Das Herz der Digitalisierung

Open-Source-Hardware

Eine Möglichkeit zum Stromsparen ist das Open Compute Project (OCP), eine Art Open Source für Rechenzentrums-Komponenten. Bereits im Jahr 2011 von Facebook ins Leben gerufen, haben sich inzwischen viele renommierte Hersteller wie Google, Intel und Microsoft dem Projekt angeschlossen. Das Ziel: Standardisierte IT-Architekturen sollen Investitions- und Betriebskosten senken - und gleichzeitig Energie sparen. So geben die beteiligten Unternehmen im Rahmen des OCP ihre Server- und Rechenzentrumsentwürfe frei, damit andere Server- und Rechenzentrums­betreiber auf diesen aufbauen können.
Den Grundstein für das Open Compute Project legte Facebook mit der Offenlegung von Bauplänen und Spezifikationen der selbst entwickelten Server und Rechenzentren. Das Besondere daran: Ein im US-amerikanischen Prineville nach eigenen Entwürfen gebautes Facebook-Rechenzentrum hatte laut Facebook einen um fast 40 Prozent geringeren Stromverbrauch als bisherige Facebook-Rechenzentren, was die Kosten um knapp ein Viertel senkte. Hierfür liess Facebook bei den Servern alles weg, was nicht unbedingt notwendig war, etwa Steckplätze. Hinzu kamen besonders effiziente Netzteile und optimierte Server-Schränke.
«Das Open Compute Project ist als generische Hardware-Plattform konzipiert, auf der im Prinzip alle nötigen Dienste über genormte Schnittstellen Software-gesteuert aufgesetzt werden können», erklärt Jens-Peter Feidner, Deutschland-Geschäftsführer beim Rechenzentrumsbetreiber Equinix. (Siehe auch Interview auf Seite 58.) Gerade im Hinblick auf den aktuellen Trend der Infrastruktur-Automatisierung sei eine solche Plattform vielseitig einsetzbar und schaffe grossen Mehrwert. «Der Austausch mit führenden Unternehmen der Branche innerhalb des Projekts führt zu mehr gegenseitigem Know-how.» Die OCP-Struktur bietet laut Feidner zudem mehr Flexibilität und Leistung bei gleichzeitig niedrigeren Kosten und geringerem Energieverbrauch. «Mit Blick auf Nachhaltigkeit ist OCP daher eine wichtige Innovation, die künftig einen entscheidenden Beitrag leisten und sich auf lange Sicht zu einem Standard für Rechenzentren entwickeln kann», resümiert Feidner.
“Angesichts der aktuellen Bedrohungslagen im Bereich Security wird es für einige Kunden immer wichtiger, auf flexible Backups zugreifen zu können, die unabhängig, schnell und sicher sind.„
Johann Dasch, Vorstand und CEO der 1blu-Gruppe
Auch Dominik Friedel hält das Open Compute Project für einen spannenden Ansatz für neue Architekturen im Rechenzentrum, schränkt allerdings ein, dass der Nutzen sehr stark vom Unternehmen und seinem konkreten Anwendungsfall abhängig sei.

Fazit & Ausblick

Eines ist sicher: Im Zuge der Digitalisierung dürfte sich der Rechenzentrums-Boom auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Einen Engpass bei den Kapazitäten braucht laut Johann Dasch von 1blu dabei aber kein Unternehmen zu fürchten. Die Herausforderung in der Data-Center-Branche sei seit jeher der technische Fortschritt: «Hätte die Autoindustrie in den vergangenen 30 Jahren die Innovationsgeschwindigkeit der IT-Branche gehabt, dann würden wir inzwischen in selbstfahrenden Wellness-Oasen durch die Gegend fahren und kaum Energie verbrauchen», so Dasch. Daher seien die Rechenzentrumsbetreiber auch in der Lage, die steigenden Anforderungen zu bewältigen.
Wenig Veränderungen sind am grundlegenden Konzept von Rechenzentren zu erwarten. Ohne Frage aber wird sich etwas beim Thema Nachhaltigkeit tun, beispielsweise durch die effizientere Nutzung der Abwärme oder effizientere Komponenten. Noch mehr steigen wird in jedem Fall die Zahl der Rechenzentren - getrieben durch die Cloud und die zahlreichen Digitalisierungsprojekte in den Unternehmen.



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