24.12.2010, 06:00 Uhr
Argumente gegen den Eigenbetrieb
Der Zwang zu mehr Effizienz und weniger Kosten macht die Auslagerung des Rechenzentrums zu einer sinnvollen Alternative zum Betrieb in Eigenregie. Die Unternehmens-IT behält dabei die volle Kontrolle.
Der Autor ist Managing Director von Equinix Schweiz Viele Entscheidungsträger in IT-Abteilungen sehen sich mit zwei einander widersprechenden Aufgaben konfrontiert: Einerseits sollen sie die Gesamtkosten der IT reduzieren, andererseits die Leistungsfähigkeit und Flexibilität der IT-Landschaft steigern. Die dafür notwendigen Verschlankungsprozesse erfordern jedoch hohe Investitionen. Unabhängig von der Unternehmensgrösse scheuen viele Betriebe die Kosten, die Aufbau und Betrieb eines eigenen Rechenzentrums mit sich bringen. Zudem fehlen meist die Erfahrungen und Sachkenntnisse für deren Betrieb, die deshalb erst zeit- und kostenintensiv erworben werden müssten. So wird die Auslagerung des Rechenzentrums zur attraktiven und ernstzunehmenden Alternative zum Eigenbetrieb. Neben Argumenten wie einem klar definierten Kostenrahmen und der deutlichen Erleichterung der Managementaufgaben sprechen fürs Outsourcing auch Skalierbarkeit, Anbieterneutralität, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit.
Flexibel skalierbar Wenn Unternehmen eigene Rechenzentren errichten und betreiben, wollen sie damit vor allem ihre Geschäftsziele möglichst effizient erreichen und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Eine aktuelle Studie der Gartner Group (Eight Critical Forces Will Shape Enterprise Data Center Strategies, März 2010) spricht hier freilich eine andere Sprache: Demnach nutzt rund ein Drittel der Unternehmen mit eigenem Rechenzentrum dessen Kapazität nicht aus. Umgekehrt gefährden in überlasteten Rechenzentren Kapazitätsprobleme den reibungslosen Geschäftsablauf und wirken sich negativ auf die Unternehmensrentabilität aus. Der mangelnden Flexibilität in Kapazitätsfragen begegnen die meisten unabhängigen Rechenzentrumsbetreiber mit «Pay-as-you-grow»-Abrechnungs-modellen, die eine flexible Skalierung der genutzten Leistungen nach oben oder unten erlauben und damit kosteneffizient eine schnelle Reaktion auf Veränderungen der Kapazitätsanforderungen möglich machen. Auch Betriebsneben- und Personalkosten, die bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten eines Rechenzentrumsbetriebs ausmachen, sind klar kalkulierbar und meist günstiger als bei einem Rechenzentrum in Eigenregie. Ähnlich verhält es sich mit den Aufwendungen für die Datensicherung, das Disaster Recovery oder die Leistungs- und Ablaufoptimierung.
Standortvorteile Grosse und technologisch aktuell ausgestattete Rechenzentren bieten aber noch weitere Vorteile. Viele auf Rechenzentren spezialisierte Anbieter offerieren eigens für ihren Einsatzzweck konzipierte und gebaute Lokalitäten, bei denen alle geschäftsrelevanten Erfordernisse berücksichtigt werden. Dazu zählen die direkte Anbindung an Hochgeschwindigkeitsnetze, die Verfügbarkeit einer breiten Palette unterschiedlicher Netzbetreiber sowie eine flexible Netzwerkarchitektur. Grössere neutrale Rechenzentrumsbetreiber bieten auch Vorteile bei der Standortwahl. So ist es in handels- und dienstleistungszentrierten Ländern wie der Schweiz für die Telekommunikations- und Finanzdiensteanbieter wie auch für Kunden aus anderen prosperierenden Märkten wichtig, sich in unmittelbarer regionaler Nähe zu den Wirtschaftszentren zu befinden. Damit sind auch Zugänge zu unternehmenskritischen Systemen wie etwa zur Schweizer Wertpapierbörse und zum Börsenhandelssystem der SIX Swiss Exchange sichergestellt.
