08.12.2008, 13:06 Uhr
Kostenkiller virtuelles SAP
Dynamische Konzepte senken die SAP-Betriebskosten um bis zu 33 Prozent. Welche Strategie ist für Ihr Unternehmen die beste?
Burda Digital hatte 2003 ein Problem: Der IT-Dienstleister der Verlagsgruppe Burda betreibt auf seinen Unix-Servern die acht SAP-Systemlinien des Verlagshauses. In Spitzenzeiten waren die Systeme zwar leistungsfähig genug; da gab es nichts zu meckern. Die direkte Zuordnung der Hardware führte jedoch zu eher geringen Durchschnittslasten - eine effizientere Lösung musste her.
Burda griff zur naheliegendsten Lösung und legte sämtliche SAP-Systeme auf einem Server zusammen. Das so mögliche Ressourcen-Sharing führte zu einer besseren Auslastung bei einer deutlich kleineren Hardware-Landschaft. Auch die Kosten sanken. Das Konzept hatte aber auch Nachteile. Denn der Kampf der Systeme um Server-Ressourcen verlief ungeregelt, eine Priorisierung war nicht möglich. Alle SAP-Systeme und Datenbanken lebten auf dem gleichen Betriebssystem. Was sich nach Harmonisierung anhört, kann im Alltag zum Problem werden: Individuelle Release-Wechsel bereiten wegen wechselseitiger Systemabhängigkeiten starke Kopfschmerzen. Was damals nicht funktionierte, ist heute verfügbar: Mittels Virtualisierung stellt man jedem SAP-System eine virtuelle Umgebung zur Verfügung, auch die Ressourcen werden flexibel gesteuert.
In einer Welt sinkender Hardware-Preise stellt sich jedoch die Frage, ob Virtualisierung überhaupt einen echten Mehrwert bringt. Schliesslich würden die Kosten für eine Reihe zusätzlicher dedizierter Server heute deutlich geringer ausfallen. Lohnt sich unterm Strich der Aufwand, den man für die Implementation einer Virtualisierungslösung treiben muss?
Der SAP-Optimierer VMS hat gegen 1700 SAP-Systeme vermessen und kam zu dem Ergebnis, dass aufgrund sinkender Hardware-Preise immer mehr IT-Abteilungen dazu neigen, Performance über mehr Hardware zu erreichen. Dies führt zu einer sinkenden durchschnittlichen Auslastung der SAP-Server. Ein beträchtlicher Teil der Einsparungen, die Firmen durch die niedrigen Einkaufspreise erzielen, geht so wieder verloren. Die typische durchschnittliche Auslastung eines SAP-Datenbankservers liegt derzeit bei 40 Prozent, die eines Applikations-servers unter 30 Prozent, in manchen Unternehmen sogar nur bei zehn Prozent.
Virtualisierungslösungen lohnen sich immer dann, wenn IT-Admins damit auf die Dynamik von Systemen reagieren können. So zum Beispiel, wenn sich die Lastprofile der zu virtualisierenden Systeme ergänzen. Dies ist typischerweise bei Unternehmen der Fall, die mehrere SAP-Systeme im Einsatz haben. Sehr gut eignen sich Virtualisierungskonzepte daher für Outsourcing-Anbieter, die eine grosse Anzahl von SAP-Systemen betreiben.
Weniger Geld für mehr Leistung
Bei der Definition einer Serverlandschaft gilt als oberstes Ziel, die Lastanforderungen unter möglichst niedrigen Kosten zu erfüllen. Zu den Kosten zählen dabei nicht nur einmalige Investitionen, sondern auch laufende Kosten. Gerade an dieser Stelle punkten Virtualisierungslösungen. Sie sorgen nicht nur für eine bessere Serverauslastung, sondern brauchen auch weniger Strom, Kühlung, Wartung und Platz im Rechenzentrum. Auch die operativen Betreuungskosten fallen niedriger aus als in herkömmlichen Betriebsumgebungen.
Zusätzliche Vorteile realisieren virtualisierte Systeme in Sachen Flexibilität und Ausbaufähigkeit. Dynamische Anforderungen nach weiteren Ressourcen für Tests und Software Rollouts, für die Integration von Unternehmenskäufen, bei Abspaltung von Unternehmensteilen oder schlicht für sich ändernde Geschäftsvolumina sind heute eher Regel als Ausnahme. Virtualisierte Systeme meistern diese Anforderungen einfacher, schneller und kostengünstiger. Für Grossfirmen mit entsprechend grosser IT lohnt es sich, gleich ganze SAP-Landschaften zu virtualisieren. Auch dem Mittelstand stehen die Vorteile der Virtualisierung offen - per Outsourcing. Aber wie hoch sind die erzielbaren Kostenvorteile?
VMS untersuchte 25 SAP-Systemlinien, um die Einsparpotenziale zu ermitteln, die KMUs beim Wechsel vom teuren Eigenbetrieb zum dedizierten und virtualisierten Outsourcing erreichen können. Dediziert bedeutet, dass die SAP-Systeme des Unternehmens auf eindeutig zugeordneten Servern im Rechenzentrum des Dienstleisters laufen. Virtuell heisst, dass die Systeme auf einer virtualisierten Umgebung betrieben werden. Das Ergebnis: Outsourcing-Dienstleister, die virtualisieren, können SAP-Systeme im Schnitt um zehn Prozent preiswerter als in einer dedizierten Umgebung anbieten. In Einzelfällen beträgt die Ersparnis sogar bis zu 33 Prozent. Je mehr Dynamik die Umgebung des Outsourcing-Kunden aufweist, desto höher ist der Kostenvorteil.
Stolperstein Anbietervielfalt
Für einen problemlosen Betrieb und Support des SAP-Systems ist jedoch eine technisch enge Abstimmung mit der Virtualisierungsschicht erforderlich. SAP hat vor Jahren entschieden, nur eine begrenzte Zahl von Betriebssystemen zu unterstützen.
Auch in der heute virulenten Frage nach den Virtualisierungskonzepten ist damit zu rechnen, dass SAP nicht jedes Produkt dauerhaft unterstützen wird. Populärster Vertreter der Software-seitigen Virtualisierung im SAP-Umfeld ist heute VMware, aber auch die Open-Source-Lösung ZEN gewinnt an Boden. Dagegen sind die Konzepte von Serverherstellern wie IBM oder HP fest an Hersteller-Hardware und Betriebssystem gebunden. Unternehmen sollten ihr Lieferanten- und Produktportfolio sorgfältig gegen die IT-Strategie abgleichen, um ein passgenaues Konzept und den richtigen Anbieter zu finden.
Auch in der heute virulenten Frage nach den Virtualisierungskonzepten ist damit zu rechnen, dass SAP nicht jedes Produkt dauerhaft unterstützen wird. Populärster Vertreter der Software-seitigen Virtualisierung im SAP-Umfeld ist heute VMware, aber auch die Open-Source-Lösung ZEN gewinnt an Boden. Dagegen sind die Konzepte von Serverherstellern wie IBM oder HP fest an Hersteller-Hardware und Betriebssystem gebunden. Unternehmen sollten ihr Lieferanten- und Produktportfolio sorgfältig gegen die IT-Strategie abgleichen, um ein passgenaues Konzept und den richtigen Anbieter zu finden.
Zum Autor: Ralph Treitz ist CEO der VMS AG