Die Cloud als flexibler Rettungsanker
VMs als Reserve-Server
Eine weitere Option besteht darin, Sicherungen von Daten und Servern in Form virtueller Maschinen (VMs) in einem Cloud-Rechenzentrum abzulegen. Diese VMs lassen sich auf Hardware in einem Unternehmensrechenzentrum oder Cloud-Data-Center aktivieren. «In einem Notfall kann die IT-Abteilung schnell die notwendige IT-Infrastruktur bei einem Cloud-Service-Provider hochziehen und mit den vorhandenen Backup-Daten weiterarbeiten», erklärt Michael Münzer von Axians.
Damit das klappt, müssen die VMs jedoch regelmässig aktualisiert werden. Eine Backup-/Disaster-Recovery-Lösung sollte eine Datendeduplizierung bereitstellen. Dann werden nicht jedes Mal die kompletten Datensätze in die Cloud übermittelt, sondern nur die Informationen, die sich seit der letzten Sicherung geändert haben. Ausserdem ist es notwendig, beim Cloud-Service-Provider die entsprechenden Hardware- und Netzwerk-Ressourcen zu reservieren, die im Notfall für Server einspringen können, die im Unternehmensrechenzentrum oder einer Aussenstelle unverhofft den Dienst quittiert haben.
Cloud-Anwendungen sichern
Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit Datensicherung und Cloud zu berücksichtigen ist, betrifft die Cloud selbst – besser gesagt Cloud-Services, die Unternehmen von einem externen Provider beziehen. Denn Dienste wie etwa Microsoft Office 365 verfügen per se nur über rudimentäre Backup- und Restore-Funktionen. Zwar werben Cloud-Service-Provider damit, dass ihre Rechenzentren eine Verfügbarkeit von 99,99 Prozent oder noch höher aufweisen. Doch gegen Bedienungsfehler von Nutzern helfen beste Hochverfügbarkeitswerte nichts.
Werden E-Mails oder Word- und Powerpoint-Dokumente versehentlich gelöscht, sind sie meist unwiederbringlich verloren. Daher sollten auch Daten, die im Rahmen von Cloud-Anwendungen bearbeitet werden, in eine Backup-Strategie einbezogen werden – in Form von Cloud-to-Cloud-Backups. Entsprechende Lösungen bieten beispielsweise Commvault und StorageCraft (Cloud Backup) an. Sie schützen Daten, mit denen Nutzer von SaaS-Angeboten wie Microsoft Office 365 oder Google G Suite arbeiten.
“Oft vernachlässigen Unternehmen Tests, bei denen die Funktionsfähigkeit von Backup- und Disaster-Recovery-Maßnahmen überprüft wird„
Uwe Jockel, NetApp
Vielzahl von Anbietern
Allerdings ist es alles andere als einfach, unter den Hunderten von Angeboten im Bereich Datensicherung, Disaster Recovery und Backup as a Service das passende zu finden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass unterschiedliche Sparten das Thema Cloud-Backup für sich entdeckt haben: Anbieter von File-Sync-and-Share-Diensten wie Dropbox, Storage- und Backup-Spezialisten wie Dell EMC, IBM, HPE und NetApp sowie klassische Anbieter von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen wie Acronis, NovaStore, StorageCraft und Veeam. Auch Cloud-Service-Provider wie Amazon Web Services (AWS) und Microsoft (Azure) positionieren ihre Cloud-Plattformen als Backup-Instanzen.
Und schliesslich gibt es noch eine Gruppe von Anbietern, die das Management von Daten in den Vordergrund stellen, unabhängig davon, ob sich diese in einer Cloud oder im Unternehmensrechenzentrum befinden. Dazu zählen unter anderem Actifio, Druva und Rubrik. «Die Cloud hat es Unternehmen ermöglicht, die Datenmanagement-Landschaft neu zu definieren und Backup und Recovery in eine wertschöpfende Funktion und einen nutzbaren Geschäftswert umzuwandeln», analysiert etwa Roland Stritt, Director Channels EMEA bei Rubrik. «Die Cloud schuf die perfekte Plattform, um Unternehmen und Verbraucher gleichermassen von den Fesseln des Legacy-Backups zu befreien – ebenso wie ihre Daten.»
Rubriks Ansatz hat das Ziel, den Mitarbeitern der Unternehmen Daten aller Art zugänglich zu machen, unabhängig davon, wo diese gespeichert sind. Dazu zählen auch Informationen in Backups sowie archivierte Daten.
«Cloud Data Management orchestriert geschäftskritische Anwendungsdaten über private und öffentliche Clouds hinweg und bietet gleichzeitig Datenverwaltungsfunktionen wie Backup, Disaster Recovery, Archivierung, Compliance, Suche, Analyse und Copy Data Management auf einer einzigen, überall verfügbaren Plattform», erläutert Stritt. Der Vorteil sei, dass es dadurch keine «toten» Datenbestände gebe, die nutzlos auf Servern in Clouds oder Unternehmensrechenzentren gewissermassen vor sich hinschlummerten.