Neutral bleiben Carrier-neutrale Rechenzentrumsdienstleister haben neben der reinen Stellfläche für Server, Router oder Speichersysteme aber noch mehr zu bieten. Hierzu zählen unter anderem die diversen Anbieter von Internet Exchanges, die es ISPs und Netzwerkbetreibern erlauben, die Konnektivitätsdienste durch Peering zu optimieren. Dies steigert nicht nur die Netzwerkeffizienz, es senkt auch die allgemeinen Kosten für den IP-Verkehr. Unter eigener Regie Bei der Auslagerung des Rechenzentrumsbetriebs handelt es sich im Übrigen nicht um ein Outsourcing im klassischen Sinn. Denn die IT-Abteilung eines Kunden in einem neutralen Rechenzentrum bleibt autark, es erfolgen keinerlei Vorgaben über die eingesetzte Hardware, zu betriebsinternen Abläufen oder zu Art und Umfang der Netzwerkanbindungen. Letztlich lässt sich die Leistung eines neutralen Rechenzentrumsbetreibers auf die reine Bereitstellung von Fläche samt der erforderlichen Infrastruktur wie Energie und Kühlung reduzieren. Die gesamte Kontroll- und Entscheidungsgewalt verbleibt beim Serverbetreiber. Innerhalb dieser anbieterneutralen Rechenzentren ist es für Unternehmen möglich, Peering-Agreements und Direktverbindungen mit mehreren Netzwerkbetreibern zu nutzen. Global präsente Anbieter bieten solche Möglichkeiten häufig sogar länderübergreifend zwischen den einzelnen Standorten. So wird es möglich, die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit des Datenaustauschs zu steigern sowie kürzere Antwortzeiten zu erzielen. Einige Rechenzentrumsbetreiber haben ihre angebotene Palette an Verbindungsleistungen zusätzlich durch die Integration von Ethernet-Exchanges erweitert, die eine breite Auswahl an Zielorten und unterschiedlichen Konnektivitätsoptionen für Ethernet-Services liefern.
Hochverfügbar Ebenso wenig möchte man aber Verantwortung für dieses wichtige Thema – nämlich die Hochverfügbarkeit des Rechenzentrums und damit der eigenen Daten – an Dritte weitergeben. Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen gewährleisten deshalb über Service Level Agreements (SLAs) eine bestimmte Dienstgüte bei der Energiebereitstellung. Eine Energieverfügbarkeit von 99,999 Prozent steht beispielsweise für eine rechnerische Ausfallzeit von nur noch 5,26 Minuten pro Jahr. Redundant ausgelegte Stromkreise für jedes einzelne Cabinet, die in der Lage sind, die Versorgung jeweils mit den gleichbleibend hohen Kapazitäten sicherzustellen und auch auf die stetig wachsenden Energieanforderungen moderner IT-Infrastrukturen ausgelegt sind, sollten hier ebenso im Pflichtenheft stehen wie die Bereitstellung von Generatoren, die im Falle eines Ausfalls der Hauptversorgung tätig werden oder die Absicherung über ein zweites Rechenzentrum, das im Falle einer Störung an die Stelle des Primärrechenzentrums rückt. Wichtig ist dabei allerdings, dass es die Netzwerkinfrastruktur erlaubt, Anwender unterbrechungsfrei auf das Ersatzrechenzentrum umzuleiten.
Energieeffizient Neben der Zuverlässigkeit rückt auch die Energieeffizienz mehr und mehr in den Fokus. Viele Unternehmen mit eigenen Rechenzentren sehen sich regelmässig mit einer unzureichenden Energieversorgung konfrontiert. So weist eine Untersuchung von Nemertes Research (Data-Center Outsourcing: The Emergence of Outsourcing into the Cloud, Frühjahr 2010) Energieversorgungsprobleme sowie eine unzureichende HLK-Ausstattung (Heizung, Lüftung, Klimatechnik) als Hauptgründe für den Neubau von Rechenzentren aus. Oftmals wird diese Problematik innerhalb eines Unternehmens verdrängt – freilich mit dem Ergebnis erhöhter Ausfallzeiten und den damit einhergehenden Umsatz- und Produktivitätsverlusten. Moderne Rechenzentrumsbetreiber können den Energieverbrauch und damit den Rechnungsposten, der an Kunden weitergegeben wird, optimieren. Entsprechende Isolierungen einschliesslich der physikalischen räumlichen Abschottung «heisser» und «kalter» Nutzflächen voneinander oder intelligente Kühlsysteme, die ihre Leistungsabgabe an Anforderungen und Aussenbedingungen ausrichten, sind nur einige der möglichen Faktoren. Auch der vielzitierte Ansatz der Green IT ist ein Thema. In der Schweiz kann hierzu eine Qualifizierung durch den Verein für umweltgerechte Energie VUE herangezogen werden, der das Qualitätszeichen für ökologisch produzierte Energie, den «Naturemade Star», an Rechenzentren verleiht. So gibt es hierzulande Anbieter, deren Rechenzentren die benötigte Energie komplett aus Solar- und Wasserkraftwerken beziehen.
