Im Office von: Thomas Wüst, CEO, ti&m 19.06.2018, 13:30 Uhr

«Ich möchte unsere Blockchain-Lösung zum Erfolg führen»

In unserer Rubrik «Im Office von» geben Exponenten der Schweizer ICT einen Einblick in ihren beruflichen Alltag. Diesmal spricht Thomas Wüst, CEO von ti&m, über seine Motivation, Mitarbeiterführung und sein nächstes Projekt.
Thomas Wüst, CEO, ti&m
(Quelle: ti&m)
Computerworld: Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
Thomas Wüst, CEO, ti&m: Falls ich vor 6:00 Uhr aufstehe und es der Tagesablauf erlaubt, drehe ich mit meiner treuen Labradorhündin eine kurze Runde auf dem Bike. Das ist für mich der ideale Start in einen tollen Tag, leider ist das nicht allzu oft möglich. Dann lese ich News, beantworte E-Mails sowie Posts und checke den Kalender für den Tag. Danach unter die Dusche und ab zum Bahnhof oder je nachdem ins Auto. Ab und zu erlaube ich mir, meine Tochter zum Gymi zu fahren. Eine Autofahrt ist auch frühmorgens eine gute Gelegenheit für Gespräche, da die Kids nicht flüchten können und mir zuhören müssen.
CW: Büro oder Home Office, wo arbeiten Sie lieber?
Wüst: Home Office nur an den Wochenenden! Mich inspirieren Menschen und Gespräche, ich brauche diesen Austausch. Auf diesem agilen Austausch basiert letztlich auch die ganze ti&m: direkte Kommunikation und schnelle unternehmerische Entscheide.
CW: Wie kommen Sie morgens in die Firma? Mit dem Auto oder mit dem ÖV?
Wüst: Als SBB-Fan fahre ich sehr gerne mit dem Zug, es sei denn, ich habe viele unterschiedliche Tagesziele. Grössere Strecken fahre ich immer mit dem Zug.
CW: Was machen Sie zuerst im Büro?
Wüst: Einen Kaffee geniessen und einen Schwatz mit Kollegen halten, falls schon jemand da ist.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Wüst: Kundentermine geben den Takt vor, dazwischen passiert viel Kommunikation auf allen Kanälen. Dies in Form von Themen- und Projekt-Stand-ups mitsamt vielen Einzelgesprächen zu Technologie-, Strategie- und Personalthemen. So das Mittagessen frei ist, lese ich Sachthemen oder löse unliebsame administrative Probleme.
CW: Welche Tools und Apps sind essenziell für Ihren Job?
Wüst: Ohne iPhone wäre ich ganz schön verloren! E-Mail, Kalender und Social-Media-Apps, aber auch einschlägige News-Sites sind für mich sehr relevant. Daneben die üblichen Office-Lösungen wie PowerPoint und Excel für Offerten, Kommunikation und Administration. Word nutze ich fast nur noch für das Verfassen von Artikeln und ab und zu für Briefe. WhatsApp ist das perfekte Tool für die private Kommunikation und vermutlich aktuell der einzige verlässliche Kanal, über den ich Botschaften und Termine bei meinen Kindern effizient platzieren kann.
CW: Auf welche Technik warten Sie noch?
Wüst: Sinnvolle Sprachsteuerung von Devices und Sites mitsamt moderner Identitäts- und Authentisierungslösungen, wie wir sie mit unserer Authentisierungslösung anstreben, wären für mich sehr spannend und hilfreich.
CW: Zu welcher Musik arbeiten Sie am besten?
Wüst: Keine Musik bei der Arbeit, sobald ich Musik höre, gehe ich vom Arbeits- in den Ausgehmodus über.
CW: Welches ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Wüst: E-Mail und Chat sind wichtig für die Übermittlung reiner Informationen, aber sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch.
