heraus.
  3. Office & Mail: Dokumente sind relevante Teile von Geschäftsprozessen und müssen rechtskonform und sicher aufbewahrt werden (Stichwort DSGVO).
  4. Sicherheit: Datendiebstahl gleich welcher Art und die tückische Modifikation von Daten, die zunächst gar nicht bemerkt wird, müssen wirksam unterbunden werden.
  5. Usability: Nutzerfreundlichkeit sollte über den gesamten Lebenszyklus einer Applikation für alle Stakeholder ausnahmslos gewährleistet sein.
Die Grundlage, um all diese Herausforderungen erfolgreich in den nachfolgenden Versionen zu meistern, ist laut Reiter eine nachhaltige, serviceorientierte Architektur mit lose gekoppelten Komponenten, die zudem leicht erweitert werden kann.
Das ist kein theoretisch abgehobenes Gerede, Reiters Argument sticht. IT-Experten sind sich einig, dass Microservices-Architekturen besonders bei komplexen Systemen klare Vorteile bringen: Sie sind granular, das heisst kostengünstig, skalierbar, leicht durch zusätzliche Services erweiterbar und transparent über sogenannte APIs (Application Programming Interfaces) im Zugriff.
Rennfahrer Nico Müller (li.), der schnellste Formel-E-Pilot der Schweiz, im Gespräch mit Marketingchef und Geschäftsleitungsmitglied Urs Amrein
Quelle: Michael Kurzidim

Ausblick auf OpaccERP Version 17

Was aber passiert denn nun konkret, Herr Reiter? Da gibt es einiges aufzuzählen. Opaccs Cloud-Client wird demnächst im sicheren HTTPS-Transportprotokoll betrieben, kommt ergo ohne Citrix, ohne Virtual Private Networks (VPN) oder Terminalserver aus. Der Workstation-Modus wird ab ERP Version 17 nicht mehr unterstützt. Das vereinfacht den Einsatz erheblich. Reiter stellt ausserdem den Direktdruck von PDF-Dokumenten, ein besseres Script-Management und einen optimierten Lastenausgleich in der Cloud in Aussicht, was Performance und Ressourcenausnutzung erhöht.
Ein weiteres Highlight: OpaccERP V.17 wird Kunden die Möglichkeit bieten, eigene Business-Objekt-Typen (BO-Typen) anzulegen, die – ein wichtiger Punkt - zu 100 Prozent updatefähig sind. Von Kunden angelegte BO-Typen verhalten sich genauso wie die von Opacc mitgelieferten Standard-Typen wie Andressen, Kunden oder Produkte. Zudem soll die Enterprise-Suche bei Rechercheläufen stärker als bislang den Kontext berücksichtigen. Wann Version 17 auf den Markt kommt, will Opacc im ersten Quartal 2018 kommunizieren. Zunächst stehen neue Service-Packs für die aktuelle ERP-Version 16.20 an: SP2 kommt am 7. Dezember, SP2 zum Ende des ersten Quartals 2019.
Nach der Arbeit kommt das Vergnügen, sagt der Volksmund. Nach dieser detailreichen Tour-de-Force durch das Opacc-Universum lud Firmengründer Beat Bussmann zum leckeren Apero und danach zum Rundgang durch den neuen Firmensitz in Rothenburg, der rechtzeitig zum 30-Jährigen bezugsfertig wurde. Alle Gäste sind ihm neugierig gefolgt.



Das könnte Sie auch interessieren