Neue Schwerpunkte
08.02.2019, 19:55 Uhr
08.02.2019, 19:55 Uhr
Mehr MINT statt Latein für Zürcher Gymeler
An Zürcher Untergymnasien sollen MINT-Fächer künftig eine grössere Rolle spielen – wohl auf Kosten des Lateins.
Der Kanton Zürich will an Untergymnasien neue Schwerpunkte setzen. Der Anteil der technischen und naturwissenschaftlichen Fächer soll ausgebaut werden. Die meisten Schulen werden diese Stunden wohl beim Latein einsparen.
Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) will mit dem Projekt «Gymnasium 2022» die «neuesten Entwicklungen in der Gesellschaft aufnehmen, etwa die Digitalisierung», wie sie am Freitag vor den Medien sagte. «Damit wird den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes Rechnung getragen, der nach Fachkräften verlangt.»
«Gymnasium 2022» will den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, am Untergymnasium mehr Lektionen geben. Von den bisher im Schnitt 7,5 Lektionen sollen diese Fächer auf 8,5 Lektionen ausgebaut werden. Neu sollen in den Schulen auch Themen wie Robotik oder Laborunterricht Platz finden.
Latein-Obligatorium bleibt «vorläufig»
Bei welchen Fächern die Gymnasien diesen Ausbau kompensieren, ist noch nicht definiert. «Es ist aber davon auszugehen, dass die meisten Schulen beim Latein kürzen werden», sagte Niklaus Schatzmann, Leiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes.
Der Ausbau der MINT-Fächer soll aber «nicht zu einer Schwächung der Sprachen führen», wie Schatzmann weiter sagte. Um die Kürzungen aufzufangen, seien etwa zweisprachige Lektionen denkbar. Das Latein-Obligatorium auf dem Untergymnasium will der Kanton zudem nicht aufgeben – zumindest vorläufig. «Wer die volle Studienfreiheit will, ist mit Latein immer noch gut beraten.»
Bildungsdirektorin Steiner rechnet nicht damit, dass nun viele Latein-Lehrerinnen und -Lehrer arbeitslos werden, weil ihre Lektionenzahl gekürzt wird. Wegen des Bevölkerungswachstums würden schliesslich auch die Gymnasien wachsen. «Ein gewisser Teil der Kürzungen kann so sicher aufgefangen werden.»
Latein-Lehrer sollen auch andere Fächer unterrichten
Steiner hofft aber auch, dass Latein-Lehrer offen sind für andere Fächer, etwa jene im MINT-Bereich. «Wir werden jede Lehrkraft brauchen.» Vor allem Informatik-Lehrer werden künftig mehr benötigt, weil dieses Fach auf dem Obergymnasium Pflicht wird.
Zudem soll auf dem Untergymnasium das Fach «Religionen, Kulturen, Ethik» eingeführt werden, auf dem Obergymnasium das Schwerpunktfach «Philosophie, Pädagogik, Psychologie». Auch dafür braucht es Lehrer.
Der Kanton sieht vor, dass das Projekt «Gymnasium 2022» bis 2022 abgeschlossen ist und die neuen Fächer ab 2023 angeboten werden. Für die Ausarbeitung des Projektes bewilligte der Regierungsrat 2,88 Millionen Franken.