Das Herz der Digitalisierung
Go Green im Data-Center
Bei allen Vorteilen der Digitalisierung und dem damit einhergehenden Boom der Rechenzentren - das Ganze hat natürlich auch Folgen: So verbrauchten die Data-Center hierzulande im vergangenen Jahr nach Angaben des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit rund 16 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damit sei der Energiebedarf der Rechenzentren um 1 Milliarde Kilowattstunden im Vergleich zu 2019 angestiegen.
Insbesondere der Trend zum Cloud-Computing lässt den Energiehunger steigen: Die Cloud war 2020 laut Borderstep Institut für 40 Prozent des Energiebedarfs der Rechenzentren verantwortlich. Bis zum Jahr 2025 wird dieser Anteil voraussichtlich auf 60 Prozent ansteigen.
Eine im November vergangenen Jahres von der Europäischen Kommission vorgestellte Studie bestätigt den steigenden Strombedarf von Rechenzentren: Der Energieverbrauch von Rechenzentren in den EU-Mitgliedstaaten werde voraussichtlich von 2,7 Prozent des gesamten Bedarfs an Strom im Jahr 2018 bis 2030 auf 3,2 Prozent ansteigen.
Die Zahlen zum Energiebedarf von Data-Centern sollte man allerdings mit einer gewissen Skepsis betrachten. So gibt es schlicht zu wenig verfügbare Daten zu den einzelnen Rechenzentren. Das gilt insbesondere für die vielen Anlagen, die On-Premise in den Kellern der Unternehmen laufen.
Nichtsdestotrotz: Rechenzentren sind Stromfresser. Vor allem die Einführung des schnellen Mobilfunkstandards 5G wird den Strombedarf weiter in die Höhe schnellen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des E.ON Energy Research Centers. Die Gründe dafür seien vielfältig: So benötigten viele 5G-Services den weiteren Ausbau von Edge-Computing. Und je mehr Edge-Rechenzentren es gebe, desto grösser werde auch der Bedarf an zentralen Rechenzentren. Ein weiterer Faktor: Flottes mobiles Internet sorge dafür, dass immer weniger Daten auf den Endgeräten liegen, sondern in der Cloud. Die Daten mobiler Endgeräte wie Smartphones sollen bereits 2025 den grössten Anteil aller Daten in der Cloud ausmachen.
In Zahlen ausgedrückt: Auf Rechenzentren entfallen laut E.ON Energy Research Center bis 2030 bis zu 13 Prozent des globalen Stromverbrauchs: Zum Vergleich: 2010 lag der Stromverbrauch der Data-Center noch bei einem Prozent. Der zusätzliche Energiebedarf von Rechenzentren durch die Einführung von 5G soll im Jahr 2025 in Deutschland äquivalent sein zum Verbrauch von 600.000 bis 1,23 Millionen Haushalten.
Die gute Nachricht: Die Unternehmen kümmern sich verstärkt um diese Problematik. Nach den Erfahrungen von Holger Nicolay von Interxion wollen die Kunden heute ganz genau wissen, welche Nachhaltigkeitskonzepte ihr Rechenzentrumsdienstleister implementiert hat oder welche in Planung sind.
Diese Thema greifen die Data-Center-Betreiber natürlich auf - in vielen Fällen allerdings wohl weniger aus Gründen des Umweltschutzes, sondern aus Kostenerwägungen. «Rechenzentrumsbetreiber sind - schon allein wegen der hohen Strompreise in Deutschland - intrinsisch motiviert, stromsparend zu arbeiten», erklärt Holger Nicolay. Deshalb würden sie zahlreiche technische Vorkehrungen treffen und organisatorische Massnahmen ergreifen, um hocheffizient mit Energie umzugehen - und damit auch den Umweltschutz weiter voranzutreiben.
Dominik Friedel gibt zu bedenken, dass man unterscheiden müsse zwischen der Nachhaltigkeit der betriebenen IT-Systeme und der Nachhaltigkeit des Rechenzentrums selbst. So hätten zum Beispiel Betreiber von Co-Location-Rechenzentren nur auf Letzteres Einfluss, da die Kontrolle über die IT-Systeme den Kunden und Partnern obliege - «allerdings nutzen diese schon aus Kostengründen zumeist energiesparende Hardware und versuchen, diese auch möglichst effizient auszulasten.»