Satelliten-Navigationssysteme
16.07.2019, 08:46 Uhr
GPS-Konkurrent Galileo ausgefallen
Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo kämpft mit schwerwiegenden Problemen. Nun ist der GPS-Konkurrent komplett ausgefallen.
Blick in eines der Galileo-Kontrollzentren, hier in jenes im bayrischen Oberpfaffenhofen
(Quelle: PD)
Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo kämpft seit dem Wochenende mit einem fast vollständigen Systemausfall. Experten arbeiteten rund um die Uhr an der Fehlerbehebung, sagte eine Sprecherin der zuständigen EU-Agentur GSA am Montag. Die Ursache sei noch nicht bekannt. Das Problem liege bei der Infrastruktur am Boden, nicht bei den Satelliten im Weltall. Nicht betroffen war den Angaben zufolge einzig der Such- und Rettungsdienst (SAR), mit dem Menschen in Notlagen aufgespürt werden können.
Für private Nutzer dürften die Folgen des Galileo-Systemausfalls dennoch gering bleiben. Ihr Smartphone wechsele automatisch zu einem anderen Navigationssystem, erklärte die Sprecherin. Neben Galileo, das eine höhere Präzision bieten soll, stehen das amerikanische GPS- und auf manchen Geräten auch das russische Glonass-System zur Verfügung.
Noch in der Initialphase
Bereits am vorigen Donnerstag war es zu einer ersten Störung des neuen europäischen Navigationssystems gekommen. Das Problem wuchs sich am Wochenende zum Komplettausfall aus. Erste Galileo-Dienste sind seit Dezember 2016 verfügbar, das System befindet sich aber noch in der sogenannten Initialphase. In der Praxis bedeutet das, dass eine durchgängige Erreichbarkeit noch nicht garantiert wird.
Mit dem milliardenschweren Prestigeprojekt Galileo will Europa unabhängig vom US-amerikanischen GPS werden. Derzeit befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn, vier weitere sollen Ende 2020 mit Ariane-Raketen ins All geschossen werden. Damit ist dann der Endausbau erreicht. Kontrollzentren stehen im bayerischen Oberpfaffenhofen und im italienischen Fucino. Die Verwaltung der europäischen Satellitennavigationsbehörde GSA sitzt in Prag.
Grössere Probleme hatte es zuletzt im Januar 2017 gegeben. Damals waren die Atomuhren an Bord mehrerer Satelliten ausgefallen. Reserve-Uhren mussten die Zeitmessung übernehmen. Dass es sich bei dem jetzigen Ausfall um eine Wiederholung des damaligen Zwischenfalls handeln könnte, schloss die GSA-Sprecherin aus.
Galileo war mit grosser Verzögerung und viel höheren Kosten als geplant an den Start gegangen. Ursprünglich sollte das System bereits 2008 in den Vollbetrieb gehen. 1999 plante die EU 2,2 bis 2,9 Milliarden Euro für den Galileo-Aufbau ein. Der derzeitige Kostenrahmen: Im EU-Budget bis 2020 sind 7,2 Milliarden für den Aufbau plus drei weitere Milliarden für den Betrieb vorgesehen.