Fazit: Nebeneffekte mitberechnen Es gibt viele logische Gründe für eine Auslagerung der eigenen IT in ein neutrales, externes Rechenzentrum. Bei der Beurteilung, ob dies eine wirtschaftliche Alternative zum Betrieb eines eigenen Rechenzentrums ist, sollten Unternehmen nicht nur die reinen Betriebskosten, sondern auch die assoziierbaren Kosten betrachten. Viele international aufgestellte Betreiber neutraler Rechenzentren gewährleisten Vorteile wie durchgängig niedrige Latenzzeiten, eine hohe Skalierbarkeit und eine breite Palette an Netzwerkzugängen an ihren Standorten in den massgeblichen globalen Wirtschaftsräumen. Unternehmen profitieren also nicht nur von niedrigeren Betriebskosten, sondern können aus dem besseren Marktzugang auch Wettbewerbsvorteile schöpfen.
Flexibel skalierbar Wenn Unternehmen eigene Rechenzentren errichten und betreiben, wollen sie damit vor allem ihre Geschäftsziele möglichst effizient erreichen und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Eine aktuelle Studie der Gartner Group (Eight Critical Forces Will Shape Enterprise Data Center Strategies, März 2010) spricht hier freilich eine andere Sprache: Demnach nutzt rund ein Drittel der Unternehmen mit eigenem Rechenzentrum dessen Kapazität nicht aus. Umgekehrt gefährden in überlasteten Rechenzentren Kapazitätsprobleme den reibungslosen Geschäftsablauf und wirken sich negativ auf die Unternehmensrentabilität aus. Der mangelnden Flexibilität in Kapazitätsfragen begegnen die meisten unabhängigen Rechenzentrumsbetreiber mit «Pay-as-you-grow»-Abrechnungs-modellen, die eine flexible Skalierung der genutzten Leistungen nach oben oder unten erlauben und damit kosteneffizient eine schnelle Reaktion auf Veränderungen der Kapazitätsanforderungen möglich machen. Auch Betriebsneben- und Personalkosten, die bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten eines Rechenzentrumsbetriebs ausmachen, sind klar kalkulierbar und meist günstiger als bei einem Rechenzentrum in Eigenregie. Ähnlich verhält es sich mit den Aufwendungen für die Datensicherung, das Disaster Recovery oder die Leistungs- und Ablaufoptimierung.
Standortvorteile Grosse und technologisch aktuell ausgestattete Rechenzentren bieten aber noch weitere Vorteile. Viele auf Rechenzentren spezialisierte Anbieter offerieren eigens für ihren Einsatzzweck konzipierte und gebaute Lokalitäten, bei denen alle geschäftsrelevanten Erfordernisse berücksichtigt werden. Dazu zählen die direkte Anbindung an Hochgeschwindigkeitsnetze, die Verfügbarkeit einer breiten Palette unterschiedlicher Netzbetreiber sowie eine flexible Netzwerkarchitektur. Grössere neutrale Rechenzentrumsbetreiber bieten auch Vorteile bei der Standortwahl. So ist es in handels- und dienstleistungszentrierten Ländern wie der Schweiz für die Telekommunikations- und Finanzdiensteanbieter wie auch für Kunden aus anderen prosperierenden Märkten wichtig, sich in unmittelbarer regionaler Nähe zu den Wirtschaftszentren zu befinden. Damit sind auch Zugänge zu unternehmenskritischen Systemen wie etwa zur Schweizer Wertpapierbörse und zum Börsenhandelssystem der SIX Swiss Exchange sichergestellt.
Neutral bleiben Carrier-neutrale Rechenzentrumsdienstleister haben neben der reinen Stellfläche für Server, Router oder Speichersysteme aber noch mehr zu bieten. Hierzu zählen unter anderem die diversen Anbieter von Internet Exchanges, die es ISPs und Netzwerkbetreibern erlauben, die Konnektivitätsdienste durch Peering zu optimieren. Dies steigert nicht nur die Netzwerkeffizienz, es senkt auch die allgemeinen Kosten für den IP-Verkehr. Unter eigener Regie Bei der Auslagerung des Rechenzentrumsbetriebs handelt es sich im Übrigen nicht um ein Outsourcing im klassischen Sinn. Denn die IT-Abteilung eines Kunden in einem neutralen Rechenzentrum bleibt autark, es erfolgen keinerlei Vorgaben über die eingesetzte Hardware, zu betriebsinternen Abläufen oder zu Art und Umfang der Netzwerkanbindungen. Letztlich lässt sich die Leistung eines neutralen Rechenzentrumsbetreibers auf die reine Bereitstellung von Fläche samt der erforderlichen Infrastruktur wie Energie und Kühlung reduzieren. Die gesamte Kontroll- und Entscheidungsgewalt verbleibt beim Serverbetreiber. Innerhalb dieser anbieterneutralen Rechenzentren ist es für Unternehmen möglich, Peering-Agreements und Direktverbindungen mit mehreren Netzwerkbetreibern zu nutzen. Global präsente Anbieter bieten solche Möglichkeiten häufig sogar länderübergreifend zwischen den einzelnen Standorten. So wird es möglich, die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit des Datenaustauschs zu steigern sowie kürzere Antwortzeiten zu erzielen. Einige Rechenzentrumsbetreiber haben ihre angebotene Palette an Verbindungsleistungen zusätzlich durch die Integration von Ethernet-Exchanges erweitert, die eine breite Auswahl an Zielorten und unterschiedlichen Konnektivitätsoptionen für Ethernet-Services liefern.
