16.09.2014, 13:41 Uhr
Wikileaks veröffentlicht deutschen Staatstrojaner
Angela Merkel und ihre Regierung sind seit langem grosse Kritiker der NSA-Machenschaften. Dabei lassen sie in ihrem Land eine Firma operieren, die ebenfalls Spionagesoftware herstellt. Wikileaks hat heute die Software zum Download bereitgestellt, damit Abwehrwerkzeuge entwickelt werden können.
Finfisher/Gamma entwickelt Spionagesoftware, wie dieser Report zeigt. Die Münchner Firma reagiert auf solche Vorwürfe seit jeher mit dem Statement, ihre Produkte nur an staatliche Ermittlungsbehörden zu verkaufen. Allerdings sind unter den Kunden auch Länder, die Oppositionelle verfolgen oder nicht die gleichen Vorstellungen von Menschenrechten haben wie der Rest der Welt. Dies wurde bekannt, weil Finfishera im August Opfer eines Hackangriffs wurde, in dessen Rahmen rund 40 GB an Daten gestohlen wurden. Die Whistleblower-Plattform Wikileaks hat viele davon verffentlicht, das Interessanteste sind die Kundendatenbank und Teile der Software. Unter anderem der ausführbare Trojaner «FinSpy PC» sowie die Module «FinFisher Relay», «FinSpy Proxy» und «FinySpy Master», sind in den Dokumenten zu finden. Die Tools dienen dazu, Daten von Rechnern zu sammeln, die mit FinFisher-Software infiziert sind. Wikileaks hat die Software veröffentlicht, damit Expertenr gemäss Wikileaks-Gründer Julien Assange «die Möglichkeit haben, Abwehrwerkzeuge zu entwickeln». Besonders im Umgang mit "FinSpy PC" wird zur Vorsicht geraten. Die Liste der Kunden weist für die meisten FinFisher-Käufer nur eine achtstellige Kombination aus Buchstaben und Zahlen aus, die keine Rückschlüsse auf deren Identitäten zulässt. Die Verknüpfung mit Support-Anfragen macht eine Identifizierung aber dennoch in einigen Fällen möglich, schreibt Wikilaks. Zu den bereits identifizierten Ländern gehören unter anderem Belgien, Slowakei, Italien, Estland oder Südafrika. Aber auch Länder wie Katar, Bahrain oder Südafrika. Hinzu kommen der australische, holländische ungarische und bosnische Geheimdienst. Wikileaks schätzt, dass FinFisher mit seiner Software bislang rund 50 Millionen Euro Umsatz gemacht hat. Unter Berücksichtung der «gelöschten» Lizenzen würde sich dieser Betrag auf rund 100 Millionen Euro verdoppeln.