Exklusiv
15.03.2012, 15:01 Uhr
Der iPad-3-Test
Unsere Kollegen von MacWorld konnten bereits einen Tag vor Verkaufsstart Hand anlegen und das neue iPad ausgiebig testen. Lesen Sie hier, was alles besser ist, was gleich geblieben ist und was unter dem Strich bleibt.
Jason Snell, unser Kollege von MacWorld.com, konnte das neue iPad bereits auf Herz und Nieren testen. Der Text auf den folgenden Seiten stellt eine Übersetzung und Zusammenfassung seines Tests dar. Hier gehts zum Originaltest (Englisch). Es dreht sich alles um Retina Den Begriff «Retina-Display» hat Apple 2010 mit dem iPhone 4 eingeführt. Man versteht darunter ein Display, das eine derart hohe Pixeldichte aufweist, dass man die einzelnen Bildpunkte von blossem Auge nicht mehr unterscheiden kann. Obwohl das neue iPad eine Pixeldichte von 264 dpi aufweist und damit deutlich hinter dem iPhone-4(S)-Display mit seinen 326 dpi zurückbleibt, spricht Apple hier auch von einem Retina-Display. Die Begründung: Da man ein Tablet nicht so nahe ans Auge führt wie ein Smartphone, funktioniert der Retina-Grundsatz trotz der geringeren Pixeldichte. Um diesen Effekt trotz des im Vergleich zum iPhone mit 9,7 Zoll deutlich grösseren Bildschirms zu erreichen, hat Apple dem neuen iPad eine riesige Auflösung von 2048 x 1536 Bildpunkte spendiert. Im Vergleich zum iPad 2 ergibt dies in der Summe vier Mal mehr Pixel als beim iPad 2, bei gleich bleibender Display-Grösse. Das Resultat fühlt sich ähnlich an, wie wenn man von einem früheren iPhone auf das iPhone 4 wechselt, stellt also einen grossen Qualitätssprung dar. Von der schärferen Auflösung profitieren Text, Fotos und Videos. Insbesondere bei der Anzeige von Fotos und Videos merkt man einen deutlichen Unterschied zum Vorgänger. HD-Videos müssen sogar noch hochgerechnet werden, da die Auflösung des neuen iPads über dem Full-HD-Standard (1920 x 1080) liegt. Das neue Retina-Display nimmt aber auch Entwickler in die Pflicht. Diese müssen ihre Apps so anpassen, dass sie die Vorteile der höheren Bildschirmauflösung ausnutzen. Die meisten Apps funktionieren aber auch jetzt schon problemlos auf dem neuen iPad und sehen dabei auch gut aus. Bei einigen Anwendungen kann die höhere Auflösung jedoch zu Problemen führen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Mehr Geschwindigkeit? Jein. Mehr Geschwindigkeit? Jein. Das neue iPad ist kaum schneller als das iPad 2. Kein Wunder, denn der Prozessor ist im Prinzip der gleiche wie im Vorgängermodell (Dual-Core-CPU mit 1 GHz). Der neue Chip namens A5X hat dafür einen deutlich aufgebohrten Grafikprozessor bekommen. Der Grund liegt in der hohen Display-Auflösung, die viel Grafikpower erfordert. Während die Prozessorleistung und damit auch die Leistung beim Surfen im Web also praktisch gleichauf mit dem iPad 2 liegt, wurde die Grafikleistung spürbar verbessert. Zumindest in den beiden Benchmarks «GLBench Egypt offscreen» und «GLBench Pro offscreen» beträgt das Leistungsplus gegenüber dem iPad 2 rund 60 Prozent. Das Gerät Um es kurz zu machen: Das neue iPad sieht dem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Nur im Detail sind Unterschiede zu erkennen, etwa dass die rückseitige Kameralinse eine Spur grösser wurde. Allerdings ist das Apple-Tablet ein wenig dicker und schwerer geworden. War das iPad 2 noch 8,8 mm dünn, sind es jetzt 9,4 mm. Ein Unterschied, der in der Praxis allerdings kaum auffällt. Die Gewichtszunahme fühlt man hingegen deutlich: Das iPad ist rund 50 Gramm schwerer als sein Vorgänger. Mit rund 650 Gramm ist das neue iPad kein Leichtgewicht. Wirklich