Hochverfügbar Ebenso wenig möchte man aber Verantwortung für dieses wichtige Thema – nämlich die Hochverfügbarkeit des Rechenzentrums und damit der eigenen Daten – an Dritte weitergeben. Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen gewährleisten deshalb über Service Level Agreements (SLAs) eine bestimmte Dienstgüte bei der Energiebereitstellung. Eine Energieverfügbarkeit von 99,999 Prozent steht beispielsweise für eine rechnerische Ausfallzeit von nur noch 5,26 Minuten pro Jahr. Redundant ausgelegte Stromkreise für jedes einzelne Cabinet, die in der Lage sind, die Versorgung jeweils mit den gleichbleibend hohen Kapazitäten sicherzustellen und auch auf die stetig wachsenden Energieanforderungen moderner IT-Infrastrukturen ausgelegt sind, sollten hier ebenso im Pflichtenheft stehen wie die Bereitstellung von Generatoren, die im Falle eines Ausfalls der Hauptversorgung tätig werden oder die Absicherung über ein zweites Rechenzentrum, das im Falle einer Störung an die Stelle des Primärrechenzentrums rückt. Wichtig ist dabei allerdings, dass es die Netzwerkinfrastruktur erlaubt, Anwender unterbrechungsfrei auf das Ersatzrechenzentrum umzuleiten.
Energieeffizient Neben der Zuverlässigkeit rückt auch die Energieeffizienz mehr und mehr in den Fokus. Viele Unternehmen mit eigenen Rechenzentren sehen sich regelmässig mit einer unzureichenden Energieversorgung konfrontiert. So weist eine Untersuchung von Nemertes Research (Data-Center Outsourcing: The Emergence of Outsourcing into the Cloud, Frühjahr 2010) Energieversorgungsprobleme sowie eine unzureichende HLK-Ausstattung (Heizung, Lüftung, Klimatechnik) als Hauptgründe für den Neubau von Rechenzentren aus. Oftmals wird diese Problematik innerhalb eines Unternehmens verdrängt – freilich mit dem Ergebnis erhöhter Ausfallzeiten und den damit einhergehenden Umsatz- und Produktivitätsverlusten. Moderne Rechenzentrumsbetreiber können den Energieverbrauch und damit den Rechnungsposten, der an Kunden weitergegeben wird, optimieren. Entsprechende Isolierungen einschliesslich der physikalischen räumlichen Abschottung «heisser» und «kalter» Nutzflächen voneinander oder intelligente Kühlsysteme, die ihre Leistungsabgabe an Anforderungen und Aussenbedingungen ausrichten, sind nur einige der möglichen Faktoren. Auch der vielzitierte Ansatz der Green IT ist ein Thema. In der Schweiz kann hierzu eine Qualifizierung durch den Verein für umweltgerechte Energie VUE herangezogen werden, der das Qualitätszeichen für ökologisch produzierte Energie, den «Naturemade Star», an Rechenzentren verleiht. So gibt es hierzulande Anbieter, deren Rechenzentren die benötigte Energie komplett aus Solar- und Wasserkraftwerken beziehen.
Fazit: Nebeneffekte mitberechnen Es gibt viele logische Gründe für eine Auslagerung der eigenen IT in ein neutrales, externes Rechenzentrum. Bei der Beurteilung, ob dies eine wirtschaftliche Alternative zum Betrieb eines eigenen Rechenzentrums ist, sollten Unternehmen nicht nur die reinen Betriebskosten, sondern auch die assoziierbaren Kosten betrachten. Viele international aufgestellte Betreiber neutraler Rechenzentren gewährleisten Vorteile wie durchgängig niedrige Latenzzeiten, eine hohe Skalierbarkeit und eine breite Palette an Netzwerkzugängen an ihren Standorten in den massgeblichen globalen Wirtschaftsräumen. Unternehmen profitieren also nicht nur von niedrigeren Betriebskosten, sondern können aus dem besseren Marktzugang auch Wettbewerbsvorteile schöpfen.