Telekommarkt
28.08.2020, 17:36 Uhr
Salt spürt Einbussen wegen Corona und will gegen Sunrise vorgehen
Bei Salt sind im ersten Semester aufgrund der Corona-Krise die Roaming-Einnahmen eingebrochen. Zudem erwägt die Firma rechtliche Schritte gegen Sunrise aufgrund des geplanten Gemeinschaftsprojekts «Swiss Open Fibre».
Der Telekomkonzern Salt hat in der ersten Jahreshälfte die Corona-Krise zu spüren bekommen. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 490 Millionen Franken, wobei der Betriebsertrag stabil blieb, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 5,2 Prozent zurück auf 203,3 Millionen Franken.
Dabei spielten die Handyantennenmasten eine Rolle, die Salt im vergangenen Jahr für 700 Millionen Euro (knapp 800 Millionen Franken) an die spanische Cellnex veräussert hat. Denn seither muss Salt für die Benutzung der Masten Miete zahlen, was im ersten Halbjahr mit 12,8 Millionen Franken auf den operativen Gewinn drückte. Ohne diese Miete wäre der Betriebsgewinn um 0,7 Prozent gestiegen, erklärte Salt.
Roamingeinnahmen weggebrochen
Auf dem Höhepunkt der Pandemie im zweiten Quartal fiel der Umsatz um 3,8 Prozent auf 244,8 Millionen Franken. Wegen der Grenzschliessungen brachen allen Mobilfunkanbietern in der Schweiz die Roamingeinnahmen weg. Denn es kamen wochenlang keine ausländischen Touristen und die Schweizer durften nicht ins Ausland reisen. Zudem verkaufte Salt wegen der geschlossenen Läden markant weniger Handys und andere Geräte. Der EBITDA tauchte um 8 Prozent auf 101 Millionen Franken. Ohne die Miete für die Antennenmasten wäre der EBITDA um 3,8 Prozent gesunken.
Immerhin wuchs die Geschäftsgrundlage: Bei den Mobilfunkkunden meldete Salt einen «anhaltend positiven Trend». So seien von April bis Juni 7'600 Abokunden neu gewonnen worden nach 7'000 im Startquartal. Im Vorjahreszeitraum hatte Salt unter dem Wechsel des Mobilfunkangebots von Coop und UPC zur Swisscom gelitten. Zudem habe die Abwanderungshäufigkeit der Kunden zur Konkurrenz weiter abgenommen. Ende Juni hatte der drittgrösste Mobilfunker 1,265 Millionen Handyabokunden. Im Prepaid ging der Rückgang indes weiter. Salt zählt noch 544'000 Prepaidnutzer nach 558'000 Ende Dezember.
Festnetzangebot profitabel
Das TV-, Internet- und Festnetztelefonie-Angebot Salt Home habe die Marke von 100'000 Kunden überschritten. Das im März 2018 gestartete Geschäft hat mittlerweile die Gewinnschwelle beim EBITDA überschritten, wie aus einer Salt-Präsentation hervorgeht. Während des Lockdowns habe der TV-Konsum um 30 Prozent zugenommen.
Bei den Geschäftskunden habe Salt das beste Quartal der vergangenen fünf Jahre erlebt. Das vierte Quartal in Folge habe man netto Kunden gewonnen und damit den Aderlass der Vorjahre gestoppt.
Das Kerngeschäft wachse, sagte Salt-Chef Pascal Grieder auf Anfrage. Aber die Roamingeinnahmen würden weiterhin von der Corona-Pandemie gedämpft, auch wenn sie seit den Lockerungen wieder zugenommen hätten. Die Sommerferien in diesem Jahr seien nicht vergleichbar mit früheren Jahren. Immerhin konnte Salt die Kurzarbeit aufheben.
Salt erwägt rechtliche Schritte gegen Sunrise
Daneben bahnt sich zudem ein Rechtsstreit mit Sunrise an. Denn Salt droht dem Mitbewerber mit juristischen Schritten. Hintergrund ist der vereinbarte gemeinsame Ausbau von Glasfaseranschlüssen. Aus Sicht von Salt verstosst die geplante Übernahme von Sunrise durch Liberty Global möglicherweise gegen Abmachungen.
Sunrise und Salt hatten das Gemeinschaftsunternehmen «Swiss Open Fibre» gerade erst im Mai gegründet (Computerworld berichtete). Damit wollten sie bei den Glasfaserleitungen ein Gegengewicht zum Branchenprimus Swisscom bilden.
Sunrise hat das Projekt aber bereits wieder auf Eis gelegt, weil das Unternehmen durch die UPC-Mutter gekauft werden soll. Wie es mit dem Gemeinschaftsunternehmen weitergehen wird, will Sunrise erst nach dem Abschluss des Milliardendeals analysieren und entscheiden. Dies hatte Sunrise-Chef André Krause am Donnerstagmorgen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP erklärt.
Salt heuert Anwälte an
Damit würden bei Salt Unternehmenswerte vernichtet, und man werde rechtliche Schritte gegen Sunrise unternehmen, erklärte der Juniorpartner dann am Nachmittag. Ein von Salt beauftragtes Anwaltsbüro habe daher in den USA ein Verfahren eingeleitet, um von Liberty für die Transaktion relevante Informationen zu erhalten.
Sunrise bestätigte, ein entsprechendes Schreiben von Salt erhalten zu haben. Es sei jedoch keine Klage eingereicht worden. Und Sunrise wehrt sich: Gemäss den Abmachungen mit Salt stehe es beiden Parteien frei, die Gespräche bezüglich des Projekts jederzeit zu beenden. Auch das Szenario eines «unaufgeforderten» Übernahmeangebotes wurde laut Sunrise in der Vereinbarung mit Salt ausdrücklich ausgeschlossen. «Sunrise hat das Angebot von Liberty Global zu keinem Zeitpunkt angefordert oder Liberty Global dazu ermutigt», ergänzte das Unternehmen.