dramatisch ist die Zunahme aber auch nicht, denn man hält das Tablet ja in der Regel ohnehin mit zwei Händen. Doch wieso hat Apple das ungeschriebene Gesetz gebrochen, nach dem ein neues Gerät immer kompakter, dünner und leichter als sein Vorgänger sein muss? Dafür gibt es eine einfache Erklärung: der Akku. Das neue Retina-Display mit seiner riesigen Auflösung und der aufgebohrte Grafikchip sind Stromfresser. Apple wollte aber unbedingt, dass das neue iPad Punkto Akkuleistung mit dem Vorgänger mithalten kann. Das Ziel waren also um die 10 Stunden Batterielaufzeit. Und dies konnte Apple nur mit einem deutlich grösseren Akku erreichen. Dessen Kapazität stieg von 25 Wattstunden auf 42,5 Wattstunden – und damit natürlich auch die Dimensionen und das Gewicht der Batterie. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Kamera, LTE und Fazit Kamera Die Kamera des iPad 2 war nicht besonders gut. Das wollte Apple mit der Neuauflage ändern, und das ist auch klar gelungen. Die neue rückseitige Kamera löst mit 5 Megapixeln auf und kommt in Sachen Bildqualität sogar fast an die Kamera des iPhone 4S heran. Wahrscheinlich verfügt das neue iPad über die beste Kamera, die je in ein Tablet eingebaut wurde. Bemerkenswert auch die Videoqualität der Kamera, die in der Lage ist, Videos in Full-HD-Auflösung aufzuzeichnen. Spracherkennung ja, Siri nein Apple hat dem neuen iPad auch eine Spracherkennung spendiert, wobei der Begriff «Diktierfunktion» hier passender ist. Denn die intelligente Spracherkennung namens Siri, die mit dem iPhone 4S eingeführt wurde, sucht man beim iPad vergeblich. Schade! Immerhin lassen sich mit der Diktierfunktion aber einigermassen bequem Texte diktieren. (Kein) LTE Auf eine ausführliche Beschreibung der LTE-Funktion verzichten wir an dieser Stelle, da diese in der Schweiz ja nicht verfügbar ist (Computerworld.ch berichtete). Da das neue iPad aber auch den derzeit schnellsten 3G-Standard HSDPA+ unterstützt, der Geschwindigkeiten von bis zu 42 Mbit/s ermöglicht, lässt sich mit dem neuen iPad dennoch sehr schnell im Internet surfen – vorausgesetzt, der Empfang stimmt. Praktisch: Das iPad hat in der neuen Version auch eine Personal-Hotspot-Funktion vorzuweisen. Damit lässt sich die Mobilfunkverbindung bequem mit anderen Geräten teilen. Optionen und Preise Wie schon das iPad 2 ist auch die dritte Modellgeneration in verschiedenen Varianten mit oder ohne Mobilfunkverbindung und mit Speicherkapazitäten zwischen 16 und 64 GB erhältlich. Das preisgünstigste 16-GB-Modell dürfte für die meisten ausreichend Speicher bieten. Es gilt aber zu bedenken, dass durch die höhere Displayauflösung und die bessere Kamera auch entsprechende Inhalte in ihrer Dateigrösse anwachsen: Apps, die für das Retina-Display optimierte Grafiken beinhalten, HD-Videos, Fotos etc. Fazit Das neue iPad ist ein Modell-Update, nicht mehr und nicht weniger. Es ist zwar geringfügig dicker und schwerer, verfügt aber über ein bemerkenswertes Display, eine deutlich bessere Kamera und schnellere Datenverbindungen. Alles in allem ist es dasselbe iPad, das schon in der zweiten Generation Millionen Menschen begeistert hat, einfach um ein Jahr besser. Besitzer eines iPad 2 können demnach beruhigt sein: Ihr Gerät ist auch für ein weiteres Jahr noch gut und gehört angesichts der dritten Generation noch nicht zum alten Eisen. Sie dürften aber zumindest einmal einen Blick auf das Display des neuen iPads werfen wollen. Und wer dieses Retina-Display einmal gesehen hat, wird wahrscheinlich Mühe haben, sich wieder mit dem alten zufriedenzugeben.