CW: Meetings sind ein wichtiges Kommunikationsinstrument. In wie vielen Meetings sitzen Sie pro Woche?
Wüst: Ich bevorzuge Stand-ups und Austauschtreffen mit rollierenden Agenden, formelle Meetings beschränke ich auf GL- und VR-Sitzungen, diese benötigen Tracking und zumindest teilweise eine vorgegebene Form. Aber auch in GL-Sitzungen gehts bei inhaltlichen Themen ab und zu wild zu und her.
CW: Und wie viele davon halten Sie selbst?
Wüst: Die meisten davon werden von mir geführt oder strukturiert, ausser es sind Knowledge-Sessions. Leider bin ich trotz des Spruchs «Traue keinem, der nicht programmieren kann» nicht mehr unbedingt der beste Programmierer oder Digital Designer der ti&m. Also ist es auch für mich wichtig zuzuhören und ständig Neues zu lernen.
CW: Welches ist denn die grösste Herausforderung in Ihrem Job?
Wüst: Als Unternehmer bin ich im Guten wie im Schlechten immer für alles irgendwie verantwortlich, was bedeutet, dass ich sehr viele Themen und Inhalte abdecken und vorantreiben muss. Das ist aber auch genau das, was mich enorm motiviert und glücklich macht.
CW: Gibt es auf der anderen Seite auch Produktivitätskiller?
Wüst: Unangenehme Tage sind voll verplante Tage mit vielen administrativen Arbeiten. Sie langweilen mich enorm.
CW: Haben Sie ein Arbeitsmotto?
Wüst: Speed und Mut zur Herausforderung – aber mit Commitment. Lieber zehn schnelle und unternehmerische Entscheide fällen und dabei Fehler in Kauf nehmen, als die eine Entscheidung 100-mal zu evaluieren.
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Wüst: Meine eigene Sicht hierauf ist definitiv die falsche, aber die Prinzipien, die wir in ti&m aufgestellt haben, sind die folgenden:
  • Ideen vor Hierarchien – die Fähigkeiten zählen und nicht die Hierarchie.
  • Exzellenz bei allen Mitarbeitern – das ist es, was unsere Mitarbeiter motiviert.
  • Offenheit und Transparenz – ein sichtbares Problem ist schon halb gelöst.
CW: Welches ist Ihr grösster beruflicher Erfolg?
Wüst: Wir haben mit ti&m schon so viele tolle Produkte und Projekte machen dürfen, aber ich versuche, es mal einzugrenzen. Strategisch hat sich als Erfolg herausgestellt, dass wir gegen den Mainstream nicht auf Offshoring, sondern auf Innovation, Time-to-Market, eine vertikal integrierten Wertschöpfungskette und darauf basierende Produkte gesetzt haben. ti&m steht für Technology, Innovation & Management – genau die drei Dinge, die ich gerne tue und die ich gut kann. Und dies eben nicht mit virtuellen, möglichst billigen Ingenieuren, Designern und Business-Spezialisten, sondern mit real und fest angestellten Teams, hoch agil und nach Design-Thinking-Prinzipien organisiert und orchestriert. Daraus lässt sich unsere Führungsposition im Thema Innovation und Digitalisierung nahtlos ableiten. Innovation lässt sich halt nicht sinnvoll auslagern. Unsere ganzheitliche Strategie entspricht vor allem auch meinem Menschenbild – und sie hat uns erfolgreich gemacht.
CW: Und aus welchem Misserfolg haben Sie am meisten gelernt?
Wüst: Vor gefühlten 100 Jahren war ich mal als Leiter der Anwendungsentwicklung Teil einer Software-Firma, bei der vieles stimmte und Spass machte. Als Ingenieur glaubte ich damals, dass es irrelevant sei, wer die Aktienmehrheit steuert, doch das hat sich leider als falsch und fatal für die Firma und deren Mitarbeiter erwiesen. Das hat mich darin bestärkt, eben auch die Gesamtverantwortung als Gründer und CEO an die Hand zu nehmen.
