06.11.2015, 13:02 Uhr

Wie der Bund mit Big Data umgehen will

Der Bund will sich mit den Chancen und Risiken von Big Data stärker auseinandersetzen. Auf der Basis einer Umfrage hat die Berner Fachhochschule eine Strategie entwickelt.
Angesichts der rasanten Ausbreitung von Big Data setzt sich der Bund im laufenden Jahr mit dem Thema auseinander. Eine Studie der Berner Fachhochschule im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation wollte ermitteln, welchen Handlungsbedarf es für den Bund gibt. Dafür wurden 20 Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft sowie 800 Personen in der Schweiz befragt. Ziel war, die Chancen und Risiken von Big Data zu identifizieren. Nach Auffassung der Studienteilnehmer bringt Big Data bedeutende Chancen mit sich. Genannt wurden beispielsweise das Entdecken neuer Zusammenhänge, personalisierte Angeboten, bessere Prognosen, das Optimieren von Abläufen sowie vermehrt auf Fakten basierende Entscheide.
Auf der Risiken-Seite wurde die Forderung laut, dass die gesellschaftlichen Implikationen von Big Data stärker in den Fokus genommen werden sollten. Die drängendsten Fragen stellen sich im Bereich des Schutzes von Personendaten respektive bei der Prävention von Daten-Missbrauch. Einzelne Stimmen warnen zudem vor der unkontrollierten Eigendynamik der Systeme, wenn immer mehr Entscheide auf Algorithmen basieren, die niemand mehr richtig beherrscht. Ein weiterer Problemkreis ist die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Macht. Sie birgt die Gefahr von gesellschaftlichen Verwerfungen, falls nicht rechtzeitig gegengesteuert wird, heisst es in der Studie. Das Autorenteam um Professor Thomas Jarchow schlägt in der Studie eine Drei-Punkte-Strategie für den Umgang mit Big Data für den Bund vor. Erstens den Aufbau einer nationalen Dateninfrastruktur, zweitens das Installieren eines Missbrauchsschutzes und drittens die Implementierung des Prinzips der persönlichen Datenhoheit. Nächste Seite: Strategie-Empfehlungen im Detail Aufbau nationaler Dateninfrastruktur: Die positive Wirkung von Big Data kann durch die Bereitstellung von Daten als freier Infrastruktur-Ressource verstärkt werden. Es gilt, dem im Rahmen der bundesrätlichen Open-Government-Data-Strategie etablierten Open-Data-Prinzip über die gesamte Verwaltung hinweg, in der Forschung und teilweise auch in der Privatwirtschaft konsequent umzusetzen. Zudem sollte in enger Kooperation mit der Wirtschaft die Standardisierung von technischen Schnittstellen vorangetrieben werden. Drittens ist die Aus- und Weiterbildung von Datenspezialisten wie Data Scientists zu fördern. Laut den Autoren sollte das Ziel sein, eine national koordinierte und international vernetzte Dateninfrastruktur zu schaffen. Schutz vor Missbräuchen: Um Missbrauch entgegenzuwirken, sollten die Datenschutzregeln für die Privatwirtschaft verschärft und die wettbewerbsrechtliche Kontrolle von (Quasi-)Monopolisten im Internetbereich verstärkt werden. Zudem müssen die Gesetze und Vorschriften für sichere Datenzentren verbessert werden. Weiter sollten in Kooperation mit der Privatwirtschaft mehr technische Lösungen entwickelt werden, um den Datenschutz sicherzustellen. Die Studienautoren schränken ein, dass viele der Massnahmen international koordiniert werden müssen, um wirksam zu sein.
Prinzip der persönlichen Datenhoheit: Die Menschen sollten befähigt werden, die Kontrolle über ihre Daten besser auszuüben. Dafür müssen im Bereich der personenbezogenen Daten neue Eigentums- und Nutzungsrechte definiert werden. In Kooperation mit der Wirtschaft gilt es zudem, Dienste bereitzustellen, die es dem Bürger erlauben, seine personenbezogenen Daten für die Weiterverwendung durch Dritte freizugeben. Auch hier sind die Anstrengungen international zu koordinieren. 



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