Künstliche Intelligenz
10.07.2023, 08:30 Uhr
Ist KI ein Jobkiller oder Jobmotor?
Fluch oder Segen? Die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt sind kaum abzusehen.
(Quelle: Shutterstock/Stokkete)
Der Hype um den Chatbot ChatGPT und den Durchbruch generativer künstlicher Intelligenz ist enorm. Zahlreiche Berufsgruppen sind nervös geworden, weil ChatGPT Aspekte ihrer Arbeit schneller, besser und günstiger erledigen könnte. Auf der anderen Seite entstehen neue Berufsgruppen wie der Prompt-Redakteur, der aus KI-Anwendungen das Maximum herauskitzeln soll. KI hat somit das Potenzial, zu einem Jobkiller oder einem Schrittmacher zu werden. Was überwiegt, ist bei Experten noch umstritten.
Forscher der Investmentbank Goldman Sachs schätzen, dass ein Viertel aller Arbeitsplätze in den USA und Europa durch KI-Automatisierung gefährdet ist und bis zu 50 Prozent der von Menschen verrichteten Arbeiten durch Maschinen ersetzt werden können. Weltweit würden so bis zu 300 Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren.
Jack Klaassen wiederum, Director Innovation & Technology bei Macaw, einem Full-Service-Provider für die digitale Transformation, sieht den Einsatz von KI für die tägliche Arbeit als Gamechanger und wesentlichen Bestandteil der vierten industriellen Revolution. «Aus der Geschichte wissen wir, dass alle vorherigen tiefgreifenden Veränderungen in der Industrie eher mehr als weniger Arbeit geschaffen haben. Dennoch verändert sich die Aufgabenverteilung: Stellen fallen weg, verändern sich, neue kommen hinzu. Diese Phase führt immer zu Spannungen zwischen Beschäftigten, Unternehmen und der Gesellschaft. Alle sollten jetzt flexibel sein, um ihre Chancen zu erkennen und zu ergreifen. Es besteht die Gefahr, dass sich Unterschiede zwischen Ländern durch die Globalisierung der Wirtschaft noch mehr verstärken, wenn nicht alle KI mit dem gleichen Mut einsetzen.»
“Künstliche Intelligenz und Sprachmodelle sind vielleicht nicht Jobkiller, aber doch Jobveränderer, und natürlich stehen jetzt einige andere Berufsbilder im Fokus, die von künstlicher Intelligenz in der Vergangenheit nicht so stark betroffen waren.„
Jörg Herbers
Geschäftsführer von Inform
Geschäftsführer von Inform
Für Wieland Alge, CFO von Swarm Analytics, einem Start-up aus Österreich, das Verkehrsdaten für die Smart City von morgen analysiert, steht dagegen fest: «KI wird kein Jobkiller sein, sondern ein Schrittmacher. Vor allem weil es – im Gegensatz zu den disruptiven Automatisierungen, die wir schon erlebt haben – wenige manuelle Tätigkeiten betrifft. Die KI ersetzt keine Installateure. Die KI ersetzt keine Tischler. Die KI ersetzt keine Pflegekräfte. KI killt keine manuellen Tätigkeiten, sondern eher pseudokreative Tätigkeiten. Mediale Aufmerksamkeit für Bedrohungen der Kreativ- und Medienbranche ist normal, aber der disruptive Effekt von Automatisierungen war stärker.»
Einen neuen Aspekt hebt Jörg Herbers, Geschäftsführer von Inform, hervor: «KI und Sprachmodelle sind vielleicht keine Jobkiller, aber doch Jobveränderer, und natürlich stehen jetzt einige andere Berufsbilder im Fokus, die von KI in der Vergangenheit nicht so stark betroffen waren», sagt er. Man könne trotzdem erwarten, dass andere Berufsbilder entstehen. «Das ist ein Veränderungs-, aber auch ein Automatisierungsprozess. Nehmen wir die Programmierer, die jetzt Tools an die Hand bekommen, mit denen sie im gleichen Zeitraum im Zweifel mehr Output erzeugen. Oder wenn der Output gleich bleiben soll, kann der Arbeitseinsatz sinken. Das sind mögliche Bewegungen ins Negative für diese Berufsbilder. Es könnten aber auch neue Berufsbilder entstehen, wie das bei anderen technologischen Evolutionsstufen ebenfalls der Fall war.»
Autor(in)
Andreas
Dumont