CW: Wer viel arbeitet braucht viel Energie. Was ist Ihr Restauranttipp für den Lunch?
Wüst: Bü’s im Zentrum von Zürich oder für einen schnellen Lunch das La Salle, wo mir die Architektur sehr gefällt.
CW: Wie fahren Sie nach der Arbeit runter?
Wüst: Mittlerweile geht das automatisch und ohne speziellen Aufwand, da mir mein Tag und mein Job Spass machen. Wenn mich mal etwas stark belastet, so bespreche ich das mit meiner Frau und schon ist es nur noch halb so schlimm. Ab und zu eine Stunde auf dem Bike bewirkt gleichfalls Wunder.
CW: Wann gehen Sie schlafen?
Wüst: Das ist völlig unterschiedlich, manchmal bin ich so müde, dass sobald ich zu Hause angekommen bin, bei mir die Lichter ausgehen. Aber manchmal wird es auch erst nach Mitternacht.
CW: Das klingt nach anstrengenden Tagen. Wie laden Sie Ihre Batterien auf?
Wüst: Ich habe sehr viel Spass und Freude mit meiner Familie und geniesse das Familienleben sowie ein buntgemischtes Freundesumfeld, das in der Regel nichts mit IT zu tun hat. Daneben Lesen, Sport, Kunst, Reisepläne schmieden und diese dann auch umsetzen.
CW: Wann oder wo haben Sie die besten Ideen?
Wüst: Beim Biken im Wald, für mich das beste Mittel, um abschalten zu können und aufzutanken.
CW: Von welchen Websites, Blogs oder Print-Titeln holen Sie sich Informationen für den Job?
Wüst: Ich nutze verschiedene Social-Media-Plattformen und tausche mich darüber mit Peers aus. Daneben scanne ich sicherlich noch t3n.de, Netzwoche, NZZ und Tagi.
CW: Haben Sie einen Buchtipp?
Wüst: «Blockchain Basics» von Daniel Drescher, eine nicht­religiöse, aber sinnvoll profunde Einführung ins Thema und natürlich das «Digital Cookbook», zu dem Patrick Kasper und ich einen Artikel beisteuern durften.
CW: Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Wüst: Ich wäre zu gerne Gitarrist oder Sänger einer Rockband geworden oder Schriftsteller – einfach was Schräges und Freies. Leider bin ich ziemlich unmusikalisch, dafür kann ich einigermassen gut schreiben, aber eben noch besser rechnen und an Konzepten und Ideen rumfeilen.
CW: Und wenn Sie nochmal einen Beruf lernen oder studieren würden, welcher wäre das dann?
Wüst: Ich mache genau das, was ich gerne tue und hoffentlich auch gut kann – ausser vielleicht, wenn ich singen könnte?
CW: Die Rubrik heisst «Im Office von». Wie sieht es in Ihrem Büro aus. Haben Sie einen ausgefallenen Glücksbringer auf Ihrem Schreibtisch?
Wüst: Ich habe viel Kunst rund um mich rum, eigentlich überall, die inspiriert mich und bereitet mir enorme Freude. Glücksbringer im eigentlichen Sinne weniger.
CW: Ihr nächstes Projekt?
Wüst: Ich möchte unsere neue ti&m-Blockchain-Lösung zum Erfolg führen.
Zur Person
Thomas Wüst
hat Informatik an der ETH in Zürich studiert und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit IT-fokussierter Innovation. 2005 gründete Wüst ti&m und leitet den IT-Dienstleister seither als CEO. Er veröffentlichte mehrere Bücher und publiziert Fachartikel. Sein Fokus gilt dem Thema Innovation und den damit verbundenen Strategien und Lösungen. Wüst ist Vorstandsmitglied von ICT­switzerland und Mitbegründer mehrerer Fachgruppen und -vereine.



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